Lohengrin-Premiere in Erl
Entstaubter Lohengrin in Erl

Star des Abends: Dshamilja Kaiser als "Ortrud" wurde gerade noch am Kettensägenmassaker gehindert. | Foto:  Xiomara Bender
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  • Star des Abends: Dshamilja Kaiser als "Ortrud" wurde gerade noch am Kettensägenmassaker gehindert.
  • Foto: Xiomara Bender
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Mein lieber Schwan, der neue Erler "Lohengrin" ist Oper auf sehr hohem Niveau. Und noch einmal zu sehen.

ERL. Ein neuer Lohengrin in Erl. Und vorweg: Die Inszenierung ist keine Selbstverwirklichung von Katharina Thoma, die Musik steht im Vordergrund, wie seit langem im Erler Passionsspielhaus. Es gibt durchaus nette Regieeinfälle, wenn etwa Ortrud am Schluss die Kettensäge auspackt, der Heerrufer Hasenohren hat oder das Schwert des Lohengrin ein Taktstock ist. Und wo bleibt bitte der Schwan? Lohengrin darf zurzeit natürlich kein hehrer Ritter sein, eher erinnert er an einen schrulligen Konzertmeister von André Rieu. Dafür müssen die Anhänger des Grafen Telramund im Chor aussehen wie aus einer Bündeversammlung der ÖVP Tirol.

Nun zuerst zu den Besten:

Orchester und Chor der Tiroler Festspiele Erl unter der musikalischen Leitung von Titus Engel agieren in Höchstform. Engel entstaubt die Partitur abseits der pathetischen Lohengrin-Auffassung. Tempi und Dynamik lassen Wagners romantische Oper phasenweise modern kammermusikalisch klingen. Aber keine Angst: Die großen Chöre und Tutti-Orchesterpassagen erinnern schon noch stark an Wagner.
Dshamilja Kaiser als "Ortrud" war der Star des Abends. Ihr dunkler Mezzo glänzte, die Höhen unglaublich präzise, stimmlich kam sie nie an die Grenzen. Weltklasse! Ebenso wie Andreas Bauer Kanabas als "Heinrich der Vogler". Sein Bass füllte das Passionsspielhaus grandios.
"Elsa von Brabant" sang Christina Nilsson. Sie musste lange Phasen in einer weißen Anstaltskleidung singen, klar, dass hier wenig Charisma aufkommt. Stimmlich aber eine überzeugende Elsa. AJ Glueckert als "Lohengrin" hielt sich stimmlich im ersten Aufzug etwas zurück, aber bis zur Gralserzählung kam er immer besser in die Partie und lieferte routiniert ab. Pechvogel des Abends war Andrew Foster-Williams als "Friedrich von Telramund". Seine Stimme versagte zusehends. Der Rest der Besetzung gab eine makellose Premiere. Fazit: Musikalisch ein tolles Erlebnis!

Weiterer Termine: 25.7. und 31. Juli, alle Infos finden Sie auf hier:

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