Wenn die Angst Besitz ergreift
Annelie Pugganig gründet die erste Selbsthilfegruppe "Angst und Depression" in St. Veit.
Zwölf Jahre lang dauerte ihr Weg zurück zur Normalität. Ohne dass Annelie Pugganig mit Angstzuständen leben musste - und ohne, dass sie ihre Depressionen quälten. Zu dieser Zeit, vor fast 30 Jahren, wusste man noch fast nichts über die Panikattacken, die sie durchleiden musste und in denen sie regelmäßig Todesangst hatte. Unklare Diagnosen und unpassende Therapien verlängerten diese Krankheit - bis die richtigen Therapien schließlich anschlugen.
Diese Normalität sollte aber nicht endgültig anhalten. "Ich habe mir gedacht, ich hätte alles überstanden, arbeitete oft bis zu 18 Stunden am Tag - dann erlitt meine Familie einen schweren Schicksalsschlag und alles ging von vorne los", erzählt Pugganig. Wieder dauerte es lange, bis sie ohne Depression leben konnte. Doch während eines Krankenhausaufenthaltes merkte sie, wie gut es tat, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. "Was man durchmacht, wenn man Depressionen hat, versteht nur jemand, der das gleiche Schicksal teilt. Auch die engsten Angehörigen können kaum Verständnis für einen aufbringen", sagt Pugganig.
Jetzt entschloss sie sich, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, in der sich Betroffene austauschen können. Das erste Treffen der Gruppe findet am Donnerstag, dem 21. Feber im Krankenhaus St. Veit statt. Der Bedarf nach so einer Gruppe ist zweifellos da: In Österreich leben laut offiziellen Angaben 400.000 Menschen mit Depressionen - die Dunkelziffer ist hoch.
Erste Anzeichen für eine Depression: Man ist andauernd traurig, niedergeschlagen, antriebslos, und zieht sich immer öfter zurück. "Wenn das länger als zwei Wochen andauert, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen", rät Pugganig - je eher eine Depression erkannt wird, desto einfacher ist es oft, wieder gesund zu werden. Eine Diagnose ist in vielen Fällen schwierig: "Eine Depression hat niemals nur eine einzige Ursache. Oft versteckt sie sich auch hinter körperlichen Beschwerden", sagt Pugganig.
Mit der Selbsthilfegruppe, die sie mit Hilfe des Dachverbandes Selbsthilfe Kärnten gegründet hat, möchte sie nicht nur Betroffenen helfen sondern auch dazu beitragen, etwaige Schwellenängste abzubauen. Pugganig: "Das Wort 'Burnout' ist heutzutage in aller Munde - aber Depressionen sind noch immer mit Tabus behaftet. Dabei kann ein Burnout die Vorstufe zu einer schweren Depression sein."
Selbsthilfegruppe Angst und Depression St. Veit
Erstes Treffen: Donnerstag, 21. Feber, 18 Uhr im Krankenhaus St. Veit
Anmeldungen bei Annelie Pugganig unter Tel.: 0664/217 75 44 oder per E-Mail: a.pugganig@gmx.at
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