Erinnerungskultur: Cafe Corso in Bad Hall
Wiener Kaffeehauskultur im Stadtmuseum Bad Hall

- Die historische Cafe-Ecke aus dem berühmt-berüchtigten Cafe Corso in Bad Hall. Bernhard Schreglmann, Horst Bachofner, Katharina Ulbrich, Hilde Feichtmair (von links)
- Foto: Holnsteiner
- hochgeladen von Katharina Ulbrich
Über ein Wiedersehen und Nacherleben des einstigen Wiener Kaffeehauses „Corso“ in Bad Hall freuten sich viele Bad Haller. Im Stadtmuseum Forum Hall wurde mit Beginn der Museumssaison Anfang April eine Ecke aus dem „Cafe Corso“ samt Interieur, Geschirr, Espressomaschine bis hin zum aufgehängten Zylinder präsentiert. „Nächtelang spielten wir Billard, tranken Himbeer-Soda und Mokka oder spielten Karten“, schwelgten Besucher in ihren Erinnerungen. Der Enkel des 1972 geschlossenen Kaffeehauses Bernhard Schreglmann erzählte launig, detailreich und informativ über seine Kindertage bei der Oma im „Corso“. Ausführliche Einblicke in die Etablierung der Kaffeehäuser, die Tradition der Kaffeesieder und die Entstehung von „Schanigärten“ lieferte der Vortrag von Katharina Ulbrich. Mit Zwischenrufen, Gelächter und detailverliebten Beiträgen entwickelte sich eine ungemein amüsierte und angeregte Stimmung, die in Lachsalven und Applaus vom interessiertem Publikum mündeten. Julu Schöndorfer und sein Team vom Bad Haller Turnverein erinnerte in zahlreichen Anekdoten an die Besuche im Cafe Corso, wo er auch das dort praktizierte Billardspiel „Karambol“ erläuterte, das mit drei Kugeln gespielt wurde. Ein Spiel mit vier Kugeln nannten sie damals „Saupartie“. Die vielen historischen Kaffeehäuser in Bad Hall stehen in guter Gesellschaft der Wiener Kaffeehauskultur, die 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO als gesellschaftliche Praktik ernannt wurde. Von vielen ehemaligen Gästen im „Corso“ in Bad Hall wurde der Leitspruch des Kulturerbes bestätigt, dass man „viel Raum und Zeit konsumierte, aber nur der Kaffee auf der Rechnung stand.“ Einen Überraschungscoup landete Bernhard Schreglmann, als er eine große Flasche mit dem Originalcognac aus dem „Corso“ hervorzauberte, der einst im Cafe konsumiert wurde. Das „Corso“ bestand unter den Pächtern Familie Schreglmann von 1928 bis 1972 in Bad Hall. Daneben gab es eine große Zahl von renommierten Kaffeehäusern in der Wiener Tradition, wie „Lauf“, „Bellevue“, „Theatercafe“, „Conditorei Cyhla“, „Kurcafe“, „Moser und Pürstinger“ sowie das schöne „Grillparzer“. Aufgeräumte und fröhliche Stimmung herrschte, als die Gäste ihre persönlichen Erinnerungen und sogar alte Fotografien aus dem privaten Familienalbum hervorholten. Nebenbei ließen sie sich von Familie Roland Mitter mit köstlichen Petit Fours und den klassischen Wiener Würstel verwöhnen.



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