Gerhard Weissensteiner
Ein kleiner Holzknechtbub entdeckt die große Stadt

Foto: Gerhard Weissensteiner
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Autor und Heimatforscher Gerhard Weissensteiner erzählt von seinen ersten Erfahrungen in Steyr.

SCHIEDLBERG. "Ich besuchte kürzlich wieder einmal das Taborrestaurant, wo ich Kellner lernen durfte. Unter mir meine geliebte Stadt Steyr. Im Hintergrund die Berge meiner Heimat. Plötzlich überfällt mich die Erinnerung an meine Lehrzeit. Mir fallen spontan alle Erlebnisse, wie sie sich vor fünfzig Jahren abgespielt haben, wieder ein. Ich kann mich noch an alles genau so erinnern, als ob es erst gestern gewesen wäre", erzählt Weissensteiner. 
Er war während seiner Kindheit nur dreimal in Steyr. Einmal im Krankenhaus zur Mandelentfernung und zweimal bei einem Internisten. "Begleitet wurde ich da von meiner Oma. Meine Eltern hatten für solche „Spaumpanadln“, ganz einfach keine Zeit. Also war für mich die Stadt damals schon etwas Besonderes. Ist aber auch verständlich. War ja bis dahin nur im Holzknechtdorf Brunnbach mitten im Wald zu Hause. Wenn ich mich zurückerinnere verursachte mir das alleine mit dem Zug fahren nach Steyr, leises Bauchweh. Aber dann war ich plötzlich mitten drin. Es fiel mir nicht schwer, mich auch dieser Situation schnell anzupassen und Steyr wurde meine zweite Heimat". 
Durch den Herrn Ober bekam Weissensteiner hier den Feinschliff smeiner guten Erziehung. Mein Vater sagte einmal zu ihm: „In Zukunft heißt es „Herr Lehrer, Herr Gendarm und Herr Pfarrer und auf das Grüßen und auf das Bitte und Danke vergisst du auch nicht“. Um ihm die Feinheiten der guten Benimmregeln zu vermitteln hatte er aber einfach keine Zeit. Er war ja jeden Tag als Holzknecht im Hintergebirge bei der Arbeit.

Harte Lehrjahre

"Meine Lehrzeit war hart und ich bin mir sicher, dass in der heutigen Zeit kein einziger Jugendlicher sich bereit erklären würde unter solchen Bedingungen zu arbeiten. Er würde schon nach zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit kommen. Für mich wäre es einfach undenkbar gewesen, meinen Lehrberuf vorzeitig abzubrechen. Ich hätte mich nie wieder in meine Heimat und vor meinen Vater zu treten getraut. Die Schande wäre einfach zu groß gewesen", erinnert sich Weissensteiner.
Sehr vieles war für ihn ganz neu. Sogar das richtige Essen wurde ihm gelehrt. Ein Backhendl mit den Händen zu essen, wie es bei zu Hause und bei allen anderen Landbewohnern damals üblich war, war am Taborrestaurant, absolut verpönt. Also hat er auch gelernt, es mit Messer und Gabel zu essen. "In meinem Lieblingsbuch „Geist der Kochkunst“ von Joseph König aus dem Jahr 1822, wird schon in einem eigenen Kapitel beschrieben „Wie ein Knab’ sich verhalten soll, wenn er mit zu Tische sitzt“. Heute kann ich mich bei allen, die mich durch die Lehrzeit begleitet haben, nur bedanken".
Weissensteiner durfte dann auch natürlich die Stadt Steyr mit allen ihren Persönlichkeiten und Geschäftsleuten kennenlernen. Aber auch die Gaststätten und Nachtlokale, die es schon lange nicht mehr gibt, wurden von ihm regelmäßig besucht. "Ich denke zurück an die Hechtendiele, an das Promenadenstüberl, an die „Blaue Kugel“, an das Cafe Stark und an alle anderen einschlägigen Etablissements. Ich war dort bald bei allen bestens bekannt". 
Auch war es Weissensteiner vergönnt, nach einer kurzen Zeit auf Saison, wieder nach Steyr zurückzukehren und da bis zu seiner Pensionierung als Polizist arbeiten zu dürfen. "Wenn ich heute über den Stadtplatz gehe, merke ich erst, wie viele Personen mit mir in den letzten fünfzig Jahren auf welche Art und Weise auch immer, Kontakt hatten. Von allen wird mir sowohl für meine Tätigkeit als Kellner aber auch als Polizist und Verkehrserzieher größte Wertschätzung entgegengebracht. Meine Heimat und meine Wurzeln habe ich jedoch nie vergessen. Die Heimatforschung über Brunnbach hat mir beim Schreiben meiner Bücher sehr geholfen. Meine Erlebnisse als Polizist in Steyr sind bereits als Manuskript für mein neues Buch bei meinem Verlag", so Weissensteiner.

Foto: Gerhard Weissensteiner
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