Musikkapelle Waldneukirchen
Nach 60 Jahren: Leopold Gsöllhofer geht in „Musi-Pension“
Nach 60 Jahren bei der Musikkapelle Waldneukirchen hört Leopold Gsöllhofer, ein Pionier der Jugendarbeit und ein „Urgestein der Geselligkeit“ in den Ruhestand. Nicht ganz freiwillig, doch wegen gesundheitlicher Probleme eine Notwendigkeit, stellt der langjährige Klarinettist und Tubist seine Instrumente in den Koffer zurück. Hervorgeholt wird die Tuba nur noch bei Begräbnissen, wo die Musikkapelle das letzte Geleit zum Friedhof gibt. „Ich bekomme zu wenig Luft, die Lunge arbeitet nicht optimal“, gibt der sonst rüstige 75jährige Gsöllhofer zu. Angefangen hat er mit 15 Jahren, nachdem er von älteren Musikern angeheuert wurde. Ungefähr zwei Jahre lang lernte er das Instrument Klarinette im Privatunterricht beim Kapellmeister, bis er zu Allerheiligen 1962 „offiziell eingekleidet“ und aufgenommen wurde. Lange Zeit war er auch im Vorstand des Musikvereins als Jugendreferent tätig und brachte der 20-Mann-Kapelle einen großen Zuwachs, an jungen Männern und auch erstmals von Frauen. „Ich habe 54 junge Leute in den verschiedenen Instrumenten unterrichtet und sie zur Musik gebracht“, freut sich der „Molterer Pold“, wie er liebevoll nach dem Vulgo-Namen seines Bauernhofes genannt wird. Groß war jedes Mal seine Enttäuschung, wenn wieder einer der jungen Musiker aufhörte, wegzog und bei der Kapelle ausschied. „Geprobt wurde bei mir in der Stube oder Küche, jeden Sonntag, manchmal auch am Samstag“, erzählt er. Heute fast nicht mehr vorstellbar, weil das Musikschulwerk nun diese Aufgabe professionell übernimmt. Unter fünf Kapellmeistern hat er gespielt und fünf verschiedene Uniformen bzw. Trachten in den 60 Jahren getragen. Gefragt, was in Erinnerung bleibt, so kommt spontan die Antwort: „Die Wertungsspiele mit unseren ausgezeichneten Erfolgen, die Musikfeste, Frühschoppen und Konzerte waren das Beste!“ Eigentlich die offiziellen Auftritte, doch für Musikkapellen sind die wöchentlichen Proben in der ganzen Gruppe oder die „Satzproben“ das Entscheidende, wenn man im sogenannten „Benchmarking“ des Blasmusikverbandes wissen will, wie man dasteht. Mit größter Freude erinnert er sich an die höchsten Punkte bei so manchem Wertungsspiel und spricht auch von der großen Disziplin und dem stundenlangen Üben zu Hause, was auch so „alte Hasen“ wie er, machen mussten, um so manche rhythmisch komplizierte Passage einwandfrei zu spielen. „Die Musik war ihm das Wichtigste, dann erst kam die Familie“, gesteht Ehefrau Hermine und ist gleichzeitig auch sichtlich stolz, dass Kinder und Enkelkinder auch bereits bei der Musikkapelle spielen.
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