Hallein
Ein "natürlicher Bierkeller" wird wiederbelebt
In der Salzburger Straße entsteht ein besonderes Objekt: Es ist ein Kühlschrank mitten im Fels unter den Barmsteinen.
HALLEIN. Als der Halleiner Solararchitekt Otmar Essl und Holzbaumeister Gerhard Winklhofer das Gebäude an der Salzburger Straße kauften und ihre Pläne für eine umfassende Revitalisierung vorlegten, sorgte das zunächst für viel Kopfschütteln. "Wir sollten diese Ruine abreißen, hörte ich", sagt Otmar Essl.
Aber dem Projektteam schwebte anderes vor: Das Gebäude an der Salzburger Straße 19 war einst ein Bierkeller, einer von mehreren, die die besonderen Begebenheiten des Kaltenhausener Windröhrensystems für eine natürliche Kühlung nutzten. Auch der Name des Hofbräuhauses, Kaltenhausen, weist in diese Richtung. "Unterhalb der Barmsteine sind längliche Tunnel im Gestein, durch die kalte Luft in das Haus strömt", erklärt Otmar Essl. Hinter den drei Öffnungen, die derzeit von Schutt freigelegt werden, ziehen sich die Tunnel noch einige Meter in das Innere des Berges, hier entströmt kühle Luft. Essl nimmt ein Thermometer zur Hand, er überprüft die Temperatur im Raum selbst sowie in den Tunneln: Neun Grad hat es im Schnitt in den Räumlichkeiten, fünf Grad in den Kaltlöchern.
Bis zum Kornsteinplatz
Von außen sieht das Gebäude unscheinbar aus. Essl und Winklhofer begaben sich mithilfe eines Historikers auf die Spurensuche. "Der bestehende Keller ist einer von den neun noch bestehenden Bierkellerobjekten zwischen dem ehemaligen Salzburger Tor im Norden, der Stadt Hallein und dem Beginn des Hochgerichtsweges. Diese Keller durften in fürsterzbischöflicher Zeit, bis zur Säkularisierung 1803, außerhalb der Halleiner Stadtmauern errichtet werden", weiß Otmar Essl.
Die Keller mussten in Sichtweite der Torwächter sein, um Steuerhinterziehungen zu verhindern. Oberhalb der Eingangstür deutet Essl auf eine Marmorplatte, die dort angeheftet ist. Sie ist mit dem Zunftzeichen der Brauer und Mälzer aus dem Jahr 1843 versehen, und auf die damaligen Besitzer hinweist. "Es sind dies Leopold und Anna Schwarz, die von 1836 bis 1853 auch Besitzer des Schwarzbräus, das heutige Modehaus Ganzer, am Kornsteinplatz waren. Aufgrund des Namens Hofkeller besteht die begründete Annahme, dass dieser bereits in fürsterzbischöflicher Zeit erbaut und genutzt wurde", erklärt Essl.
Wohnung über Keller
Die Revitalisierung des Kellers ist verbunden mit Nachverdichtung, das Projekt heißt "kaltloch.haus". Oberhalb soll ein Appartement entstehen, in Holzbauweise und mit Wärmepumpe ausgestattet. Essl und Winklhofer wollen so Besucher in die Stadt bringen. Das Gebäude ist direkt neben der Bushaltestelle, gut angebunden an den Verkehr und soll von einer Treppe seitlich begehbar sein.
>>>Mehr News aus dem Tennengau lesen Sie hier.<<<
Das könnte Sie auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.