Hausapotheken vor dem Aus

KÖNIGSTETTEN/BEZIRK TULLN (wp/kaze). „Wenn wir Abendordination haben, kann es durchaus sein, dass an die 160 Patienten ihre Medikamente von unserer Hausapotheke mitnehmen. Der Vorteil liegt darin, dass noch am gleichen Abend mit der Therapie begonnen werden kann“, informiert Wolfgang Brunner, Allgemeinmediziner aus Königstetten. Auch Bürgermeister Roland Nagl (ÖVP) spricht sich gegen die Gesetzesänderung aus und will sich bei der nächsten Gemeinderatssitzung dafür stark machen, dass künftig bei Übergabe oder Schließung der Ordination die Hausapotheke bestehen bleibt. „Bei Visiten sind zumeist die notwendigen Präparate im Koffer mit dabei. Bei Impfungen verhält sich dies anders: Der mühsame Weg zum Arzt um ein Rezept, die Fahrt zur Apotheke, um den Impfstoff zu erwerben und wieder retour zum behandelnden Doktor mit der Auflage, das Mittel kühl zu halten, das stellt bei einer Ordination mit Hausapotheke bei Weitem weniger Aufwand dar“, so Brunner. „Und – natürlich will darüber niemand nachdenken – sollte mir etwas zustoßen, ist mit diesem Augenblick auch die Apotheke geschlossen, und zwar für immer.“

Apotheker empört
Aufgrund einer Gesetzesänderung im Jahre 2006 wird niedergelassenen Ärzten, die eine Hausapotheke im Rahmen der Ordination anbieten, die Übergabe derselbigen an einen neuen, nachfolgenden Arzt untersagt. „Aufgrund der demografischen Entwicklung der Ärzteschaft – Pensionierungen stehen an – wird es im ländlichen Raum ein medizinisches Versorgungsproblem geben“, fürchtet NÖ-Ärztekammerpräsident Christoph Reisner.
Seitens der Apothekerkammer zeigt man sich empört: „Die Verunsicherung der Ärztekammer gegen die Apotheker ist nicht akzeptabel“, ärgert sich Apothekerkammerpräsident Werner Luks gegenüber dem Bezirksblatt.