Wolf bereitet weiterhin Kopfzerbrechen
Ein Almsommer der Entscheidungen

Idee: Wölfe in Tirol sollen "besendert" werden. Warum nicht gleich QR-Codes einführen und Jäger mit Scannern ausstatten? | Foto: Cartoon Roman Ritscher
  • Idee: Wölfe in Tirol sollen "besendert" werden. Warum nicht gleich QR-Codes einführen und Jäger mit Scannern ausstatten?
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Der Wolf bereitet Bauern weiterhin Sorgen. In diesen Tagen werden vielerorts Schafe auf die Alm gebracht.

REGION. Für viele Schafe steht der Almsommer bevor, für manche Schafbauern die Frage: weitermachen oder aufhören?
Diese Woche geht's in Oberhofen für rund 300 Schafe wieder auf die Almwiesen. Gute Nerven brauchen dabei die Bauern im Tal – denn da oben geht nach wie vor der Wolf um. Der hat mit über zwei Dutzend Rissen im Vorjahr dafür gesorgt, dass die Oberhofer Schafer ihre Tiere vorzeitig in Sicherheit bringen mussten, den Almabtrieb um Wochen vorverlegten!

Schafbauer sein oder nicht sein

Wird es auch heuer zum frühzeitigen Almabtrieb kommen, steht für einige der Bauern fest: Sie werden ihre Schafe verkaufen – und das war's dann, wie Ortsbauernobmann Johann Moser weiß:

"Wir haben den ganzen Winter beim Land interveniert, die Schafbauern zu unterstützen, Maßnahmen zu ergreifen. Leider tut sich da nicht viel."

Der Wolf ist EU-weit geschützt, auch der Abschussbescheid eines Problemwolfes im Vorjahr wurde nach kurzer Zeit bürokratisch abgewürgt. Dass man nun plant, Wölfe mit Sender auszustatten und Problemwölfe heruszufiltern, halten nicht nur die Oberhofer für einen schlechten Scherz. Kaum ein Tiroler Jäger hat das vor Menschen so scheue Raubtier zuletzt zu Gesicht bekommen. Ob sich die Wölfe für eine Besenderung zeigen, wird sich zeigen.
Auch der Telfer GR Herbert Klieber erzählt vom Rückgang an Schafherden, die im Bereich Straßberg weiden. "Hier ist Kalkgebiet, die Almwiesen reichen nicht weit hinauf, so bleiben die Schafe im Wald. Eine Einzäunung ist hier nicht möglich", erklärt Klieber. Die letzten Schafrisse in Telfs waren vor drei Jahren, seither ist nichts mehr passiert. "Wir können nur hoffen, dass es ruhig bleibt. Andernfalls werden auch in Telfs Schafbauern aufgeben und ihre Tiere hergeben." Andere weichen auf die Südseite des Inn aus, im Stubaital und Wipptal finden sie bessere Weidebedingungen vor.

Einzäunen als erste Maßnahme

In Oberhofen hat man sich überlegt, bei den ersten Schafrissen die Schafe vorerst zusammenzutreiben und einzuzäunen. "Wenn der Wolf dann verschwindet, hat's was genützt." Doch sollten weitere Schafe Opfer des Wolfes werden, werden die Oberhofer ihre Herde wohl erneut etwas früher ins Tal geleiten – und das bedeutet dann auch das Aus einiger Schafbauern.
Eine dauerhafte Behirtung ist auf beiden Seiten des Inn finanziell nicht drin, rechnet Moser vor: "Das würde 4000 bis 5000 Euro pro Monat kosten. So viel geben wir derzeit pro Jahr aus." Werden Schafe zu Opfern eines Wolfes, gibt's nach entsprechendem Nachweis eine Entschädigung vom Land Tirol. "Da gab es im Vorjahr keine Schwierigkeiten bei den etwa 23 getöteten Schafen, so Moser. Leider werden nach wie vor 33 Schafe vermisst. Der Schaden ist groß, das Land zahlt hier nicht."

Allen sind die Hände gebunden, der Schutzstatus des Wolfes macht speziell in einem kultivierten Tourismusland wie Tirol Lösungen schwierig.

Trotz Elektrozaun: Vermutlicher Wolfsriss in Mittewald

Am 24.04.2022 gegen 06:15 Uhr bemerkte ein Landwirt, dass einige Schafe in einem durch Elektrozaun gesicherten Feld in der Nähe seines Wirtschaftsgebäudes in Mittewald in der Nacht vermutlich von einem Wolf getötet bzw. schwer verletzt worden waren. Laut Angaben des Landwirtes seien 6 Schafe verletzt bzw. getötet worden, 2 Schafe seien abgängig. Durch die Polizei wurde der Journaldienst der BH Lienz verständigt, der den Amtstierarzt mit dem Fall betraute.

Bericht von 2021:Oberhofer Schafbauern reicht es: Schafe zurück ins Tal

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