WALPURGISNACHT. Ein Hexenbesen für Geronimo Mops - Märchen und Geschichten - Teil 96

Weil meine Beltane-Geschichte doch nicht ganz so kindertauglich geworden ist, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte, ist mir hier noch eine zweite eingefallen. Eine Geschichte von Hexenjungen, Hexenmädchen und den ganz normalen Problemen, mit denen man sich in der Schule so herumschlagen muss... Ja, offenbar ist das bei den Hexen gar nicht anders ; - ) Viel Spaß beim Lesen!

Der kleine Hexerich Geronimo Mops schob wütend die geballten Fäuste in die Hosentaschen und schmollte. Heute war er echt brummelig. Kein Wunder auch. Wenn man der einzige Junge unter einem ganzen Haufen Junghexen war, hatte man es alles andere als leicht. Ständig kicherten die dummen Mädchen herum und lachten ihn aus. Am Schlimmsten aber war, dass er es nicht schaffte, auf einem Hexenbesen zu fliegen. "Gib doch endlich auf Dummerchen!" feixte die rothaarige Brunella. "Buben sind eben keine Hexen! Das weiß doch jedes Hexenkind!" Dabei streckte sie ihm ihre lange spitze Zunge heraus und schwups ritt sie auf ihrem Besen davon.

War er wirklich keine Hexe? Nein! Krötendreck und Mäuseschleim! Ich geh euch Ziegen nicht auf den Leim! Die wollten ihn doch nur einschüchtern. "Na wartet! Ihr sollt noch was erleben! Wenn's ums Zaubern geht, ist der große Geronimo einsame Spitze!"

In der kommenden Woche war die 1. Hexenschularbeit angesetzt. Heute kritzelten die Hexenkinder fleißig alle Formeln und Zaubersprüche die die Lehrerin auf die Tafel geschrieben hatte in ihre Hefte. Wie so oft, war Geronimo Mops leider nicht bei der Sache. Der kleine Hexerich war zwar äußerst wiff, aber leider leider viiiiiiieeeeel zu leicht abgelenkt. Wenn ihn die Lehrerin - Fräulein Griselda Giftgrün - nicht regelmäßig mit gezielten Fragen auf den Boden der Realität zurück holte, verlor er sich gerne in seinen Träumen.

Die fiese Lise hatte Geronimos Unaufmerksamkeit bemerkt. Als Fräulein Griselda nicht hinschaute, wischte sie schnell den letzten Teil einiger Zaubersprüche weg, und ersetzte sie durch Fantasiewörter. Alle anderen waren ohnehin schon fertig. "Lernt die Zaubersprüche schön auswendig. Nächste Woche ist Schularbeit mit praktischer Prüfung. Da könnt ihr dann euer Können unter Beweis stellen. Der Beste von euch erhält diesen edlen neuen Besen hier!" Nach dem Unterricht machten sich die Hexenkinder viel schneller als sonst auf den Heimweg und lernten, dass die Gehirnwindungen glühten. Wer wollte schon keinen neuen Rallye-Besen! "Hey Möpschen!" lachte die flotte Lotte als sie an ihm vorbeiflog. "Du bist ja richtig zu beneiden! Denn wer nicht fliegen kann, der braucht auch nicht zu lernen!"

Als der Tag der praktischen Prüfung gekommen war, ging alles schief. Anstatt duftender rosa Zaubertinte herzustellen, verwandelte er versehentlich die Tinte der Lehrerin in Krötenschleim. Als 2. Aufgabe sollte er aus Kieselerde nachtleuchtendes Waldmeister-Brausepulver zaubern. Als Fräulein Giftgrün vorsichtig davon kostete , entfuhr ihr eine richtige Gewehrsalve an Püpsen und Fürzen, sodass sie sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als sich auf den Besen zu schwingen und sich unter stinkendem Donnergrollen aus dem Staub zu machen. Der ärmste Geronimo hatte völlig unabsichtlich ein hochpotentes Pupspulver hergestellt.

Tags darauf wurde seine Mutter in die Schule zitiert. "Ich halte das nicht mehr aus!" kreischte die vielbeschäftigte Hexen-Society-Lady. Es ist an der Zeit, dass sich dein Vater endlich einmal um dich kümmert!"

Als Geronimo Mops am nächsten Morgen bei seinem Vater unter der Haustüre stand, freute sich dieser unbändig. "Du gerätst ja ganz nach mir!" lachte der konfuse Hellfried Hiksebein, der sich selbst den "Erfinder unter den Zauberern" nannte. "Mach dir nichts draus - im Herzen bist du eine richige kleine Hexe!" Am Nachmittag besuchte ihn seinen einzige Freundin, Minella Heidemoos, um mit ihm Flugübungen zu machen. Viel sah aber nicht dabei raus. Geronimo kullerte dumm am Boden herum, blödelte und spielte den Trottel, bis es selbst Minella zu dumm wurde. Nachdenklich sah ihn sein Vater an. "Weißt du was, mein Bub! Ich glaube, Besen sind eben nichts für Jungs! In meinem Schuppen steht ein alter Staubsauger, den werden wir für dich umbauen!" "Wenigstens etwas", seufzte Geronimo genervt. Ihm war gerade schmerzlich bewusst geworden, dass aus den tollen Walpurgisnachts-Partys HIER heute wohl nichts werden würde.

Leider stellte sich bald heraus, dass Hellfrieds Staubsauger so uralt und klapprig war, dass er sich weder durch Schrauben noch durch Zaubersprüche reparieren ließ. "Der ist futsch! Da hilft nix! Komm, nimm deinen Umhang, wir werden uns bei den Menschen einen borgen müssen." "Und womit willst du vom Zauberwald in die Stadt kommen?" fragte Geronimo unwirsch. Wirst schon sehen mein Bub, komm nur mit Papa.

