Zeitzeugen erinnern sich an die Bad Haller Gasthäuser
Zwei Gasthaus-Profis erzählen: Viktoria Scheinmayr und Anton Hametner
Ein Leben lang eng verbunden mit der Gastronomie sind die heute noch rüstigen, aber pensionierten Wirtsleute Dorli Scheinmayr, geborene Mitter und Toni Hametner. Beide hatten Vorfahren, die Bürgermeister von Bad Hall waren und einiges initiierten. „Moriz Mitter ließ 1913 die Wasserleitung und Kanalisation bauen und Ferdinand Hametner kaufte Quellengebiete dazu“, so erklären beide mit gewissem Stolz. Die gewaltige Investition von 191.000 Kronen erweckte in verschiedenen Zeitungen ein gewaltiges Echo, das im Lob „hygienisch modernster Kurort“ sogar in der Prager Zeitung zu lesen war. Scheinmayr weiß aber auch, dass ihr Großvater als „Schuldenmacher Mitter“ beschimpft wurde. Schon als Kind musste Toni Hametner im Gasthaus mithelfen. „Besteck putzen, kübelweise“, das war schwere Arbeit, denn Messer und Gabeln mussten mit Schmirgelpapier säuberlich abgerieben werden, damit sie keinen Rost ansetzen. Ausführlich berichten beide auch von den Lebensmittelmarken während der Kriegszeit und danach, die mühsam aufgeklebt werden mussten, um wieder Bezugsscheine zu erhalten. „In der Küche beim Mitter wurde am Abend alles mit Zeitungspapier ausgelegt, ein Klebeleim aus Mehl zubereitet, alle Markerl aufgeklebt – das musste man im Gemeindeamt abgeben und dafür bekam man Bezugsscheine für Kohl, Kartoffeln, Kraut, Fett und manchmal Fleisch.
Nudeln gab es wenig, sie galten als was Besonderes. „Was es halt in der Saison gab und was Feld und Garten hergab, wurde gekocht“, erzählt Dorli Scheinmayr. Sehr starken Eindruck hinterließen die Stammtische der Haller Bürger, wo es hoch her ging und so manche Eitelkeiten durch (derbe) Späße aufs Korn genommen wurden. Dazu floss reichlich Bier aus dem frisch angeschlagenen Fass. Die zwei Gasthaus-Experten erinnern sich, dass es bei den damals vielen Wirtshäusern jeden Tag einen Stammtisch gab.
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