Steyr hat seit 2001 tausend Bürger weniger
Bei der Volkszählung 2001 hatte Steyr noch rund 39.350 Einwohner. Die Zahl sinkt ständig. Derzeit sind es nur noch rund 38.200.
STEYR, STEYR-LAND. Die drittgrößte Stadt Oberösterreichs zählt zu den Verlierern der Volkszählung 2011. Hatte Steyr im Jahr 2001 noch mehr als 39.000 Einwohner, rasselte die Zahl bis zur Volkszählung 2011 um mehr als tausend hinunter. Die Abwanderungstendenz ist groß, 995 Einwohner verließen Steyr zwischen 2001 und 2011. Die negative Geburtenbilanz (-139 zwischen 2001 und 2011) tut ein Übriges.
An der Infrastruktur sollte es nicht liegen, dass immer mehr Menschen der Bezirksstadt den Rücken kehren. „Steyr ist extrem lebenswert“, sagt Vizebürgermeister Walter Oppl (SP). Eine Hauptursache für die schrumpfende Bevölkerungszahl ortet er im fehlenden Wohnraum. „Die Baugründe in Steyr sind sehr beschränkt, der überwiegende Teil ist in privater Hand.“ Wohnbau-Initiativen wie im Wehrgraben, auf den Siller- oder Lilienhofgründen seien lobenswert, aber ein Tropfen auf den heißen Stein.
Schlüsselhof-Areal wird feilgeboten
„Ein Hoffnungsgebiet ist der ehemalige Wirtschaftshof, das Schlüsselhof-Areal“, sagt Oppl. Dort seien auch Reihenhäuser mit Garten – der Wohntraum vieler Österreicher – möglich. Die Stadt bietet den denkmalgeschützten Schlüsselhof bis Ende September zum Kauf an. Durch die Feilbietung des 14.700 Quadratmeter großen Areals will man potenzielle Käufer suchen. 9300 Quadratmeter sind bebaubar, die Fläche ist als Bauland-Wohngebiet gewidmet. „Sollte kein geeignetes Angebot dabei sein, können wir unser Verkaufangebot jederzeit zurückziehen“, sagt Oppl.
Steyr-Land zählt zu den Gewinnern
Zu den Gewinnern der Volkszählung gehört der Bezirk Steyr-Land mit einem Einwohnerzuwachs von 1,9 Prozent. Die Einwohnerzahl ist von 2001 bis 2011 um 1096 auf insgesamt 58.700 gestiegen. Hauptprofiteure sind die Gemeinden im Umkreis der Bezirksstädte, wie die „Speckgürtel“-Gemeinde Dietach bei Steyr mit derzeit dreitausend Einwohnern. Sie hat in den vergangenen zehn Jahren um 500 Bewohner zugelegt. „Wir sind eine beliebte Wohngemeinde mit 1300 Arbeitsplätzen, einem regen Vereinsleben und haben auch für die Jugend viel zu bieten“, sagt Bürgermeister Johannes Kampenhuber (VP). Eben erst seien das Jugendzentrum und ein Beachvolleyballplatz eröffnet worden.
Ungünstige Randlage
Schlusslicht ist Weyer. Die Ennstalgemeinde an der Grenze zu Niederösterreich und der Steiermark hat in zehn Jahren zehn Prozent ihrer rund 4700 Einwohner eingebüßt. Ein Grund dafür ist die Randlage der 224 km2 großen Gemeinde. Und: „Das weiteste Haus ist genauso weit entfernt wie die Bezirkshauptmannschaft – vierzig Kilometer“, schildert Ortschef Gerhard Klaffner. Vom Bund fordert er mehr Unterstützung gegen die Abwanderung. „Was geschieht mit dem ländlichen Raum – dient er bald nur noch zur Erholung?“
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