Kunstschatz und Kunstaktion in der Pfarrkirche Garsten

GARSTEN. Dicke weiße Wolken, aus denen Sonnenstrahlen fluten, anmutige Feen, Blumengirlanden, bunte Ornamente, alles wirkt dreidimensional: Der Barockmaler Johann Wenzel Bergl (1718-1789) beherrschte die Kunst der Illusion. Er schuf für die ehemalige Stiftskirche Garsten ein mittels „Scheinarchitektur“ monumentales Heiliges Grab. Es handelt sich um rund acht Meter hohe und sieben Meter breite, bemalte Kulissen aus Holz und Leinwand – unterteilt in vier Ebenen. Die Konstruktionen füllen die Losensteinerkapelle in der Kirche perfekt aus.

Schrittweise Renovierung geplant
Das künstlerisch hochwertige Ostergrab schlummerte lang im Depot der Pfarrkirche. Ein Foto von 1902 dokumentiert den Gebrauch des gemalten Grabes in der Karwoche. 1930 wurde es zuletzt aufgestellt. Die erste Ebene der Kulissen wurde mittlerweile in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt (BDA) restauriert. „Durch gesicherte Deponierung des Gesamtbestands konnte die akute Gefährdung abgewandt und der Erhalt dieses überaus qualitätvollen Gesamtkunstwerks gesichert werden“, heißt es seitens des BDA. Ziel ist die vollständige, schrittweise Restaurierung des Ostergrabs.

Zwei Vorstellungen am 28. Juni
Beim Bertholdfest 2014 wird das Kunstwerk erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu hat sich das Projektteam Garstner Triptychon eine Kunstaktion einfallen lassen. Unter dem Motto „Raus aus dem Depot“ – Die Wiederentdeckung des heiligen Grabes von Johann Wenzel Bergl. Präsentation erster Fragmente zwischen Verfall und Restauration – wird Literatur und Musik geboten. Bernhard Schmalzel liest aus dem Gedichtband „In hora mortis“ von Thomas Bernhard. Das Ensemble musica gioccosa spielt Barockmusik. Die Kunstaktion rund um das gemalte Bergl-Grab in der Losensteinerkapelle findet am Samstag, 28. Juni, um 18 und 20 Uhr statt. Platzreservierung wird empfohlen, Pfarrbüro, Tel. 07252/54196.

ZUR PERSON:
Johann Baptist Wenzel Bergl, *23. 9. 1718 Königinhof (Dvur Králové, Tschechische Republik), † 15. 1. 1789 Wien, Maler. Schüler des Malers Paul Troger. Berühmt geworden durch die originelle Ausmalung ebenerdiger Gartenappartements, wo sich Garten und Raum malerisch durchdringen. In seinen Fresken stellte Bergl idyllische Landschaften voller exotischer Pflanzen und romantischer Versatzstücke dar und schuf damit eine neuartige Variation der barocken Illusionsmalerei. Neben dem kaiserlichen Hof, für den er um 1770 die so genannten Bergl-Zimmer in Schloss Schönbrunn schuf, arbeitete Bergl auch im kirchlichen Auftrag. Als sein Hauptwerk gilt die malerische Ausstattung der ehemaligen Stiftskirche Klein-Mariazell (1764/65).

BERTHOLDFEST 2014:

Das Bertholdfest in Garsten erstreckt sich heuer von 27. Juni bis 27. Juli. Den Auftakt ein Vortrag von Franz Küberl, dem ehemaligen Präsidenten der Caritas Österreich, am Freitag, 27. Juni, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal. Thema: Von der Kriegsmacht zur Friedensstifterin (Die Kirche im 1. Weltkrieg). Der Eintritt ist frei.
Die weiteren Termine: Samstag, 28. Juni, 18 und 20 Uhr: Kunstaktion „Raus aus dem Depot“ in der Losensteinerkapelle. Sonntag, 29. Juni, 9 Uhr: Festmesse mit Prälat Maximilian Fürnsinn, Berthold-Prozession, Pfarrfest. Um 11 Uhr Jugendmesse.
Sonntag, 27. Juli: Bertholdtag, 8.30 Uhr Festmesse, 10 Uhr Messe.