Gedenken der Italiener in Steyr

- Giuseppe Valota mit seiner Frau am Friedhof in Steyr
- Foto: Mauthausen Komitee Steyr
- hochgeladen von Sandra Kaiser
Kleine Delegation aus Sesto San Giovanni besuchte Steyr.
STEYR. Da die Angehörigen der italienischen KZ-Opfer aufgrund der COVID- Situation Mitte Mai 2021 nicht zur Befreiungsfeier nach Steyr kommen konnten, besuchte nun eine kleine Delegation aus Sesto San Giovanni, einer Industriestadt im Norden von Mailand, Steyr, um ihrer ermordeten Angehörigen zu gedenken.
Giuseppe Valota, dessen Vater Guido Valota auf einem Todesmarsch am 5. oder 6. April 1945 in Steyr auf der Brücke über die Enns getötet wurde, kommt seit 14 Jahren regelmäßig nach Steyr. Beim Italiener-Denkmal am Friedhof wies der 82-jährige in einer berührenden Rede darauf hin, wie wichtig die Erinnerung an die Opfer für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft ist. „Wir müssen aufmerksam und wachsam sein, Europa muss ein Kontinent des Friedens, der Vermittlung von Werten und der sozialen Gerechtigkeit sein“, sagte Valota. Ohne Kenntnis der Geschichte und ohne Erinnerung bestehe die Gefahr, dass sich die Geschichte, wenn auch in anderer Weise, wiederhole.
Gemeinsam mit Vertretern des Mauthausen Komitees Steyr wurde zum Gedenken ein Blumenbukett mit den Schleifen beider Länder niedergelegt. Damit sollte auch auf die gemeinsamen Werte hingewiesen werden, die beide Organisationen seit vielen Jahren verbindet, Menschenrechte und Engagement gegen den Faschismus. Gedacht wurde auch an Cesare Lorenzi, der neben anderen KZ-Lagern auch im Außenlager Münichholz inhaftiert war. Er starb 14 Tage nach der Befreiung 1945 an den Folgen der KZ-Haft. Seine Tochter kam seit vielen Jahren immer wieder nach Steyr, um seiner zu gedenken, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen heuer nicht dabei sein.
Beeindruckt hat die Gruppe auch das neue Denkmal am Urnenfriedhof, das an 800 KZ-Häftlinge erinnert, deren Urnen 1948 hier beigesetzt wurden. Große Beachtung fand die neue Inschrift beim Taborstollen. Beim Bau des Stollens waren 1943 auch italienische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter eingesetzt. Als man sich verabschiedete, sagte der 82-jährige Giuseppe Valota: „Ich bin jetzt so berührt, dass jedes Wort, dass ich jetzt sagen würde, banal klingt“.


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