Die Realität ist eben kein Märchen

Riverside Ranch | Foto: Kaserer

Heidi Wurzer hat vor fünf Jahren gemeinsam mit 14 Freunden die „Riverside Ranch“ in Kuchl gegründet. Hier leben seither viele Tiere, die z. B. vor dem Schlachter gerettet wurden. Doch damit ist bald Schluss: Bis 30. September müssen Tier und Mensch vom Grund verschwinden.

KUCHL (tres). Bezirksbekannt ist vor allem der umtriebige Mini-Eber Isidor, der schon mehrmals die Ranch verließ, weil ihn der unwiderstehliche Duft einer Sau nach Kuchl lockte - sechs Kilometer weit überquerte er Wiesen und Gärten, nicht immer waren die Hausbesitzer erfreut, ein Mini-Schwein auf ihrem Grund vorzufinden. Schon seit längerem haben die Tierfreunde deshalb Ärger mit anonymen Anzeigeschreibern aus der Nachbarschaft (das Bezirksblatt berichtete). Nun wurde die Ranch zwar ebergerecht umzäunt, so dass Isidor nicht mehr entwischen kann, trotzdem müssen Wurzer und ihre Freunde die Ranch bis Ende September auflösen. Der Grund sind fehlende Genehmigungen - die Ranch wurde auf Grünland errichtet. Dort ist Viehhaltung dieser Art nicht erlaubt und auch die errichteten Bauten - ein Indianertipi und eine Holzveranda - sind Schwarzbauten. Das stellte nun das Bauamt der Marktgemeinde Kuchl fest. Fazit: Entweder alle erforderlichen Genehmigungen einholen oder Abriss und quasi Abflug!

Einige Nachbarn schimpfen
Nicht alle Nachbarn sind deswegen traurig. Einer, der allerdings namentlich nicht genannt werden will (Name der Redaktion bekannt) berichtet: „Mit ihren Pferden reiten die einfach überall durch, ohne zu fragen. Der Eber tut sein Übriges. Erst kürzlich hat ein junges Mädchen von dort ihr Pferd auf einer privaten Wiese weiden lassen. Auf Nachfrage, erklärte sie: „Ach, ich habe geglaubt, das sei eine Märchenwiese.“Und so verhalten sich die meisten von denen auch: Als wären sie alle irgendwie in einem Traumland, wo man sich nicht an Gesetze halten muss.“

„Die bekommen ihr Fett schon weg“
„Diese paar Nörgler, die nicht einmal ihren Namen nennen wollen und nie offen mit uns geredet haben, werden ihr Fett schon auch noch weg bekommen“, gibt sich Wurzer erzürnt: „Jeder bekommt im Leben einmal die Retourkutsche. Uns bleibt jetzt aber nichts anderes übrig, als schweren Herzens das Grundstück zu räumen“, erklärt Heidi Wurzer: „Das Einholen der Genehmigungen ist zu zeit- und kostenaufwändig. Darum machen wir jetzt dicht.“ Kein gutes Wort lässt sie am Kuchler Bürgermeister Andreas Wimmer: „Ich war bei ihm und habe ihn gebeten, dass wir bleiben dürfen. Wir tun ja keinem etwas und wollen selber einfach auch in Ruhe gelassen werden. Aber Wimmer hat mich abgewimmelt. Ich fühle mich von ihm im Stich gelassen!“

Bgm. Wimmer: kein Zauberer
Bgm. Wimmer kontert: „Ha! Was soll ich denn da machen? Ich habe ja nicht einmal gewusst, dass es diese Ranch gibt, ich hab‘ auch nichts gegen diese Leute. Wenn Genehmigungen fehlen, sind mir aber die Hände gebunden. Der Bürgermeister soll immer Wunder bewirken, so hätten‘s die Leute gern. Auch Tierfreunde müssen sich aber an Gesetze halten, da hilft alles nichts.“ Außerdem komme über das Grundstück, auf der sich die Ranch befindet, ohnehin bald die 380 kV-Leitung drüber. „Und dann will dort bestimmt ohnehin keiner mehr sein“, sagt Wimmer.

Das sagt das Kuchler Bauamt
Bauamtsleiter Martin Brandauer erklärt: „Es gibt auf diesem Grundstück für fast kein Bauwerk eine Genehmigung. Es handelt sich da um Grünland und nicht um einen landwirtschaftlichen Betrieb. Eine Einzelbewilligung wäre zwar möglich, die Gemeinde würde diese in dem Fall auch erteilen - dafür sind aber einige Verfahren erforderlich, natürlich wäre das ein gewisser Aufwand, der auch was kostet.. Immerhin steht die Ranch im Wasserschongebiet der Taugl. Der politische Wille war durchaus da, die Ranch zu erhalten, nicht aber der Wille der Grundstückspächter.“

Suche nach neuer Bleibe
Heidi Wurzer und ihre Freunde haben genug. Sie suchen jetzt für ihre Tiere - 15 Hasen, 15 Hühner, vier Meerschweinchen, zwei Mini-Schweine, drei Ponys, ein Fohlen, zwei Pferde und einen Kater - und sich selbst eine neue Bleibe. „Wir suchen so rasch wie möglich ein größeres Grundstück für eine neue Ranch in der Nähe, irgendwo im Tennengau. Am besten etwas, wo man auch wohnen kann. Ein Bauernsacherl zur Pacht wäre optimal. Und bedanken möchte ich mich bei allen, die uns in der Vergangenheit unterstützt haben.“ Auch Holz der alten Ranch verschenkt Wurzer. Anfragen zu richten an Tel. 0676/9610662.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg
Anzeige
Gut begleitet durch das Salzburger Hilfswerk. | Foto: Hilfswerk Salzburg
2

Tag der Pflege
Gut begleitet durch das Hilfswerk Salzburg - Lebensqualität im Alter

Eine gute Begleitung durch das Hilfswerk verhilft zur Lebensqualität im Alter. In den eigenen vier Wänden alt werden – wer wünscht sich das nicht. Und tatsächlich: Rund 80 % aller Menschen mit Pflegebedarf werden in ihrem Zuhause betreut. Das Hilfswerk unterstützt Betroffene und vor allem auch deren Angehörige bei der Bewältigung ihres Alltags. Senioren-BetreuungManchmal hilft es schon, wenn man bei den kleinen alltäglichen Dingen Unterstützung bekommt. Heimhilfen packen im Haushalt mit an,...

  • Salzburg
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.