Tirols junge Wilde – Teil 3 mit Video
Optronia: "Wir machen es einfach"

Ulrich Hausmann und Nicola Baldo von "Optronia" tüfteln in ihrem Labor weiter an diversen Innovationen für den Einsatz der Sensortechnik in vielen Bereichen.
  • Ulrich Hausmann und Nicola Baldo von "Optronia" tüfteln in ihrem Labor weiter an diversen Innovationen für den Einsatz der Sensortechnik in vielen Bereichen.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Unzählige Rehkitze werden in den kommenden Jahren durch eine Innsbrucker Erfindung gerettet werden.

INNSBRUCK. Eine Teambesprechung bei "Optronia" am Innsbrucker Bleichenweg ist bei unserem Eintreffen noch im Gang. In englischer Sprache. "Das macht Sinn, denn bei Mitarbeitern mit 13 verschiedenen Nationalitäten wäre es nicht anders möglich", erklärt Firmenmitgründer Nicola Baldo. Er selbst stammt aus Trient und ist beim 2018 gegründeten Unternehmen Managing Director.
"Optronia" arbeitet an mehreren Projekten, der Durchbruch gelang mit der neuartigen und patentierten Sensortechnik für Mähwerke. In Kooperation mit der oberösterreichischen Firma Pöttinger gelang diese Entwicklung. Die Sensoren finden die im Gras sitzenden Rehkitze und das Mähwerk geht nach einer Detektion automatisch nach oben. "25.000 Rehkitze werden in Österreich jährlich getötet", weiß Firmenmitbegründer Ulrich Hausmann, ein Spezialist für optische Sensorik. Unter anderem hat er sich seine Erfahrungen bei der Firma Zeiss erarbeitet. "Optische Sensoren haben in der Zukunft ein enormes Potential", ist er sich sicher.
Im kommenden Jahr wollen die Unternehmer 300 Anlagen mit Pöttinger vertreiben, danach sollte die Innovation serienreif sein. Etwa 10.000 Euro kostet ein Mähwerk mit dieser Sensortechnik.
Für diese Erfindung wurde das Unternehmen heuer mit dem "Tiroler Innovationspreis" der Tiroler Wirtschaftskammer und des Landes Tirol ausgezeichnet.

Teures Innsbruck

Kennengelernt haben sich Hausmann und Baldo als Nachbarn, Nicola Baldo zog vor Jahren von Trient nach Innsbruck. "Wir haben uns sofort gut verstanden, Nicola hatte bereits Firmen gegründet, so ergänzen wir uns sehr gut", sagt Hausmann, der selbst aus Salzburg stammt.
Der Start des Projekts war risikoreich. "Wir sind ins kalte Wasser gesprungen, hatten kein Entwicklungsteam zur Verfügung und haben auch die finanziellen Risiken getragen." Aber die Idee war da und beide beschlossen: "Wir machen es einfach." Einige Familienmitglieder sind mittlerweile ebenfalls im Unternehmen integriert und "Optronia" befindet sich auf Wachstumskurs. Erst im Juli wurden 5 neue Mitarbeiter eingestellt. "Nur sind top ausgebildete Fachkräfte im Mechatronikbereich schwer zu finden, dazu kommt noch die unglaublich teure Wohnsituation in Innsbruck, dadurch werden viele ausländische Fachkräfte abgeschreckt, bei uns zu arbeiten."
Das Unternehmen möchte aber in Innsbruck bleiben. "Die Kommunikation mit den großen Märkten in Italien oder Deutschland funktioniert von Innsbruck aus bestens."

Unkraut und Obst

Neben der Rehkitzerkennung ist ein neuartiges Unkrauterkennungssystem in Australien in der Testphase. Sensoren erkennen Unkraut, und so muss ein Spritzmittel nur da eingesetzt werden, wo auch das Unkraut im Boden ist. "Bis zu 90 Prozent an Spritzmittel werden so gespart, was natürlich auch der Umwelt zugutekommt", erklärt Baldo.
Ebenso in Erprobung ist eine sensorgesteuerte Spritzanlage für den Obst- und Weinbau. "Nur 20 Prozent der Spritzmittel kommen derzeit an die Obstkultur, der Rest geht in die Umwelt. Mit unserer Methode werden 50 Prozent der eingesetzten Chemikalien wirksam", sagt Baldo. Eine Anlage ist bereits in Zusammenarbeit mit der Uni Bozen im Testlauf.
Wenn die beiden Firmengründer und ihr Team nicht an Erfindungen tüfteln, sind sie in der Natur zu finden. Mountainbiken, Wandern und Langlaufen stehen auf dem Programm. "Und Skifahren muss sein." Da sind sie sich auch beide einig. Wie in ihrem Unternehmen …

Alle Infos zum Unternehmen findet ihr hier.

Tirols junge Wilde:
Teil 1 – Sölsch: "Obergärig, guat g'hopft"
Teil 2 – Pro planche: Altpapier schlägt Messer
Teil 4 – Single Use Support: "Wir bleiben in Tirol"

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.