Water makes money: Film & Podiumsdiskussion

Foto: Starmovie
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STEYR. Der Verein Childrenplanet lädt am Donnerstag, 18. April, um 19 Uhr ins „Starmovie Steyr“ in Dietachdorf zur Filmdokumentation „Water makes money" samt Podiumsdiskussion ein.
Diskutanten: LAbg. Ulrike Schwarz, Clara Himmelbauer (Organisation http://www.musicforliving.at), Bürgermeister Manfred Kalchmair aus Sierning, Johann Punzenberger (Organisation http://www.oekostromboerse.at) und ein Vertreter von Horizont 3000.

„Water makes money ist ein Film über die verheerenden Folgen, wenn man das wichtigste Gut Wasser den Großkonzernen überlässt", sagt Christian Gsöllradl-Samhaber, Geschäftsführer des Vereins Childrenplanet mit Sitz in Sierning.

Der Eintritt ist frei, Spenden kommen Wasserprojekten des Vereins Childrenplanet in Kambodscha zugute.

http://www.childrenplanet.at

Mehr Infos zum Film Water makes money von Leslie Franke und Herdolor Lorenz:
Der Film entstand in Zusammenarbeit mit Jean Luc Touly, Christiane Hansen, Markus Henn und Aquattac – finanziert von zahllosen Spendern. Eine Produktion in
Koproduktion der Kernfilm-mit Achille du Genestoux, in Zusammenarbeit mit ZDF/ARTE,gefördert von Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH 2011

Die französischen Konzerne Veolia und Suez sind die Platzhirsche im wachsenden Weltmarkt der privaten Wasserversorgung. Auf allen fünf Kontinenten sind sie präsent, kaum eine Woche vergeht ohne neue Erwerbungen. Doch ausgerechnet in ihrem Heimatland Frankreich wird ihnen der Boden heiß.
Anfang 2010 mussten beide Konzerne in ihrem Hauptsitz Paris die Wasserversorgung zähneknirschend an die Stadt übergeben und sich auch aus Rouen zurückziehen. Demnächst folgen voraussichtlich Bordeaux, Toulouse, Montpellier, Brest und viele andere, die ihr Wasser wieder in kommunale Hand nehmen wollen.

Warum ein derartiger Gesichtsverlust ausgerechnet in Frankreich, wo sie schon viele Jahrzehnte aktiv sind und noch immer rund 80 Prozent der Bevölkerung versorgen? Am Beispiel von Paris, Bordeaux und Toulouse zeigt der Film, wie es dazu kommt – und warum die Menschen zuvor den Privaten so lange vertraut haben. Ein Vertrauen, das sich vielerorts als Erblindung bestochener Volksvertretern erwiesen hat.
Jetzt blubbert vielerorts die Wahrheit über das Finanzgebaren der Konzerne an die Oberfläche: Wasserzähler werden dem Kunden faktisch doppelt berechnet. In Rechnungen stehen Kosten für den Austausch von Bleileitungen, die tatsächlich nur zu einem Bruchteil erfolgen. Oder ein Fixum für die Wartung der Rohre wird gezahlt, aber Veolia wendet nur einen Teil dafür auf. Und wenn ein Rohr dann wegen der ungenügenden Pflege bricht, gilt das als Neuanschaffung, die der Verbraucher noch einmal extra bezahlen muss. Dies sind nur einige Beispiele.
Zusammengenommen generieren sie Extraprofite, die in den meisten Städten im dreistelligen Millionenbereich liegen und sich auch in den Wasserpreisen widerspiegeln. Bei privaten Betreibern sind sie in Frankreich um 20 bis 60 Prozent höher als bei öffentlichen. Ein ähnliches Bild bei den Leckagen: Bei den Privaten versickern 17 bis 44 Prozent des Wassers durchs löchrige Rohrnetz, bei den Öffentlichen sind es nur 3 bis 12 Prozent.

Skandalös sind auch die üblichen geheimen Deals der Wassermultis mit den Kommunen: Der Konzern kauft sich bei der Gemeinde ein, damit er das Wasser bzw. Abwasser betreiben darf. Diese 200-300 Mio. € oder mehr gelten als Kaufsumme oder auch als Geschenk an die Kommune. Die Bürgermeister punkten damit vor ihren Wählern, senken die lokalen Steuern, verringern die Schulden oder bauen ein Kongresszentrum. Doch unglaublich aber wahr: diese Zahlung des Konzerns ist in der Regel nur ein Kredit, der von den Wasserkunden über 20-30 Jahre mit Zins und Zinseszins oft in dreifacher Höhe zurückgezahlt werden muss.

