„Will man uns für dumm verkaufen?“

- Gerhard Struber mit dem Plan, der zeigt wo seine Grundstücke betroffen sind.
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Grundbesitzer über APG-Vertrag empört: „Das ist doch Irreführung!“ – Der Verbund will beruhigen
Sehr verärgert über einen Vertrag, den ihm der Verbund Austrian Power Grid (APG) zur Unterzeichnung vorgelegt hat, ist der Kuchler Gerhard Struber. Anstelle der Zustimmung zur Demontage der 220 kV-Trasse ging es in dem schriftlichen Übereinkommen eigentlich um die Zustimmung zum Bau der 380 kV-Leitung. „Das ist doch Irreführung“, reagiert Struber empört. Die APG dementiert.
TENNENGAU (tres). Der Kuchler Gerhard Struber ist landwirtschaftlicher Grundbesitzer in Bad Vigaun. Über eines seiner Grundstücke verläuft die 220 kV-Leitung, das andere ist eventuell (eine genaue Trasse ist ja noch nicht bekannt) von der 380 kV-Leitung betroffen. „Vor ein paar Tagen kam ein Herr von der APG bei mir vorbei, der sich als Andreas Fleck vorstellte. Er wollte, dass ich ein Übereinkommen unterschreibe, damit die 220 kV-Leitung, bzw. der Masten auf meinem Grundstück, abgebaut werden kann.“
Warum jetzt unterschreiben?
Etwas verwundert zeigte sich Struber, dass er dafür jetzt schon unterschreiben muss, wo der Abbau der 220 kV-Leitung doch erst in den nächsten sieben bis elf Jahren erfolgen soll. Er ließ sich aber das Übereinkommen aushändigen, „auf das Drängen von Herrn Fleck sofort zu unterschreiben habe ich nicht reagiert, ich wollte mir den Vertrag vorher erst genau durchlesen“, so Struber: „Beim Durchlesen stellte ich dann fest, dass das Übereinkommen gleichzeitig eine Zustimmungserklärung für den Bau der 380 kV-Leitung ist - und zwar unwiderruflich auch für die Rechtsnacholger, also meine Nachkommen! Die 220 kV-Demontage steht nur in Klammer. Mein Anwalt teilte mir nach Kontaktaufnahme mit, dass dieses Schreiben ein Freibrief für die APG AG ist.“
Nachbar ist „hereingefallen“
Erzürnt meint er: „Sind das die Vorgangsweisen der APG für die Errichtung der 380 kV-Leitung? Wollen die uns für dumm verkaufen? Das sind doch Bauernfängerei-Methoden! Ich staune, dass dem Verbund anscheinend einfach echt nichts zu blöd ist, um sein Ansinnen durchzuziehen.“ Ein Nachbar von ihm sei auf dieses Schreiben „hereingefallen“, berichtet Struber, „er hat gleich unterschrieben, weil er Herrn Fleck geglaubt hat - ohne den Vertrag genau durchzulesen.“
220 kV-Demontage geht nur mit 380 kV-Leitungsbau
Andreas Fleck von der APG hüllte sich auf Nachfrage der Bezirksblatt-Redaktion in Schweigen und verwies auf Birgit Breiter von der Pressestelle der APG. Diese teilt folgendes mit: „Die 220 kV-Leitung kann ja nur dann demontiert werden, wenn die 380 kV-Leitung errichtet wird. Wir müssen im April nächsten Jahres eine Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) für die 380 kV-Leitung abgeben und im gleichen Zuge auch erklären, wie wir die 220 kV-Leitung demontieren wollen. Das heißt: die Zufahrtswege müssen fest stehen.“
Wegen der UVE stehe der Verbund unter enormem Zeitdruck, darum müssten Grundstückseigentümer schon Jahre im Voraus der 220 kV-Demontage zustimmen. Im Übereinkommen gehe es aber nicht um die Errichtung der 380 kV-Leitung, sondern um die 220 kV-Demontage, „darum steht es ja in Klammer“, sagt Breiter. Sie meint, bis auf Gerhard Struber habe sich niemand über den Vertrag beschwert. Interessanterweise sind seit kurzem aber neue Übereinkommen mit einem anderen Wortlaut in Umlauf, in denen nicht mehr, wie in der alten Version, von der „Bauzeit an der 380 kV-Leitung“, sondern der „Demontagezeit der 220 kV-Leitung“ gesprochen wird. Auch diesen Vertrag will Struber aber nicht unterschreiben, weil „ich kann ja nicht Jahre voraus für meine Nachkommen unwiderruflich etwas festlegen. Ich unterschreibe erst dann, wenn die Demontage wirklich aktuell ist und mir ein vernünftiger Vertrag vorgelegt wird. Und für die 380 kV-Leitung unterschreibe ich gar nicht, da bin ich dagegen!“
APG-Pressesprecherin Breiter teilt mit: „Es ist uns sehr wichtig, gemeinsam mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten und mit ihnen zu reden. Vor der Umweltverträglichkeitsprüfung ist das möglich, nachher an der Trasse etwas zu ändern nicht.“


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