Hellfried Hiksebein holte sein altes klappriges Fahrrad aus dem Schuppen und setzte den protestierenden Sohnemann auf den Gepäcksträger. Zauberer können eben nicht fliegen, und damit basta!" Geronimo war diese Fahrt ur peinlich. Angesträngt versucht er sich an den "Unsichtbar-Zauber" zu erinnern. Aber leider dürfte er in der Schule wieder einmal zu unkonzentriert gewesen sein. "Mach doch, Papa! Wir haben nicht ewig Zeit!"

Vor der Friedhofsallee stand ein Lieferwagen mitten auf der Straße. Drinnen saß Vertreter Vinzenz Hasenfuß. Auf dem Lieferwagen stand "Hoover". Der Staubsaugervertreter zitterte am ganzen Körper. "Heute ist Walpurgisnacht - die Nacht der Hexen - warum muss ich alter Unglücksrabe gerade heute eine Autopanne haben... und noch dazu vor dem Friedhof!" Leider war auch sein Handy völlig entladen. Aus dem Auto traute er sich schon gar nicht. Vinzenz hieß nicht nur Hasenfuß - er war auch einer - und das aus tiefster Seele. Als es zu dämmern begann, verstärkte sich das Zittern. Gleich würden sie kommen und ihn hohlen, gleich, gleich... "Bum!" Vinzent wollte schreien! Doch der Schrei blieb in seiner trockenen Kehle stecken. Vor Angst traten die Augen groß und weiß aus ihren Höhlen. Etwas war in seine Windschutzscheibe eingeschlagen... etwas schreckliches mit entsetzlichen großen Augen, platt gedrückter Spitznase und heraushängender Zunge! Bum! Das nächste Etwas sah auch aus wie eine Hexe! Vinzent bekreuzigte sich und suchte fahrig im Handschuhfach nach dem Kreuz, dass er irgend wann mal am Christopherus Sonntag geschenkt bekommen hatte.

Draußen entfernten der erfinderische Zauberer Hellfried Hiksebein und sein flugunfähiger Hexensohn Geronimo ihre plattgedrückten Gesichter vorsichtig von der Windschutzscheibe und rappelten sich mühsam hoch um zu kontrollieren, ob Nase, Zähne und Knochen noch heil waren. "Was hast du dir nur dabei gedacht so wild um die Ecke zu flitzen, Papa!"schmipfte Geronimo los - doch sein Vater hob nur stumm und mit großen Augen die Hand. "Schau Sohn, sieh nur! Auf dem Auto steht "Hoover" und im Wagen sitzt ein Mensch. Den Schickt uns der Himmel!"

Langsam beugte sich Zauberer Hiksebein zum Seitenfenster hinunter und klopfte zaghaft an. "Was ist los, mein Herr? Kann ich Ihnen helfen?" Vinzenz Hasenfuß bedeutete ihnen in Zeichensprache aus sicherer Entfernung, dass er eine Panne hatte! Als er auch noch die Motorhaube von innen entriegelte, beugte sich Hiksebein über den Motor und studierte ihn mit Kennermiene. "Da ist wohl eine Leitung verstopft! Aber ich habe eine Idee. Hast du noch was vom Pupspulver, Geronimo?" Vorsichtig leerten sie ein Stäubchen davon in den Tank. Der Motor machte ein paar Zucker uuuuuund puuufffffff. Mit einem riesen Pups riss es den Dreck der die Leitung verstopft hatte heraus. "Voila, der Motor läuft. Es gibt doch nichts, das der erfinderische Zauberer Hellfried Hiksebein nicht zuwege brächte!" Vinzenz Hasenfuß war unendlich erleichtert. Er wollte gleich zu seiner Familie nach Hause fahren und sich von seinem lieben Frauchen ein entspannendes Fußbad bereiten lassen. Davor aber sprang er impulsiv aus dem Auto und schenkte Meister Hiksebein zum Dank einen nagelneuen Staubsauger, dessen Chromteile stylisch im Licht der Straßenlaterne glänzten. Ohne zu überlegen, spricht Geronimo den Fluggeräte Spruch aus. Und siehe da, es dauerte nicht einmal eine Sekunde, da erhob er sich auf dem neuen Staubsauger hoch in die Lüfte. "Du hattest wirklich recht, Papa!" Jubelt der junge Hexerich von oben herunter. "Ein Hexerich braucht eben was richtiges mit PS nicht so ein verstaubtes Besenteil wie die Junghexen aus der Hexenschule!"

Am nächsten Tag staunten alle an der Schule nicht schlecht, denn der flugunfähige Trottel Geronimo flog plötzlich über der Schule einen richtigen Looping! Als er fachgerecht im Schulhof landete wollten ihn die Hexlein in gewohnter Manier auslachen. Aber das sollte ihnen schnell vergehen, denn mit dem motorisierten Besen kam auch das verlorene Selbstbewusstsein zurück! "Lass mich in Ruhe Ida Igelkopf!" rief er schroff. "Ich hab genug davon für euch den Trottel zu spielen. Ihr habt mich ohnehin nur ausgelacht!"

Wie bei den Menschen nicht anders, wandelte sich Geronimos Stellung in der Klasse mit seinen neuen glänzenden PS grundlegend. Sogar die fiese Lise machte ihm schöne Augen. Geronimo ließ das kalt.

Als er am darauffolgenden Sonntag eine Ehrenrunde über das Dorf flog, sah man allerdings doch jemanden hinter ihm auf dem Staubsauger sitzen... es war Gundi, die Tochter des Staubsaugervertreters und die war absolut kein Hasenfuß!

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Foto: Cityfoto
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