Auf Wolkerl fahren wäre schön
Wie ein Hund vor der Tür warten? Alltag für Margarethe Wagner. Die Halleinerin sitzt im Rollstuhl.
TENNENGAU (tres). "Hier komme ich nicht hinauf, keine Chance", erklärt Margarethe Wagner vor der Bäckerei Holztrattner in Oberalm mit Blick auf die hohe Stufe vor der Eingangstüre. Mit Kaffee und Kuchen wird es also nichts.
Aber ansonsten ist sie mit der Marktgemeinde recht zufrieden, sagt Wagner während wir das Gespräch gezwungenermaßen auf ein Bankerl vor dem Oberalmer Gemeindezentrum verlagern.
Rampen kosten nicht viel
"Die Gemeinde Oberalm ist sehr bemüht und somit eine Vorzeigegemeinde. Dass man nicht alles verändern kann, weil es Zeit und Geld kostet, das wissen wir Rollstuhlfahrer ja auch." Was aber leicht ginge - und das ärgert die Halleinerin, die seit einer Komplikation bei einer Operation im Rollstuhl sitzt, sehr - sind eben "diese Stufen vor vielen Türen". Sie verstehe schon, dass sie deswegen gebaut worden sind, um das Wasser draußen zu halten, "aber es gibt Rampen, z. B. im Sanitätshaus Tappe in der Alpenstraße 92 - 94, die kosten nicht einmal 70 Euro und mit diesen Treppenteilen kommt dann jeder Rollstuhlfahrer in jedes Geschäft und jedes Café."
Es sei nämlich kein schönes Gefühl, wenn es wegen solcher Hindernisse für einen heißt: Sie müssen leider draußen bleiben! "Man fühlt sich dann ja wie ein Hund", erklärt Wagner. Wie es gehen kann, sieht man in Hallein bei Moden Ganzer: "Dieses Geschäft war das einzige, das im Zuge der Pflastersanierung gleich eine Rampe einbauen hat lassen. Und da ging es dann ja wirklich in einem." Auch "Die Farbe" in Hallein wird lobend erwähnt.
Ansonsten sieht sie in Hallein noch Handlungsbedarf, z. B.: "Das Behinderten-WC im Ziegelstadl ist noch immer nicht behindertengerecht, es ist viel zu schmal."
Allerdings lobt sie das neue Stadtpflaster: "Da fahr ich jetzt drüber wie auf Wolkerl - ganz toll!"
Bgm. Dürnberger freut sich
Und das barrierefreie Bahnhofs-WC ist seit kurzem wirklich barrierefrei: "Vorher bekam man die Türe nicht zu und jeder konnte uns Rollstuhlfahrern beim Klogehen zuschauen. Das war gar nicht fein."
Wagner erwartet gar nicht, "dass jeder sofort Hammer und Zement holt, aber wenn jede Gemeinde zumindest stückerlweise barrierefrei wird, dann ist uns Rollstuhlfahrern schon sehr geholfen." Der Verein "Barrierefrei" will alle 13 Tennengauer Gemeinden auf ihre Barrierefreiheit testen.
Oberalms Bürgermeister Gerald Dürnberger will weiterhin bemüht sein, seine Gemeinde barrierefrei zu machen: "Es freut mich, dass wir eine Vorzeigegemeinde sind. Wo es möglich ist, werden wir weiterhin schauen, dass wir noch barrierefreier werden. Wenn wir von den Usern, also den Rollstuhlfahrern, selbst ein gutes Zeugnis erhalten, dann freut uns das natürlich um so mehr als wenn es nur von einem Kontrollorgan der Regierung kommt."
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