Vom Haben zum Sein
In seinem Buch „Gier“ setzt sich der Steyrer Rudolf Brandstetter kritisch mit dem Kapitalismus auseinander.
STEYR. Rudolf Brandstetters Erstlingswerk „Gier“ hat sich zu einem Kultbuch entwickelt. „Es ist das meistverkaufte österreichische Buch des ReDiRoma-Verlags“, erzählt der Steyrer nicht ohne Stolz. Im 118 Seiten starken Sachbuch mit dem Untertitel „Eine Welt von allen guten Geistern verlassen“ beschreibt er die Auswüchse des grenzenlosen Wirtschaftswachstums und des Raubtierkapitalismus. „Er hat unsere Welt in den letzten Jahren an den Rand des Abgrunds geführt“, ist Brandstetter überzeugt.
Maßvoll leben und Nächstenliebe
Die etwa 40 Millionen Menschen, die Jahr für Jahr durch den Einfluss unserer kapitalistischen Ideologie an Hunger oder Krankheiten sterben, sprenge jede geschichtliche Dimension. Die Wurzel des Übels sei das Zinseszinssystem, das die große Kluft zwischen Arm und Reich fördere. Der 51-Jährige weiß, wovon er spricht. Er ist Fachwirt des Handels und seit vielen Jahren in der Wirtschaft tätig. In seinem Buch zitiert er namhafte lebende und historische Persönlichkeiten aus aller Welt. „Leute mit einem hohen Wissensstand und ethischer Kompetenz“, betont er.
Brandstetter weiß, dass er mit seinen Ausführungen die Welt nicht verändern kann. „Höchstens im Kleinen“, sagt er. Dennoch sein Appell: Nicht kranker Egoismus und Gier sollten den Ton angeben, sondern ein maßvolles Leben und Nächstenliebe. Die Trendwende sei mit einem spirituellen Umdenken möglich, meint der christlich geprägte, gläubige Steyrer. Seine Vision ist „eine Art Mittelstand, wo jeder mit dem Einkommen auskommt.“ Kein Mensch müsste hungern, alles sei eine Frage der Verteilung.
Lebenswerte Zukunft sichern
„Es besteht die Gefahr, dass die Menschheit des 21. Jahrhunderts den nachfolgenden Generationen die Aussicht auf eine lebenswerte Zukunft verbaut, wenn sie das geistige Erbe des Mannes aus Nazareth, das vom Haben zum Sein führt, nicht wiederentdeckt. Das wäre die größte Sünde unserer Generation“, erklärt der Autor.
Zweites Buch ist in Arbeit
Einen Teil der Einnahmen aus dem Buch stellt der Vater zweier Töchter Obdachlosen in Graz (Vinzi-Werke) zur Verfügung. Er arbeitet mittlerweile an seinem zweiten Buch, einer Fortsetzung. „Es geht wieder um Gier“, verrät er.
http://www.rediroma-verlag.de/index.php?det=720
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