Seefeld steht schweres Jahr bevor
"Tourismusgemeinden trifft es am härtesten"
SEEFELD. Seefeld steht vor einem schwierigen Jahr. Der Mangel an Gästen stellt die Gemeinde vor große Probleme.
Touristische Prägung wird zum Verhängnis
2020 war für die meisten Gemeinden ein besonders herausforderndes Jahr. Viele Einnahmen fielen weg, das soziale Leben wurde ab März zu großen Teilen eingeschränkt. Die stark touristisch geprägte Gemeinde Seefeld hatte zusätzlich mit dem zurückhaltenden Verhalten der Urlauber zu kämpfen.
Umfassendes Sparprogramm
Dieser Umstand wirkte sich merklich auf die finanzielle Situation der Plateaugemeinde aus, die viele Abstriche machen musste.
"Wir sind in allen Abteilungen ein großes Sparprogramm gefahren, haben aber die Sanierung der Reitherspitz-Straße doch noch umgesetzt, weil uns die Asphaltierfirma einen sehr guten Preis angeboten hat. Das haben wir noch durchgezogen. Alle anderen großen Projekte wurden nicht angegangen, nur das Notwendigste wurde gemacht"
, so Bürgermeister Werner Frießer, der aber auch positives berichten kann:
"Man muss sagen, dass wir in Seefeld den großen Vorteil haben, dass alles sehr modern ist. Wir haben Anfang 2020 keine großen "to-do's" gehabt, die unbedingt hätten erledigt werden müssen. Deswegen haben wir uns hier vielleicht etwas leichter getan."
Schwierige Jahre kommen erst
Die wirklich schwierigen Jahre kommen laut Frießer jedoch erst jetzt. Gewisse Einnahmen hängen jetzt hinterher, der Komplett-Ausfall des Wintertourismus schmerzt Seefeld sehr, da die wirtschaftliche Lage in Seefeld immer vom Tourismus abhängt, gerät das Gleichgewicht langsam aus den Fugen. Auch vom kommenden Sommer verspricht man sich noch keine große Wende. Frießer fasst zusammen:
"Unser ganzes System mit Abgaben, Wasser, Kanal etc. ist auf einen funktionierenden Tourismus ausgelegt. Daher bekommen wir hier große Schwierigkeiten. Die Tourismusgemeinden trifft es in Tirol am härtesten."
"Alles andere muss warten"
Trotz der schlechten Vorzeichen sind in Seefeld für 2021 zwei größere Projekte geplant. Zum einen ein Hochwasserschutz-Projekt, das bereits in vollem Gange ist.(meinbezirk.at/4384190) Zum anderen die Verlängerung der Lärmschutzwand an der B177, bei beiden Projekten ist Seefeld Finanzierungspartner des Landes.
"Alles andere muss derweil warten. Man muss aber auch dazu sagen, dass sowieso keine größeren Projekte angestanden wären. Wir sind gottseidank sehr gut aufgestellt. Bei Sportveranstaltungen müssen wir allerdings auch auf ein Minimum zurückgehen"
, stellt Frießer fest.
Finanzplan nicht darstellbar
Seefeld ist einer der Touristenmagneten in Tirol und von den daraus resultierenden Einnahmen abhängig. Dementsprechend schwierig gestaltet sich die Erstellung eines Finanzplans für 2021. Bgm. Frießer erleutert:
"Eine Budgeterstellung ist für uns derzeit de facto nicht machbar. Wir haben zwar Rücklagen, ca. eine Million Euro können wir auflösen, das reicht allerdings nicht aus, die enormen Einnahmen-Ausfälle zu kompensieren. Da uns sämtliche GmbHs in Seefeld (Ortswärme, Schwimmbad, Sportanlagen, Leistungszentrum,...) gehören, bekommen wir keine Fixkosten-Zuschüsse und keinen Verlustersatz. Das ist eine massive Schlechterstellung für die Gesellschaften, da werden wir jetzt aber durch müssen. Unser Budgetvolumen kann das alles niemals decken."
Mit einer normalen Frequenz an Gästen besteht in Seefeld ein ausgewogenes, funktionierendes System. Ohne jedoch, lässt sich heuer kein sinngemäßer Haushalt darstellen. Es bleibt nur auf Sicht zu fahren, weit vorauszuplanen ist zurzeit nicht möglich.
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