Arbeitskräftemangel
Fehlende Hände in der Gastronomie

Aufgrund Personalmangels geschlossene Lokale und geschrumpfte Speisekarten. Mittlerweile gang und gäbe in den Gemeinden. | Foto: panthermedia/karegg
  • Aufgrund Personalmangels geschlossene Lokale und geschrumpfte Speisekarten. Mittlerweile gang und gäbe in den Gemeinden.
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Verschlossene Türen – verwaiste Parkplätze. Dieses Bild kennen wir – es wird sich auch nicht so schnell ändern.

STEYR, STEYR-LAND. Schupf'n Wirt Reini Guttner: „Der Mitarbeitermangel wird für den Gast spürbar werden. Die Folgen sind geänderte Öffnungszeiten und mehr Sperrtage. Es liegt nicht mehr nur an der Bezahlung – wer schlecht bezahlt, wird über kurz oder lang keine Mitarbeiter mehr haben. Flexiblere Arbeitszeiten sind schwer möglich, die Gastronomie muss sich nach dem Gästeandrang richten. Wir arbeiten, wenn andere frei haben.“ In der Schupf'n wird dem Personalmangel mit geänderten Öffnungszeiten, beziehungsweise mit Reservierungsstopps entgegengehalten. „In meinem Betrieb passt es aufgrund unserer Größe sehr gut und unsere Gäste verstehen es mittlerweile auch, dass nicht mehr alles möglich ist. Mitarbeitersuche ist zurzeit auf Zufall aufgebaut. In einem Fischteich angeln wo nichts drin ist – da wird’s halt schwer. In unserem Fall werden wir uns nach dem Personal richten müssen. Sprich: weniger Personal = weniger Reservierungen." Das sei zwar nicht unbedingt wirtschaftlich, man könne die anwesenden Gäste zufrieden stellen: „Die Gastronomie wird sich in der nächsten Zeit verändern – auch bezüglich des Personals“.

Viele sind abgewandert

„Wir haben österreichweit zur Zeit rund 130.000 Beschäftigte mehr als vor Corona. Gleichzeitig gibt es kaum ausbildungsbereite Jugendliche im Gastgewerbe. Im Moment geht es allerdings nicht nur um Fachkräfte, sondern um Arbeitskräfte insgesamt", sagt Franz Sandmair, Geschäftsstellenleiter des Arbeitsmarktservice Steyr. Derzeit gebe es in der Region rund 300 Jobangebote im Bereich Gastronomie. Viele Beschäftigte seien während der Lockdowns in andere Branchen abgewandert und wollen nun nicht mehr zurück. Diese Arbeitskräfte gehen jetzt natürlich ab. Das kann für den einen oder anderen Betrieb natürlich kritisch sein. Insgesamt hätten die Dienstleistungsberufe ein schlechteres Image als zum Beispiel verwaltende oder auch technische Berufe.

„Angeschlagenes Image der Gastronomie gehört wieder aufpoliert“, so Franz Sandmair, Geschäftsstellenleiter des AMS Steyr

"Das AMS kann natürlich den Personalmangel in der Gastronomie nicht verändern, wir bilden schließlich keine Personen aus und können die Arbeitsplätze nicht gestalten. Vielfach gehe es um den Ruf, den ein Arbeitgeber in der Bevölkerung hat", so Sandmair. Dazu komme: "Derzeit sind die Einkommen in der Gastronomie im Allgemeinen viel geringer als in anderen Branchen. Aber es geht nicht nur ums Geld. Fehlende Wertschätzung gegenüber seinen Mitarbeitern rächt sich heutzutage mehr als je zuvor." Flexible Arbeitszeiten können laut dem AMS-Geschäftsstellenleiter ein wichtiger Anreiz sein: "Allerdings nur dann, wenn der Arbeitnehmer derjenige ist, der davon profitiert. Die Gestaltung der Arbeitszeiten in der Gastronomie spielt eine wesentliche Rolle. Eine Fünf-Tage-Woche sollte sowieso schon Standard sein. Ebenso regelmäßige, planbare Freizeit an bestimmten Wochenenden und Abenden. Schließlich haben auch diese Menschen ein Familienleben und wollen sich mit Freunden treffen können." Die Tipps des AMS-Chefs an die Gastronomen: „Kümmert euch um euren Ruf als Arbeitgeber, entwickelt also eine Arbeitgebermarke. Redet mit den Menschen, was sie sich wünschen würden, um bei euch arbeiten zu wollen. Tut Gutes und sprecht darüber!“

„Arbeitslosengeld gehört gekürzt. Unterstützungen vom AMS sind viel zu hoch“ , sagt Carina Süsser, Inhaberin Gasthaus Santa.

„Leider gibt es derzeit weder Lehrlinge noch Fachkräfte für die Gastronomie. Meiner Meinung nach, ist das Arbeitslosengeld zu hoch, dadurch chillen viele lieber, anstatt zur Arbeit zu gehen“, ist Carina Süsser, Chefin des Gasthauses Santa in Steyr verärgert. „Wir haben eigentlich personalfreundliche Arbeitszeiten. Ich bin davon überzeugt, dass es in anderen Branchen nicht besser ist. Auch wir müssen Abstriche bezüglich Öffnungszeiten und Speisekarte machen. Man kann nur hoffen, dass es bald wieder besser wird. So macht es jedenfalls keinen Spaß mehr!“

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