Interview
Mario Spendier: "Für Tourismus-Projekt ist es 70 Jahre zu spät!"
Seit der letzten Gemeinderatssitzung ist Mario Spendier (40) neuer Vizebürgermeister von Straßburg und Ortsparteiobmann der Straßburger ÖVP. Im WOCHE-Interview äußert er sich zur Vision Straßburg 2.0 und stellt seinen Fahrplan bis zu den nächsten Wahlen 2021 vor.
WOCHE: Ist Ihnen die Entscheidung, Werner Simon zu folgen, schwer gefallen?
SPENDIER: Natürlich ist es eine große Herausforderung, so ein Amt mit relativ wenig politischer Erfahrung zu übernehmen. Werner Simon hat mich ja vor den letzten Wahlen erst in die Politik gebracht. Sein Rücktritt hat viele Mitglieder in der Straßburger ÖVP aufgerüttelt, in Zukunft wieder mehr bewegen zu wollen.
Werden Sie 2021 auch für die ÖVP als Bürgermeister kandidieren?
Das steht zum heutigen Zeitpunkt noch nicht fest. Ich habe mir in der kurzen Zeit, die ich jetzt im Amt bin auch noch keine Gedanken in diese Richtung gemacht. In erster Linie geht es jetzt darum, dass die Partei stabil weiterläuft und sich bis 2021 gut entwickelt.
Welche Entwicklungen werden das sein?
Ein wichtiges Anliegen von mir ist die Verjüngung der Partei. An mir selbst sehe ich, dass ein Quereinstieg in die Kommunalpolitik sehr gut möglich ist. Ich will künftig nicht nur die eingesessenen ÖVP-Anhänger gewinnen, sondern jeden, der etwas für Straßburg tun will.
Was werden Sie für Straßburg tun?
Straßburg muss für die Bürger, aber vor allem für Familien attraktiver werden. Straßburg muss eine wohnhafte Gemeinde werden. Alleine durch Tourismus und Wirtschaft wie dies mit der Vision Straßburg 2.0 versucht wird, kann das nicht funktionieren.
Das heißt Sie sind gegen das Zukunftsprojekt?
Es gibt Maßnahmen im Konzept, die grundsätzlich nicht schlecht sind. Ich sehe diese aber in rein touristischer Sicht nicht umsetzbar. Für ein Tourismus-Projekt sind wir 70 Jahre zu spät dran. Außerdem ist das Thema der Hexenverbrennungen historischer Blödsinn, da die Zahl der Verbrennungen in Straßburg schwindend gering war. Das Thema ist auch moralisch zu hinterfragen. Man sollte so ein Kapitel der Geschichte nicht in dieser Art und Weise aufarbeiten.
Für die Umsetzung der Vision 2.0 braucht es einen Grundsatzbeschluss im Gemeinderat ...
Wir werden vorschlagen, noch vor dem Grundsatzbeschluss Bürgergruppen bzw. Initiativen zu bilden, um uns Meinungen einzuholen. Man spürt in der Gemeinde nämlich bereits Gegenwind, viele Bürger sind gegen diese Idee.
Welche konkreten Ansätze und Ideen haben Sie im Gegenzug?
Wir haben einen Antrag für eine Studentenförderung eingebracht. Junge Leute, die noch in Straßburg wohnen, aber auswärts studieren, sollen 200 Euro Förderung erhalten. Außerdem ist ein Antrag für eine Gemeinde-App in Arbeit. Damit wollen wir von Seiten der Gemeinde den Draht zu den Bürgern stärken.
Gibt es Pläne, die Straßburger Jugend im Ort zu halten?
Es gibt einen Antrag von Gemeinderat Anton Ruhdorfer, dass bei Veranstaltungen ein Shuttlebus im Tal eingerichtet wird. Damit könnte man auch eine zusätzliche Verbindung nach St. Veit oder Klagenfurt herstellen.
Damit fährt man die Jugend doch aus der Stadt hinaus?
Wichtig ist für uns, dass junge Leute hier wohnen bleiben und nicht in die Städte ziehen, weil es dort mehr Angebot für sie gibt. Deshalb müssen wir der Jugend entsprechende Mittel zur Verfügung stellen.
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Zur Person: Mario Spendier (40) war bis vor drei Jahren bei verschiedenen Firmen in ganz Kärnten im IT-Bereich tätig. Seit 2016 betreibt er die elterliche Landwirtschaft auf der Krassnitz im Vollerwerb. Bei der letzten Gemeinderatswahl 2015 trat er hinter Wegbereiter Werner Simon als Listen-Zweiter der Straßburger ÖVP an. Nach dem gesundheitsbedingten Rücktritt von Werner Simon hat Spendier die Ämter als Vizebürgermeister, Stadtrat und Ortsparteiobmann übernommen.
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