Beispiele in Frankreich und im deutschen Braunschweig machen ein System sichtbar, das den Wasserkonzernen erlaubt, ihren globalen Expansionskurs zu finanzieren – ein System, das so viele Franzosen motiviert, die Rückkehr zur kommunalen Verwaltung anzustreben.

Dabei ist das Gefühl, für globale Ambitionen ausgenutzt zu werden, für viele Franzosen schon fast zweitrangig. Noch schockierender ist die Tatsache, dass in Frankreich die Ressource Wasser mittlerweile in einem bedenklichen Zustand ist. 70% der französischen Grund- und Oberflächengewässer sind katastrophal verschmutzt. An den Küsten der Bretagne wird dies überdeutlich. Strände sind nicht mehr begehbar, weil sich Tonnen hochgiftiger Algen türmen, genährt von Nitraten, angereichert mit Medikamenten. Für Veolia und Suez ein ideales Geschäftsfeld – ihre immer kompliziertere und teurere Technik kann angeblich aus jedem verschmutzten Wasser trinkbares machen. Dies ist eine gefährliche Sackgasse, warnen Experten. Denn niemals werden alle Schadstoffe ausgefiltert und trotzdem steigen die Kosten fürs Trinkwasser immer weiter ins Unermessliche.

Dabei liegt die Lösung so nah und ist absolut kostengünstig: die Ausweisung von Wasserschutzgebieten, auf denen nur Biolandwirtschaft erlaubt ist! Nur: die Multis verdienen daran nichts, denn das bedarf der kommunalen Verantwortung: Die kommunale Wasserwirtschaft Münchens mit dem größten europäischen Biolandwirtschaftsgebiet ist auch in Frankreich ein viel beachtetes Beispiel.

Münchens Partnerstadt Bordeaux muss derweil ein vom dortigen Betreiber Suez lange ignoriertes Problem ausbaden: Das hervorragende Grundwasser der Aquitaine ist übernutzt und es droht die Zerstörung der Ressource durch eindringendes Salzwasser. Während Suez noch Werbung für höheren Wasserverbrauch machte, begannen umliegende Gemeinden bereits mit systematischen Wassersparmaßnahmen. Heute können sie stolz vermelden: 25% des Wasserverbrauchs wurden eingespart.
Doch sinkender Wasserverbrauch senkt die Rendite der Konzerne. Suez möchte daher das Grundwasser mit aufbereiteten Wasser aus der Garonne ergänzen. Zum Glück gibt es aber noch unabhängige Wissenschaftler, die davor warnen, das hochbelastete Flusswasser als Ersatzressource zu begreifen.

Wissenschaftliche Unabhängigkeit ist jedoch nicht selbstverständlich. So gibt es an der Universität Montpellier bereits einen Suez-Lehrstuhl, und es soll auch ein Veolia-Lehrstuhl eingerichtet werden.
Nun kam ein Gutachten von Wasser-Wissenschaftlern aus Montpellier zum Ergebnis, dass die Quellen rund um die zentrale biologische Ader der Region, den Fluss Herault, geeignet seien, zusätzliches Wasser für die wachsende Region zu liefern. Alle bisherigen Gutachten hatten eindeutig gewarnt, dass damit das Biotop zerstört werde. Gestützt auf das neue Gutachten begann Veolia mit der Bohrung.....

Auch strukturelle Korruption gehört zum Geschäft der privaten Wasserkonzerne. Nicht nur im Fall von Grenoble haben dabei Bestochene wie auch Bestecher direkte Verbindung zur obersten Staatsführung Frankreichs. Und auch in der EU und in den UN haben Suez und Veolia beste Kontakte zu den Quellen der Macht.

Doch in vielen Regionen Frankreichs wächst das Bewusstsein. Sie wollen nicht mehr die Melkkuh der Konzerne für deren globalen Expansionspläne sein – und die Rekommunalisierung beginnt. Doch nicht nur dort: auch in Lateinamerika, den USA, Afrika und Europa ist die Rückkehr des Wassers in die Hände der Bürgerinnen und Bürger immer häufiger an der Tagesordnung. Der Film „Water Makes Money“ wird helfen, sich zu entscheiden.

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Foto: Cityfoto
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