„Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung"

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STEYR. „Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in einem offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut 'Nein' zu sagen" formulierte schon Kurt Tocholsky im Jahr 1921.

Knapp 100 Österreicher hatten in der Zeit von 1938 bis 1945 Charakter bewiesen und Menschen vor dem sicheren Tod gerettet, indem sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. All jenen ist die Ausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung" gewidmet, die am 11. September im Museum Arbeitswelt in Steyr eröffnet wurde. Gast bei der Eröffnung waren unter anderem die Kuratoren Albert Lichtblau und Michael John, der Botschafter Israels Aviv Sheron, Shaya Ben Yehuda, Direktor für internationale Beziehungen (Yad Vashem Jerusalem) sowie zwei Zeitzeugen, die selber von Gerechten gerettet wurden.

Ehrentitel für Retter
„Gerechte/r unter den Völkern" lautet der Ehrentitel, mit dem diese Menschen vom Staat Israel ausgezeichnet werden. Es ist die höchste Auszeichnung, die in Israel einem Nicht-Juden zuteil werden kann. All ihre Geschichten zeugen von Menschlichkeit unter widrigsten Umständen, erzählen von Lebensgefahr, Angst und Entbehrungen. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Fragen: „Wer waren diese Leute? Was bewog sie dazu, ihr Leben für andere, teils unbekannte Personen aufs Spiel zu setzen? Wie gingen sie vor? Wer half ihnen dabei? Und vor allem: Welche Relevanz hat ihre Geschichte für die Gegenwart?" Dabei liegt ganz besonderes Augenmerk auf den österreichischen Gerechten, teilweise sogar Oberösterreichern. Obwohl die Gruppe hier zahlenmäßig eher "klein" ist, ist sie doch sehr vielfältig: Geholfen haben Junge und Alte, Männer und Frauen, Menschen aus allen sozialen Schichten, sogar Angehörige der Wehrmacht. Sie alle handelten aus reiner Menschlichkeit.

„Ich fürchte mich nicht vor den Menschen, nur vor Gott"
Journalistin und Kunstkritikerin Angelica Bäumer ist eine der Geretteten, die bei der Eröffnung ihre Geschichte erzählte. Im Sommer 1944, Angelica war 12 Jahre alt, stand ihre Familie auf der Liste für die Deportation. Pfarrer Balthasar Linsinger zögerte nicht einen Moment und versteckte die fünfköpfige Familie im Pfarrhof in Großarl (Salzburg). „Er war ein schlichter, frommer Mann", so Bäumer, „Ich habe ihn gefragt, ob er nicht Angst habe. Er antwortete, dass er sich nicht vor den Menschen fürchte. Die einzige Instanz, vor der er Angst habe sei Gott." Familie Bäumer überlebte dank der Hilfe des Pfarrers, der als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet wurde. Das Faszinierende an diesen Menschen sind aber nicht nur ihre guten Taten, sondern, dass sie diese als Selbstverständlichkeit annahmen. „Ich hoffe, dass die viele die Ausstellung besichtigen werden", so Botschafter Sheron, „damit wir alle lernen, dass man Mut und Charakter besonders in schwierigen Zeiten zeigen kann und soll."

Kampf um Anerkennung
Besonders berührend war auch die Rede von Shaya Ben Yehuda, der von einem „Licht in der Dunkelheit" sprach, das die Gerechten schufen: „Man muss im Leben eine Entscheidung treffen und sich fragen, 'Wo will ich stehen? Auf der guten oder bösen Seite?' Die Juden sollen und werden jene nie vergessen, die sie unterstützt haben. Wir dürfen nicht schweigen, sondern müssen Brücken bauen und den Hass beenden." Vorsitzender des Vereins „Österreichische Freunde von Yad Vashem", Günther Schuster, sprach vom langen Kampf um Anerkennung: „Vielen Gerechten wurde die Anerkennung lange Zeit verweigert. Auch nach Kriegsende. Sie wurden bedroht und als Verräter beschimpft." Außerdem wagt Schuster einen Blick in die Zukunft: „Die Nachforschungen sind noch nicht beendet, das ist erst der Anfang. Wir hoffen auf ein Holocaust-Museum, dass diese Ausstellung beinhaltet. Es ist wichtig, die Fakten zu kennen."

Unter die Haut ging auch die Geschichte der anwesenden Anna Hackl aus Schwertberg, Oberösterreich: Ihre Familie (Familie Langthaler) versteckte unter höchster Gefahr zwei russische Kriegsgefangene zur Zeit der Mühlviertler Hasenjagd und rettete ihnen somit das Leben. Ein Interview mit ihr ist im Rahmen der Ausstellung zu sehen.

Zivilcourage auch heute ein Thema
Die Ausstellung selbst beeinhaltet Informationen über die NS-Zeit („Es ist wichtig zu wissen, was damals los war, um zu verstehen, was die Menschen aufs Spiel setzten", so Albert Lichtblau), ein sogenanntes „Täterspalier", in dem die Hauptpersonen aufgezeigt werden, ein Eintauchen in konkrete Bedrohungsszenarien, einen Raum der Gerechten sowie drei erhöhte Ebenen, auf denen internationale Gerechte vorgestellt werden. Im Schlussabschnitt wird das Thema Zivilcourage ausgeweitet und in einen breiteren Kontext gestellt, der über die NS-Jahre hinausweist. Mit Personen wie Mahatma Gandhi, Martin Luther King oder Nelson Mandela wird die Ausstellung abrundet.

Die Ausstellung ist noch bis Dezember zu sehen, bevor sie ihre Reise durch alle Bundesländer antritt. Öffentliche Führungen werden jeweils am Samstag, 19. Oktober, 23. November und 21. Dezember um 11 Uhr angeboten. Anmeldung ist erforderlich. Außerdem gibt es Programme für Schulklassen ab der achten Schulstufe. Mehr Informationen auf: http://www.museum-steyr.at

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