Protest gegen Einkaufstempel flammt neu auf
Die Entscheidung über den Bau des Einkaufszentrums am ehemaligen Steyrer Kasernengelände fällt in den nächsten Tagen. Die Steyrer Kaufmannschaft mobilisiert gegen das Projekt.
STEYR. Die Genehmigung des 14.600 Quadratmeter großen Einkaufszentrums (EKZ) auf dem ehemaligen Kasernengelände dürfte wohl nur noch eine Formsache sein. „Der Standort ist nicht ungeeignet und war nie in Frage gestellt“, macht Gerald Sochatzy, Leiter der Abteilung Raumordnung des Landes OÖ kein Hehl aus der Position des Landes. Umstritten ist seit jeher allerdings die Größe des neuen Einkaufstempels. „Die Entscheidung wird in den nächsten Tagen fallen“, kündigt Sochatzy an.
Der neu gegründete Wirtschaftsverein zur Kaufkraftstärkung „Steyr lebt!“ versucht unterdessen Stimmung gegen das EKZ zu machen. In den Innenstadtgeschäften liegt seit 29. Oktober eine Unterschriftenliste auf, und auch eine Facebook-Gruppe ist aktiv („Steyr braucht kein neues ekz“).
Rund hundert Unternehmer, darunter Robert Hartlauer, haben sich bereits mit dem Wirtschaftsverein solidarisch erklärt. „Wir wollen, dass die Landesregierung die Sache noch einmal überdenkt“, sagt Vereinsobfrau Daniela Limberger. „Wir reden nicht von gesunder Konkurrenz, sondern von Kannibalismus.“ Steyr würde sich zu einer Geisterstadt entwickeln, so die Befürchtung.
Kritik an der Größendimension des EKZ
Durch das neue Einkaufszentrum würden alle Betriebe in Steyr leiden, sagt Limberger und nennt als Negativbeispiele ähnliche EKZ-Projekte in Wels, Gmunden und Vöcklabruck. Seit an den dortigen Stadtgrenzen Einkaufszentren eröffnet wurden, sind die Innenstädte wirtschaftlich tot. „Es kam zu einer massiven Schließungswelle der Geschäfte in den Innenstädten“, veranschaulicht die Obfrau. Sie verweist weiters auf ein aktuelles Gutachten der CIMA Austria Beratung & Management GmbH im Auftrag der Wirtschaftskammer OÖ, das sich gegen das geplante EKZ in Steyr ausspricht. „Die anvisierten Mieter im EKZ werden aufgrund ihrer Größendimensionen, Preispolitik und Angebotsstrukturen die kleinstrukturierten innerstädtischen Anbieter vor erhebliche Marktprobleme stellen“, heißt es darin. Ein weiterer Kritikpunkt gegen das EKZ: Mehr Verkehr und Lärm benachteiligen die Anrainer.
Große Mehrheit im Gemeinderat für EKZ
Steyrs Bürgermeister Gerald Hackl (SP) verweist auf die breite Mehrheit für das neue städtebauliche Konzept am Tabor, das ein EKZ miteinschließt. „28 von 36 Gemeinderäten haben für das Projekt gestimmt.“ Die Gegenstimmen stammten vom Wahlbündnis VP-Bürgerforum, das 2011 eine Umfrage in Steyr initiierte. Das Ergebnis: 65,9 Prozent der befragten Steyrer sprachen sich gegen das geplante Einkaufszentrum aus.
Stadtchef Gerald Hackl betont, dass Millionen Euro an Kaufkraft in den Zentralraum abfließen, sollte das EKZ nicht in Steyr verwirklicht werden. Er führt die geplante Parkgarage an der Dukartstraße samt neuem Steg über die Enns Richtung Stadtplatz ins Treffen – eine Chance für die Betriebe in der Innenstadt. „Die Stadt investiert dabei sieben Millionen Euro.“
ZUR SACHE:
Auf dem 60.000 Quadratmeter großen Areal der Trollmann-Kaserne sind neben dem EKZ, das die Quaderna GmbH errichten will, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen sowie ein Parkhaus geplant. Im EKZ soll es einen bunten Branchenmix geben: Mode, Schuhe, Sportartikel, Parfumerie, Bücher, Spielzeug, Elektro, Heimtextilien, Lebensmittelhandel und Gastronomie.
Eine Fläche von rund 20.000 Quadratmetern ist als Wohngebiet vorgesehen. Einen Teil des Kasernenareals trat die Quaderna Gmbh kostenlos für den Neubau der Tabor-Kreuzung ab, der demnächst fertiggestellt wird.
Mehr über den neuen Wirtschaftsverein „Steyr lebt!“ auf:
http://www.meinbezirk.at/steyr/wirtschaft/neue-shopping-card-soll-kaufkraft-staerken-d713528.html
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