Rote Kreuze: Der Geschichte auf den Grund gehen

St. Blasien | Foto: Hack
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BEZIRK. In ganz Mitteleuropa finden sich Kleindenkmäler, die „Rote Kreuze“ genannt werden. Diese Bezeichnung und ihre Standorte an alten Wegen, Straßenkreuzungen oder früheren Landgerichtsgrenzen lassen ein System vermuten, dessen Bedeutung verloren ging. Eines dieser Kleindenkmäler befindet sich am Hengstpass: die „Rotkreuz-Kapelle“. Sie lag am „Proviantweg“, auf dem Jahrhunderte lang Nahrungsmittel und Eisen über den Pass transportiert wurden. Gleichzeitig befindet sie sich an der früheren Grenze der Herrschaftsgebiete von Steyr und Burg Gallenstein unter dem Stift Admont.

Auch „Franzosenkreuze“ genannt

„Aus welcher Zeit diese Kreuze genau stammen, kann man nicht sagen, aber ihre Entstehung liegt sehr weit zurück“, erklärt Heimatforscher Wolfgang Hack. Die Kreuze markieren laut Hack wahrscheinlich ein Wegesystem. „Rote Kreuze befinden sich an speziellen Plätzen, die die verschiedensten Funktionen hatten früher. Häufig markieren sie auch Hinrichtungsstätten“, sagt Hack. Die Roten Kreuze seien teilweise auch als „Franzosenkreuze“ bekannt. Ein mit vielen Sagen umwobenes Steinkreuz ist das am Fuße des Fuchskogels stehende „Kogler-Kreuz" in Großraming. Eine Sage erzählt, dass an dieser Stelle die Heiden begraben seien, die sich, als das Christentum eingeführt wurde, nicht bekehren wollten. Eine andere Sage berichtet von einem Heidentempel, der einst dort gewesen sein soll und bei dem die Ungläubigen begraben wurden. Ein weiteres solches Kleindenkmal ist die „Schnecken-Kapelle“ im Gemeindegebiet von St. Ulrich. Sie befindet sich unweit des Galgenhügels in der Freising, der einstigen Gerichtsstätte der Burgherrschaft Steyr.

Die „Galgenweid“

Über die „Satanstanzstatt“ zwischen Stadelkirchen und Thann wird erzählt, dass der Teufel die Vorbeikommenden gerne in die Irre führte. Außerdem heißt es, dass bei der Satanstanzstatt Türken und Franzosen begraben liegen. Laut Hack sei es wahrscheinlich, dass Gehenkte an dieser Stelle verscharrt wurden: „Unweit von der Satanstanzstatt stand der Galgen. Ein Teil des Bannwaldes trägt heute noch den Flurnamen 'Galgenweid'.“

Wegenetz rekonstruieren

Ein weiteres Beispiel ist die Kirche in St. Blasien: Über dem Eingang befindet sich ein rotes Radkreuz. Sagen deuten darauf hin, dass an dieser Stelle eine alte Verehrungsstätte gewesen sein muss. Außerdem stand nicht weit von der Blasiuskirche der Galgen des Landesgerichts Hall. Die Roten Kreuze sollen jetzt in einer Karte eingetragen werden, um das frühere Wegenetz zu rekonstruieren. „Diese Wege entsprechen nicht unseren Straßen von heute“, so Hack.

Erhebung der Roten Kreuze

Einige Rote Kreuze sind in den Wanderkarten eingezeichnet. Mit der Erfassung aller – auch der abgekommenen Kreuze – besteht die Möglichkeit, etwa durch Wanderwege oder E-Bike-Routen Gäste mit der Geschichte der Region auf eine besondere Weise vertraut zu machen.

Mündliche Überlieferungen
Die Roten Kreuze sollen in einer Karte eingetragen werden. Auch mündliche Überlieferungen können dafür von Bedeutung sein. Diese könnte lauten: „Der Ort galt immer schon als enterisch“ oder „das ist eine alte Hinrichtungsstätte“.

Kennen Sie weitere Denkmäler, die auf Rote Kreuze hinweisen könnten? Sollten Sie einen Zusammenhang vermuten, informieren Sie bitte den Verein „Kultur Plus/Eurojournal“, Elisabeth Schiffkorn, Tel. 0650/7004292, oder per Mail an kultur.plus@liwest.at

FOTOS: Hack

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