"Ängste haben sich aufgelöst"

Heimleiterin Mag. Martina Lechner mit Bewohnern vom Asylheim in Reith bei Seefeld. | Foto: Privat
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  • Heimleiterin Mag. Martina Lechner mit Bewohnern vom Asylheim in Reith bei Seefeld.
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REITH b. SEEFELD. Im Oktober war es ein Jahr, dass das Flüchtlingsheim in Reith bei Seefeld eröffnet wurde. Heimleiterin Mag. Martina Lechner zieht im BEZIRKSBLATT Bilanz und möchte ein großes Dankeschön zum Ausdruck bringen.
Befürchtungen und Ängste herrschten im kleinen Tourismusort Reith bei Seefeld, es gab auch lautstarke Proteste als es hieß, dass Asylwerber im Ort angesiedelt werden sollen. "Die Situation sieht jetzt nach einem Jahr ganz anders aus", erzählt Mag. Martina Lechner, die das Heim leitet: "Kritische Stimmen wird es immer geben, aber sie sind leiser und weniger geworden."

Hilfsbereite Bürger
Schon seit vielen Monaten überwiegt die Hilfsbereitschaft der Reither Bevölkerung. Sie hat sich nicht nur an das „bunte Auftreten“ der Flüchtlinge im Ort gewöhnt, sondern sie hat ganz aktiv sehr viel dazu beigetragen, dass sich die HeimbewohnerInnen in Reith wohl fühlen. "Unsere Flüchtlingskinder bereichern den Kindergarten- und Schulalltag und haben sehr schnell Deutsch gelernt. Sie gehen zum Fußball- oder Takewondo-Training und erleben dadurch ein wenig Normalität", so die engagierte Heimleiterin, die erzählt, dass die männlichen Asylwerber in den Sommermonaten in den Gemeinden in Reith und Seefeld gemeinnützige Arbeit verrichtet haben. So hatten sie eine sinnvolle Beschäftigung, die sie zumindest vorübergehend den Flüchtlingsalltag des Wartens vergessen ließ und natürlich freuten sie sich auch über das zusätzliche Taschengeld als Lohn für ihre Arbeit.
Auch beim Volleyball- und Fußballtraining vom Sportclub Reith sind sie herzlich aufgenommen worden.
Mehrere Freiwillige aus Reith und Umgebung kommen wöchentlich ins Heim, um mit den Erwachsenen Deutsch zu lernen.
Für die Schulkinder läuft ein eigenes Projekt: „Lernförderung für Kinder mit nicht deutscher Muttersprache“. Zwei Pädagoginnen kommen an zwei Nachmittagen und unterstützen die Kinder bei den Hausaufgaben sowie beim Erlernen der deutschen Sprache.
Besonders belastete Kinder haben seit Oktober die Möglichkeit, im Heim an einer Kreativgruppe teilzunehmen. Geleitet wird diese Gruppe von einer Pädagogin mit einer Zusatzausbildung in Mal- und Gestalttherapie – dankenswerterweise auch ehrenamtlich. Kreatives Schaffen mit unterschiedlichsten Materialien soll den Kindern bei der Aufarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse helfen und ihnen dadurch mehr Stabilität verleihen und ihr Selbstwertgefühl steigern.
Viele Kleiderspenden von Privatpersonen stellen sicher, dass alle HeimbewohnerInnen immer der Jahreszeit entsprechende Kleidung und Schuhe zur Verfügung haben.
Der Lions Club Olympiaregion Seefeld hat nicht nur immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen, sondern vor allem auch eine großzügige Hand. So können z.B. auch unsere schwangeren Frauen und unsere Kinder in den Genuss von Medikamenten bzw. Impfungen kommen, die von der Gebietskrankenkasse nicht bezahlt werden und sie sich ansonsten nicht leisten könnten. Darüber hinaus aber haben sich viele Freundschaften gebildet.

Begegnungsstätte
Reitherinnen und Reither besuchen die Leute im Heim bzw. laden sie zu sich nach Hause ein und tragen somit ganz wesentlich zur Integration bei. Lechner erläutert: "Ein Beweis dafür, dass sich die AsylwerberInnen hier am Seefelder Plateau wohl fühlen ist auch, dass mittlerweile einige (Einzelpersonen und Familien) nach Erhalt eines Aufenthaltstitels in unseren Gemeinden wohnen bleiben, bereits arbeiten bzw. Arbeit suchen und bemüht sind, sich noch besser zu integrieren."
Die Heime sollen Orte der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionsbekenntnisse sein. Ein direkter Kontakt zu AsylwerberInnen hilft Vorurteile abzubauen und ist bereichernd für beide Seiten.

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