Experte kritisiert Mängel in Gutachten zu Wasserableitungen

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NEUSTIFT (cia). Scharf ins Gericht geht ein deutscher Gewässerexperte mit dem für die UVP vorgelegten Gutachten zu den Wasserableitungen aus dem Stubai. Für Uwe Merkel, der international Behörden und Energiekonzerne berät, ist eine Umweltverträglichkeit nach den vorliegenden Unterlagen nicht nachweisbar. Er kritisiert eine "ungenügende Datengrundlage". Das Gutachten enthalte "keinerlei Sensitivitäts-, Robustheits- und Risikoanalysen". Darüber hinaus müsse das Untersuchungsgebiet ausgeweitet werden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Merkel im Auftrag des Vereins "WET – Wildwasser erhalten Tirol" mit Unterstützung des Tiroler Alpenvereins seine Stellungnahme zum UVP-Gutachten. Gerade einmal neun Kübel Geröll seien von den Gutachtern analysiert worden. Viele Aussagen würden auf "Pi mal Daumen" geschätzten Mittelwerten beruhen. Der Eingriff in den Geschiebehaushalt, den Wasserableitungen für das Kraftwerk Sellrain-Silz bedeuten würden, sei so nicht abschätzbar.

Darüber hinaus müsse laut Merkel das Untersuchungsgebiet bis zur Mündung der Sill in den Inn ausgeweitet werden. "Auch für Laien unübersehbar haben die Murgänge des Sommers 2015 die Sedimente nicht nur den Referenzpegel Fulpmes völlig verändert. Ende Oktober haben sie bereits die Sill erreicht." Deshalb sei es "offensichtlich haltlos", die Ruetzschlucht als entkoppelt vom Geschehen oberhalb zu bezeichnen, auch wenn der Schlucht durch das geplante Kraftwerk kaum Wasser entnommen werde.

Während im Stubai kaum Stimmen für Wasserableitungen laut werden, ist der Projektbetreiber TIWAG weiterhin vom Projekt überzeugt. Eine Ausdehnung des Untersuchungsgebietes würde die UVP nur um weitere Monate verzögern. Für den Chef des Landesenergieversorgers, Bruno Wallnöfer, ist das Projekt entscheidungsreif. Wenn sich jemand nach der Entscheidung in seinen Rechten verletzt fühle, gäbe es auch noch die zweite und dritte Instanz: "Da braucht niemand Angst zu haben, in seinem Widerstand zu kurz zu kommen." Die Bürgerinitiative hat bereits angekündigt, im Fall eines positiven Bescheids in die nächste Instanz gehen zu wollen.

"Das ist für jedermann leicht erkennbarer Klamauk", erklärt Wallnöfer. Fast sechs Jahre sei es her, dass der Projektantrag eingereicht wurde. Die mündliche Verhandlung habe vor mehr als einem Jahr stattgefunden. Trotzdem befinde sich das Verfahren immer noch in erster Instanz. Er rechnet mit einer Entscheidung Anfang Jänner 2016. Wallnöfer zweifelt auch die Expertise Merkels an: "In der Fachwelt konnten wir keine Arbeiten bezüglich alpiner Wasserläufe von ihm ausmachen."

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