Flüchtlingsbetreuung in Bad Hall: "Es gab anfangs viele Ängste und Vorurteile"
Elisabeth Seidlmann ist seit fünf Jahren Pastoralassistentin in Bad Hall und Pfarrkirchen mit den Aufgabenbereichen Liturgie, Firmvorbereitung, Jugend und Jungschar. Anfang 2015 beschloss die Pfarre im Pfarrhof Bad Hall ein Flüchtlingsquartier anzubieten. Se
ither ist sie im Team der Flüchtlingsbetreuung sehr aktiv tätig.
Wie verlief der Weg bis zur Aufnahme von Flüchtlingen in Bad Hall?
Die Pfarrgemeinde beschloss im 1. Stock des Pfarrhofes ein Quartier anzubieten. Dann wurde der Kontakt mit der Volkshilfe „Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung“ aufgenommen, die das Quartier begutachteten. Duschen und Toiletten passten, doch es fehlte eine Küche, die von der Volkshilfe eingebaut wurde. Wir holten uns auch Rat von den erfahrenen Leuten der Flüchtlingsbetreuung in Altmünster. Nach den Adaptierungsarbeiten kamen im Februar 2015 die Flüchtlinge (6 Männer, je eine Familie aus dem Kosovo und Syrien). Die syrische Familie wurde in der Wohnung bei Bürgermeister Ruf untergebracht. Die kosovarische Familie musste jetzt im September zurückkehren und es kommen neue Flüchtlinge.
Wie wird die Betreuung organisiert?
Von der Volkshilfe ist Jakob Köglberger für vier Halbtage angestellt; zusätzlich kümmert sich ein Team von Freiwilligen um die Menschen, bietet Deutschkurse an, hilft bei Amtswegen und Arztbesuchen, lehrt den Männern kochen, bringt sie zum SoMa-Markt in Sierning und organisiert ein Freizeitprogramm. Flüchtlinge bekommen, wenn sie sich selber versorgen und kochen 5 ,50 € pro Tag, die Miete samt Betriebskosten in der Unterkunft mit 19 € geht an den Wohnungsinhaber.
Welche Probleme oder Schwierigkeiten waren zu bewältigen?
Es gab sehr viele Ängste und Vorurteile der Nachbarn und Einwohner zu bewältigen. Schon vor der Ankunft der Flüchtlinge gab es ausführliche Informationsabende, wo über deren Schicksal von Experten informiert wurde. Die Bereitschaft Spenden zu bringen (dazu wurde eine detaillierte Liste erstellt)oder einfach mitzuhelfen war in Bad Hall sehr groß. Das größte Problem ist die Verständigung, was durch intensive Deutschkurse bewältigt wird. Schwierig ist für die Flüchtlinge die Umstellung auf den österreichischen Lebensrhythmus, die Einhaltung von Hausregeln und die Trennung von den Familien zu Hause.
Ab Mitte September 2015 kommen 36 Flüchtlinge in das ehemalige „Hotel Elise“ des Diakoniewerkes in der Schulstraße, die zwei hauptamtliche Flüchtlingsbetreuer haben. Unser Team der Pfarre hat sich ebensfalls angeboten hier mitzuhelfen.
Mehr Informationen findet man auf der Pfarrhomepage von Bad Hall:
http://www.pfarre-badhall.at/asylwerberbetreuung/
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