Steyrer Krematorium vor 90 Jahren fertiggestellt

Foto: Stadtbetriebe Steyr

STEYR. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts formierten sich die sogenannte Freidenker-bewegung im Raum Steyr und Umgebung. Der „Verein der Konfessionslosen“ richtete sein Augenmerk auf die „geistige Aufklärung der Arbeiterschaft“ und war antiklerikal eingestellt.

Im Jahr 1924 übernahm die Stadt das Bestattungsunternehmen Donke. Ein Jahr später kam es schließlich zur Gründung eines Feuerbestattungsvereins, der sich als bezeichnenden Namen „Die Flamme“ gewählt hat. Zweck dieses Vereins war es nach eigener Definition, „den Angehörigen Schwierigkeiten bei der Bestattung abzunehmen und die Bestattungskosten auf Versicherungsbasis zu organisieren“.
Mit einer großangelegten Bausteinaktion wurde versucht, die Errichtung eines Krematoriums in Steyr voranzutreiben. So kam es nach der Grundzuweisung durch den Gemeinderat 1926 tatsächlich zum Baubeginn. Am 26. Juni 1927 wurde die von Architekt Franz Koppelhuber entworfene Feuerhalle als erstes Krematorium in Oberösterreich und nach Wien als zweites österreichweit eröffnet.

Der Verein „Die Flamme“ war 1930 bereits auf fast 8.400 Mitglieder angewachsen. Noch heute ist eine Bronzetafel dieses Vereins im Eingangsbereich des Krematoriums zu sehen. Von der Eröffnung 1927 bis März 1933 gab es 566 Veraschungen. Das Krematorium wurde 1938 von der Ostmärkischen Feuerbestattung übernommen und gelangte Ende 1939 in den Besitz der Stadt Steyr, wo es den städtischen Unternehmungen eingegliedert wurde.

Ein absolut unrühmliches Kapitel begann, als am 5. September 1938 die Verbrennung der ersten Häftlingsleiche aus dem KZ Mauthausen im Krematorium Steyr erfolgte. Bis Mai 1945 wurden insgesamt 4.585 Leichen von Häftlingen aus Mauthausen und seinen Nebenlagern in Steyr verbrannt. Ab 14.März 1942 wurde das in den Monaten davor in der Haager Straße errichtete Lager in Münichholz offiziell als Nebenlager des KZ Mauthausen geführt. Der Höchststand an Häftlingen wurde im April 1945 mit knapp über 3.000 erreicht.

Die Häftlinge kamen auf Grund der katastrophalen Arbeitsbedingungen, der schlechten medizinischen Versorgung, der Luftangriffe auf die „Steyr-Werke“ und der sadistischen Übergriffe des Bewachungspersonals zu Tode. Die Leichen wurden im Steyrer Krematorium verbrannt. Eine genaue Zahl der Opfer konnte bis heute nicht eruiert werden. Erst 1948 wurden die Urnen an vier verschiedenen Stellen im Urnenfriedhof bestattet. Ein Mahnmal, das 1948 errichtet wurde, erinnert an dieses dunkle Kapitel der Steyrer Geschichte. 2011 wurde an einer dieser Stellen eine gemauerte Unrnegruft mit 800 namentlich beschrifteten Urnen entdeckt.

In den vergangenen Jahren wurden durchschnittlich knapp 1.000 Verabschiedungen in der Steyrer Feuerhalle durchgeführt. Engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bestattung betreuen die Hinterbliebene in den Räumlichkeiten am Taborweg und bieten alle Serviceleistungen im Zusammenhang mit Erd- oder Feuerbestattungen.
Die Instandhaltung und Betreuung des Urnenfriedhofes fällt ebenfalls in das Aufgabengebiet der Stadtbetriebe Steyr.

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