Partnerschaften in der Krise
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Europa verstärkt Städtepartnerschaften gegründet, vor allem um Völkerverständigung zu praktizieren. Viele dieser Partnerschaften sind auch heute noch aufrecht – manche allerdings nur noch auf dem Papier. Zu teuer, zu aufwändig und nicht mehr zeitgemäß, findet etwa Halleins Bgm. Christian Stöckl diese Einrichtung in Zeiten der EU.
HALLEIN (tres). Die SPÖ Hallein z. B. möchte die Stadt Bad Dürrenberg in Deutschland zu einer Städtepartnerschaft einladen. Hallein hat derzeit zwei Partnerstädte: Gurk in Kärnten und Tiszakecske in Ungarn. Gespräche mit den Deutschen gab es bis dato aber noch nicht. Bad Dürrenberg selbst ist ja schon sehr „polygam“ unterwegs: Der dortige Bürgermeister Árpád Nemes hat schon vier Partnerschaften für seine Stadt. Städtepartnerschaften wurden verstärkt nach dem 2. Weltkrieg zur Völkerverständigung gegründet.
Eingeschlafene Beziehungen
Ziel der Partnerschaft zweier oder mehrerer Städte ist meist der kulturelle und wirtschaftliche Austausch über Grenzen hinweg. „Zur Zeit sind die von der Stadt Hallein beschlossenen Städtepartnerschaften nicht mit Leben erfüllt und mehr oder weniger eingeschlafen“, findet SPÖ-Gemeindevertreter Walter Reschreiter mit einem Seitenhieb auf Bgm. Christian Stöckl: „Wie in solchen Fällen häufig, scheint es, dass die Partnerschaften durch den Wechsel der Ansprechpersonen nicht mehr mit dem gleichen Ehrgeiz und unter Vorgabe finanzieller Aspekte weiterverfolgt wurden.“
Mit einer neuen Städtepartnerschaft möchte die SPÖ Hallein „diese wichtige Institution“ jedoch wiederbeleben. Der Vorschlag ist eben Bad Dürrenberg, gelegen im Städtedreieck zwischen Halle, Leipzig und Naumburg. Und man ahnt es bereits: Der fast gleichlautende Namen dieser Stadt mit dem Halleiner Ortsteil Bad Dürrnberg entzückt die Halleiner Roten. „Auch weitere erstaunliche Parallelen gibt es aber zum Dürrnberg“, betont Reschreiter: „Auch Bad Dürrenberg ist ein Kurort mit historischer Salzproduktion, Solebad und Gradierwerk!“
„Das ist ein Aufwand, der sich nicht lohnt“
Bgm. LAbg. Christian Stöckl (ÖVP) zeigt sich von einer dritten Städtepartnerschaft wenig begeistert: „So etwas ist ein Aufwand, der sich nicht lohnt! Eine Städtepartnerschaft ist immer mit hohen Kosten verbunden, die wir uns derzeit nicht leisten können.“ Er verwies den Antrag der SPÖ daher vorerst in die Gemeindevorstehung - allerdings mit dem Zusatz, die SPÖ möge ein Konzept vorlegen, wie diese Partnerschaft ablaufen soll, die alten Konzepte aus der Vor-EU sind nämlich seiner Meinung nach nicht mehr adäquat. Die Beziehungen mit Gurk und Tiszakecske sehen derzeit so aus, „dass einmal im Jahr die Musikkapelle hingeschickt wird und ebenso oft ein Bürgermeisterbesuch anfällt“, so Stöckl. Die Beziehung mit Gurk bestehe noch am ehesten, die mit den Ungarn sei aber ziemlich eingeschlafen.
Er gibt zu, dass er sich seit seinem Amtsantritt als Stadtoberhaupt um Halleins zwei Partnerstädte nie aktiv bemüht habe: „Dazu stehe ich! Ich sehe auch nicht ein, dass ich vielleicht jedes Jahr meinen Urlaub dort verbringen soll.“
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