Drogenberatung in St. Veit
"Befürchtungen sind nicht eingetroffen"

- Claudia Scheiber (2. v. li.) konnte ein hochkarätiges Expertenteam und Ehrengäste zur Fachtagung begrüßen.
- Foto: MeinBezirk
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Zum dritten Mal lud die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens (AVS) und das Team der Drogenambulanz Kärnten rund um Claudia Scheiber zur Fachtagung nach St. Veit
ST. VEIT. Der Andromedasaal im Kunsthotel Fuchspalast war bis auf den letzten Platz ausgefüllt, zahlreiche Mitarbeiter von Kärntens Suchtberatungsstellen, von Krankenanstalten, der Landespolizei und anderen suchtspezifischen Institutionen waren anwesend, um sich von einem hochkarätigen Team von Fachreferenten über Neuheiten und Trends in der Suchtberatung informieren zu lassen. Die Referenten waren begeistert von dem Andrang an Zuhörern und bestätigen, dass dies die größte Veranstaltung in Österreich ist, um Menschen, die in der Suchtberatung arbeiten, zu informieren und zu vernetzen.
"Probleme sind nicht sichtbar"
Der St. Veiter Bürgermeister Martin Kulmer stellte in seinen Begrüßungsworten die Wichtigkeit des Themas dar. St. Veit hat seit rund zwei Jahren eine Drogenberatungsstelle.
"Als wir in der Stadtpolitik damals mit dem Thema konfrontiert wurden, gab es eine heftige interne politische Diskussion",
erinnerte er sich, "denn die Problematik ist nicht wirklich sichtbar, vieles passiert zu Hause hinter verschlossenen Türen. Wir dachten, in St. Veit gibt es kein Drogenproblem." Durch ein Vernetzungstreffen mit verschiedenen Stellen und der Polizei sowie Schuldirektoren wurde recht schnell klar, dass die Drogenproblematik auch im Raum St. Veit vorhanden ist.
Hilfe vor Ort
Mittlerweile hat sich die Drogenberatungsstelle etabliert und vielen Menschen konnte geholfen werden. "Die Befürchtungen, dass sich vor dieser Beratungsstelle Schlangen von Drogensüchtigen bilden und Spritzen herumliegen, die dann unsere Kinder in die Hände bekommen, haben sich nicht bewahrheitet", ist Kulmer überzeugt. Weiters dankte er in seiner Rede den vielen anwesenden Menschen, die in der Suchtberatung arbeiten für ihren wertvollen Beitrag - "auch wenn die Rahmenbedingungen etwas schwierig sind."
Drogenambulanzen ausbauen
Diese Rahmenbedingungen können nur mithilfe der Politik verbessert werden. Darauf ging auch Landesrätin und Gesundheitsreferentin des Landes, Beate Prettner ein. So sollen auch weiterhin die Drogenambulanzen in ganz Kärnten ausgebaut werden. "Im Kampf gegen die Suchtprobleme tauchen immer wieder neue Probleme auf, auch wenn wir für andere Lösungen gefunden haben", ist Prettner bewusst, "und es bedarf noch viel Aufklärungsarbeit." Vor allem im schulischen Bereich ist man dabei, weiterhin Multiplikatoren auszubilden. So sollen in Zukunft auch Amtsärzte entsprechend geschult werden.
Junge von Drogen abhalten
Denn die Prävention ist ein ganz großes Thema in der Landespolitik. Die Netzwerke müssen gestärkt werden, um das Suchtproblem in ganz Österreich in den Griff zu bekommen. Die Fachtagung unter dem Thema "SehnSUCHT und Wirklichkeit 3.0" sollte einige aktuelle Themen aufgreifen, denn die Arbeit mit Konsumenten illegaler Substanzen bringt immer wieder herausfordernde und neue Situationen mit sich.
Abstinenz ist nicht mehr das Ziel
So ging beispielsweise der Referent Philipp Kloimstein, Primarius und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene, in seinem Referat "Von der Abstinenz zur Akzeptanz" auf die Veränderungen in der modernen Gesellschaft ein. Die Sucht ist nichts Neues, man kann darüber in der Bibel oder noch älteren Schriften wie dem Codex Hammurapi nachlesen. Dass Verbote und Restriktionen keinen durchschlagenden Erfolg haben ist mittlerweile bekannt, auch, dass man Suchtkrankheiten niemals ausrotten wird. An den Beispielen von Nikotin-, Alkohol- und andern Abhängigkeiten veranschaulichte er, dass man mit dem Ziel zur Abstinenz nur wenig erreichen kann. Kloimstein wies allerdings auch auf die sogenannte Behandlungslücke hin und auf den Fachkräftemangel, um diese ausgleichen zu können.
Schaden eingrenzen
In der modernen Suchtberatung geht es darum, den Patienten ein möglichst langes Leben zu ermöglichen. Es werden Suchtersatzmittel angeboten, die das Risiko früher zu sterben minimieren. Kloimstein klärte auch darüber auf, dass eine Abhängigkeit meist gemeinsam mit einer psychischen Erkrankung auftritt. So leben psychisch kranke Menschen um rund 25 Jahre weniger, als nicht psychisch Kranke, wenn sie nikotinabhängig sind. Denn die häufigste Todesursache bei psychisch kranken Menschen ist Lungenkrebs. Menschen, die von Opioiden abhängig sind, haben beispielsweise sehr gute Chancen mit Ersatzmitteln länger zu leben. Im Grunde geht es darum, den Schaden, welchen abhängig machende Substanzen dem Körper anrichten, zu verringern. Die Mediziner sprechen hierbei von Harm Reduction.
Zur Sache
Drogenberatungsstelle der AVS
Villacher Straße 8
9300 St. Veit
Öffnungszeiten
Montag von 16 bis 18.30 Uhr
Mittwoch von 9 bis 12 Uhr
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr




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