"Viele unserer Frauen sind völlig fertig"

HALLEIN (tres). "Schon seit zwei, drei Jahren sind bei uns kaum mehr Zimmer frei. Frauen suchen immer später Hilfe. Die Probleme, die die Frauen dann mit zu uns bringen, sind massiv", erklärt Doris Weißenberger, Leiterin des Frauenhauses "Haus Mirjam".

Frauen im "Burnout"

Erklären kann sie es so, dass "das Leben teurer geworden ist: eine eigene Wohnung und die Lebensmittel. Gerade, wenn Kinder im Spiel sind: Frauen sehen sich finanziell noch weniger darüber hinaus, vor der Gewalt zuhause zu flüchten und ein eigenständiges Leben zu meistern".

Wenn sie schließlich ins Frauenhaus flüchten, "dann ist alles kaputt", erklärt Weißenberger, "jahrelange Gewalt, egal ob körperlich oder verbal, macht Menschen völlig fertig. Die Frauen sind Wracks und die Kinder ebenso." Häufig kollabieren Frauen im "Haus Mirjam" dann einfach, fallen plötzlich um, sind depressiv, haben Konzentrationsschwierigkeiten und können die einfachsten Alltagsdinge nicht mehr selbst meistern - quasi ein totales "Burnout".

Das Fatale: Häufig schlüpfen Buben, die Gewalt in der Familie miterleben, später in die Täterrolle und Mädchen in die Opferrolle: "Kinder lernen das, was man ihnen vorlebt. Wir hatten jetzt schon Frauen bei uns, die bereits als Mädchen mit ihrer Mutter im Frauenhaus waren."

Was erleben diese Frauen zuhause? "Körperliche Gewalt muss man ja nicht erklären, man sieht sie. Verbale, psychische Gewalt ist viel diffiziler. Das fängt damit an, dass der Mann z. B. sagt: Dieser Rock ist viel zu kurz, zieh dir etwas anderes an! Und das steigert sich. Wenn du dann jahrelang hörst, dass du zu deppert bist für alles, dass du eh nichts kannst oder wenn du vielleicht z. B. das Haus nicht mehr verlassen darfst, weil der Mann das nicht möchte oder dich sogar einsperrt, dann hast du kein Selbstwertgefühl mehr und keine eigene Meinung. Aber es gibt immer einen Weg zu einem selbstbestimmten, gewaltfreien Leben. Diesen Frauen möche ich sagen: Habe Mut und komm zu uns!"

24 Stunden Hilfe

Da brauche es zuerst wieder ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit und das vermittelt das Halleiner Frauenhausteam den schutzsuchenden Frauen und ihren Kindern. Ins "Haus Mirjam" kann jede Frau in Not jederzeit, 24 Stunden am Tag, kommen. Es gibt aber auch eine ambulante Beratung: "Am besten ist es, man ruft an und vereinbart einen Termin", sagt Weißenberger, "wenn aber ein Notfall besteht, dann einfach so vorbeikommen!"

Die Auslastung ist seit zwei, drei Jahren hoch: "Ab und zu sind wir froh, wenn wir überhaupt noch ein Zimmer frei haben. Aber Platz finden wir immer - und wenn wir eine Notschlafstelle im Spielzimmer einrichten!"
Warum erdulden Frauen oft so lange Gewalt in der Familie? "Jede Beziehung hat ja einmal mit Liebe begonnen", meint Weißenberger, "und dann ist da lange diese Hoffnung, dass alles wieder gut wird, vor allem, wenn der Mann immer wieder verspricht, sich zu ändern."

Froh ist Weißenberger, "dass unser Frauenhaus in der Bevölkerung so gut aufgenommen wird: So viele Menschen stehen hinter uns und helfen uns und das taugt mir sehr".

Kontakt: Frauenhaus "Haus Mirjam", Tel. 06245 802 61 oder frauenhaus.hallein@aon.at.

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