Mit "Jedermann" im Lokal
"Ecklokal mit Verlierer", so das Programm von Cornelius Obonya. Ein Gewinn für das Publikum.
GOLLING (sys). Getreu dem Motto der diesjährigen Festspiele, "Leckerbissen", ging es mit dem amtierenden "Jedermann", Cornelius Obonya, ins literarische Lokal. Dort traf das Publikum auf sympathische Verlierer, die, gerade 30 Jahre geworden, in ihrer ersten Krise stecken oder von einer Grube in die nächste Spalte tappen.
Vom "Ideal" ein Stück
Von einer vertrackten Geschichte der Gebrüder Grimm, in der alle auf tragische Weise dahingerafft werden, bis zu Schnabl, dem glücklosen Erfinder der einzinkigen Gabel nach Erich Kästner, beleuchtete Obonya in seiner Lesung so manche skurille, aber immer unterhaltsame Untiefe des Menschen. Bei Kurt Tucholsky fehlt, wie oft im Leben, ein kleines Stück zum idealen Glück, Trost und Rat gab es von Robert Gernhardt. Dem Schauspieler gelang es mittels Sprache und Gestik mühelos, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen: "Ich denke, Obonya hatte den gleichen Spaß wie wir", stellte eine Besucherin fest.
Ich seh´ dir in die Augen, Kleines!
Bei Schönwetter ist es herrlich, im Gollinger Burghof den Aufführungen der Festspiele beizuwohnen. Falls es regnet - so, als "Jedermann" Cornelius Obonya las - steht das Zeughaus Künstlern und Publikum zur Verfügung. Hier ist der Platz zwar kleiner als im Hof, allerdings kommt es dafür zu beinahe familiärer Nähe. Otto Schenk beispielsweise schätzte die Situation, in der sich der Vortragende und die ersten Zuschauerreihen direkt anschauen können, sehr. Und, wie eine Besucherin bemerkte, haben auch Obonyas blaue Augen, von ganz Nah, ihren Reiz ...
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