Es gibt sie noch recht oft
Schrägezäune: eine Wipptaler Rarität

Aus Respekt vor dem Handwerk, vor allem aber natürlich, um die besonderen Zäune zu schützen, sollten Schrägezäune nicht überstiegen, sondern umgangen werden. | Foto: Anna Radtke
  • Aus Respekt vor dem Handwerk, vor allem aber natürlich, um die besonderen Zäune zu schützen, sollten Schrägezäune nicht überstiegen, sondern umgangen werden.
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  • hochgeladen von Tamara Kainz

Anna Radtke ist Teil jenes Teams, das die Schutzgebiete in den Stubaier Alpen und im Wipptal betreut. Sie befasst sich u.a. mit den wunderbaren Schrägezäunen, über die auch wir bereits berichteten, und hat uns dazu dankenswerterweise folgenden Bericht zukommen lassen.

WIPPTAL. Sitzt man in einer Gondel hinauf aufs Nösslachjoch und blickt aus dem Fenster, so sieht man schon den ersten dieser uralten Holzzäune. Wie ein unumstößliches Geflecht trotzt ein sogenannter Schrägezaun dem Wind – und das seit Jahrhunderten. Wandert man weiter hinab Richtung Nösslachhütte oder auch Richtung Fallmaritz findet man viele dieser traditionellen Zäune. Und das, obwohl die alte Zaunform in Tirol selten geworden ist. Man kann die Schrägezäune ohne weiteres als eine Wipptaler Rarität bezeichnen, die von besonders traditionsverbundenen Bauern und Grundbesitzern bewahrt wird. In Summe schlängeln sich ganze 7.680 Meter Schrägezäune durch die Kulturlandschaft, wie eine aktuelle Erhebung im Schutzgebiet von Vals mit Padaun und im Landschaftsschutzgebiet Nösslachjoch - Obernberger See - Tribulaune ergab.

Stimmen zum Schrägezaun

Warum hält man eigentlich an diesen zwar traditionellen, aber keinesfalls leicht zu fertigenden Zäunen fest? „Der Schrägezaun ist besser als sein Ruf. Wenn er gut gemacht ist, hält er sehr, sehr lange.“ begründet der eine diese Frage, „der Frau gefallen sie so gut“, meint ein anderer. Der Nächste findet „die gehören einfach zu uns her“. Eine Spaziergängerin sagt: „die sehen so toll aus, die muss ich immer fotografieren“ und merkt bedauernd an, dass es ja immer weniger würden, weil die Jungen nicht mehr die Zeit hätten. Und in der Tat zeigt auch die Erhebung in den Schutzgebieten, dass seit der letzten Bestandsaufnahme im Jahr 2014 wieder einige Schrägezäune durch Draht- oder andere Zäune ersetzt wurden. Andererseits wurden aber allein im Jahr 2021 auch wieder 466 Meter Schrägezaun neu errichtet, sowohl als Ersatz für alte Abschnitte als auch als komplett neue Zäune, denn für einige ist „Zaun machen einfach eine schöne Arbeit“. Sehr fleißig dabei ist jedes Jahr auch die „Schule der Alm“ in Vals, wo Altmeister Alois Gatt sein Wissen an seine Schützlinge weitergibt und der Schrägezaun um die Bergmahd jedes Jahr länger wird.

Respekt vor dem Handwerk

Dort, wo etwa Lärchenwiesen oder Mähwiesen vor Weidevieh geschützt werden müssen, kommen Schrägezäune zum Einsatz. Sie werden aus gespaltenenem Lärchenholz gefertigt, das ohne Verwendung von Nägeln auf kunstvolle Weise zusammengesteckt wird. Klingt kompliziert, kann aber erlernt werden. Idealerweise wird die Technik von Generation zu Generation weitergegeben. Die Förderungen des Landes Tirol für die traditionellen Holzzäune sollen einen kleinen Anreiz schaffen, damit die Landschaft noch lange durch Schrägezäune bereichert wird. Aber auch die Mithilfe von Wanderern und besonders Tourengehern ist gefragt. Denn das Drübersteigen belastet den Zaun und macht ihn kaputt. Man sollte die Zäune also umgehen und damit auch das Handwerk anderer mit Respekt behandeln.
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