Ein Brauch oder derber Sexismus?
Büchsenmacher-Schilder für Eltern polarisieren immer wieder
OBERALM (tres). "Zum Büchsenmacher Lixei" steht auf einem Schild nahe dem Oberalmer Gemeindezentrum. Eines von vielen, das immer wieder aufgestellt wird, wenn - speziell am Land - ein Mädchen zur Welt kommt.
"Ein gesundes Kind ist geboren, aber es hat einen Makel: Es ist weiblich - oder wie?", ärgert sich die Oberalmerin Waltraud Seidl, "diese Büchsenmacher-Schilder sind kein alter Brauch, sondern Dummheit." Ihr wäre es am liebsten, "wenn diese Macher einen Integrationskurs besuchen. Dort sollen Asylwerber u. a. lernen, dass bei uns Frau und Mann gleich sind. Das würde manch einem Österreicher auch nicht schaden."
Für die, die es nicht wissen: Die "Büchse" ist eine Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsteil - und zwar eine recht derbe, wie Bürgermeister Gerald Dürnberger meint: "Ich hätte keine Freude gehabt, wenn mir bei der Geburt meiner Tochter Lisa jemand ein solches Schild aufgestellt hätte."
Ein Penis ist echt zu viel
Auch der Oberalmer Pfarrer Gidi Außerhofer ist kein Fan des Büchsenmacher-Brauchs: "Ich seh so etwas immer wieder irgendwo stehen und dieser Brauch ist scheinbar nicht auszurotten. Aber ich finde ihn primitiv. Ich denke mir, keine Frau sieht so etwas gern. Netter ist es, einen Storch aufzustellen mit guten Wünschen dazu. Jemanden als Dose zu bezeichnen, das verletzt schon die Würde eines jeden Kindes."
Aber, man glaubt es kaum, es gab in Oberalm einmal den Brauch merkwürdig umgedreht, wie Bgm. Dürnberger berichtet: "Einmal wurde ein großer erigierter Penis aufgestellt als Wegweiser dafür, dass ein Kind - wahrscheinlich ein Bub - auf die Welt gekommen ist. Den habe ich aber schnell entfernen lassen, das war dann wirklich zu viel schlechter Geschmack."
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