Gefangen
Mit Hass im Netz konfrontiert
Cyber-Mobbing und Cyber-Bullying stellen viele Jugendliche vor große psychische Herausforderungen.
STEYR. Unter Cyber-Mobbing und Cyber-Bullying versteht man das bewusste Beleidigen, Bloßstellen, Bedrohen und Belästigen mithilfe von Handy und Internet. Vor allem Videoplattformen und soziale Netzwerke werden für derartige Angriffe missbraucht. "Für viele Menschen ist es einfacher, Hasspostings beziehungsweise Hasskommentare im Internet zu schreiben, als das seinem Gegenüber direkt ins Gesicht zu sagen. Grund hierfür ist einerseits, dass sich Täter im Netz anonym fühlen, andererseits wird online mit Hilfe weniger Klicks ein großes Publikum erreicht", erklärt David Wahl vom Jugendservice des Landes OÖ in Steyr. Doch wo beginnt Hass und wo endet er? "Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Spektrum von sehr unhöflichen Postings bis hin zur Erfüllung von Straftatbeständen wie der gefährlichen Drohung reicht", so Wahl.
Mädchen sind stärker betroffen
Cyber-Mobbing kann grundsätzlich jeden treffen, allerdings sind Frauen und Mädchen stärker davon betroffen. "Vielfach wird versucht, Hasskommentare als ,Meinung‘ zu deklarieren oder mit ,das wird man ja wohl noch sagen dürfen‘ abzuschwächen. Freie Meinungsäußerung ist ein wichtiges und hohes Gut und muss geschützt werden. Beleidigungen, Rassismus oder Gewaltandrohungen haben jedoch mit freier Meinungsäußerung gar nichts zu tun und sind definitiv nicht ok." Das persönliche Erleben von Hasspostings im Internet kann viele negative Auswirkungen für die Betroffenen haben. Diese gehen von Angst- und Unruhezuständen, Problemen mit dem eigenen Selbstbild sowie Depressionen bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen.
„Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen sind auch online strafbar und können bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden.“
David Wahl
"Derartige Belastungen wirken sich auf das familiäre und soziale Umfeld, die Schule und die Arbeit aus. Es bleibt jedoch nicht bei den psychischen Folgen der Betroffenen. Hasspostings verändern die gesamte Gesellschaft und beeinflussen unser Verhalten, die demokratische Debattenkultur und die Meinungsbildung insgesamt", so der Experte. Bei Hass im Netz geht es meist darum, andere Menschen anzugreifen und abzuwerten. "Die gegenwärtige Covid-Situation führt sehr häufig zu massiven Beleidigungen und Bedrohungen bis hin zu den vielbesagten Verschwörungstheorien. Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung ist ebenfalls omnipräsent. Sehr gerne werden auch falsche Gerüchte oder erfundene Tatsachen über bestimmte Gruppen verbreitet. Nicht zu vergessen ist das sogenannte Bodyshaming, bei dem all jene, die nicht den gängigen Vorstellungen von Attraktivität entsprechen, angegriffen werden und dafür respektlose Kommentare ernten."
Was kann man dagegen tun?
Als erster Schritt bietet sich an, die Person, welche Hasspostings einsetzt, zu sperren. Tauchen diese Postings trotzdem auf, kann der Jugendliche dies dem Betreiber melden. "Man kann auch einfach sachlich mitteilen, dass man mit den Hasspostings nicht einverstanden ist. Vielfach überzeugt man damit nicht die Ersteller, aber vielleicht so manche Mitlesende. Und Jugendliche müssen nicht alles alleine aushalten oder machen. Man holt sich am besten Unterstützung bei Menschen, denen man vertraut oder bei einer Beratungsstelle. Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen sind auch online strafbar und können bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden. Man muss jedoch Beweise, beispielsweise in Form von Screenshots, sichern", erklärt Wahl. "Hass ist jedenfalls nie ok und es bedarf eines Bewusstwerdens und Entgegenwirkens der Gesellschaft und jedes Einzelnen, um das Problem von Hasspostings zu lösen.“
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