BirdLife informiert über Schutzmaßnahmen
Herbstputz am Schwalbennest
BEZIRK TULLN / Ö (pa). Der Abzug der heimischen Zugvögel geht dem Ende zu, auch die letzten Schwalben sind vor wenigen Tagen gen Süden abgezogen. Nun wird es Zeit, sich um Schutzmaßnahmen für die gefiederten Glücksbringer zu kümmern. Denn jeder Vogelfreund kann dazu beitragen, dass unsere Schwalben nicht in Wohnungsnot geraten!
Unsere heimischen Schwalben sind Zugvögel, die die Wintermonate in Afrika verbringen. Kehren im Frühling rund 75.000 Rauchschwalben zu uns zurück, sind sie auf Herbergssuche in Viehställen. Auch die rund 15.000 Mehlschwalben, die mit Vorliebe an der Außenseite von Gebäuden brüten, stehen vor ernster Wohnungsnot. Eva Karner-Ranner von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich zeigt, wie bereits jetzt im Spätherbst mit einfachen Maßnahmen die gefiederten Glücksbringer rund um Haus und Hof geschützt werden können:
Intakte Nester belassen
Die wichtigste Schutzmaßnahme ist das Belassen bestehender Nester, denn Schwalben beziehen die Vorjahresnester oder bauen diese weiter aus. Aus diesem Grund sind bestehende Schwalbennester in den meisten Bundesländern nach dem Naturschutzgesetz des Landes geschützt und dürfen nicht zerstört werden.
Künstliche Nisthilfen anbringen
Rauch- und Mehlschwalben freuen sich auch über Nisthilfen, denn an glattem Wandverputz finden die Nester schlecht Halt und sind absturzgefährdet. Im Handel sind fertige Schwalbennester erhältlich. Künstliche Mehlschwalben-Nester werden im Außenbereich etwa unter Dach- oder Balkonvorsprüngen direkt an der Decke angebracht, denn das Nest ist nach oben hin geschlossen. Rauchschwalben hingegen nisten in trockenen, windgeschützten Stellen innerhalb von Gebäuden wie etwa in Viehställen. Ihr Nest wird etwa 15 cm unterhalb der Decke angebracht, da die Kinderstube nach oben hin offen ist. Rauchschwalben kann man aber auch durch ein einfaches Nistbrettchen als Unterlage für den Nestbau unterstützen.
Nisthilfen reinigen
Falls am eigenen Haus bereits Kunstnester angebracht sind, sollten diese jetzt heruntergenommen und mit einer Drahtbürste mechanisch gereinigt werden. Damit haben Parasiten keine Chance in den bei Kunstnestern vorhandenem Spalten zu überwintern und stellen in der nächsten Brutsaison keine Gefahr für den Schwalbennachwuchs dar. Natürliche Schwalbennester sollten hingegen in Ruhe gelassen und nicht gereinigt werden!
Kotbretter montieren
Sogenannte Kotbretter fangen die „Hinterlassenschaften“ der Schwalben auf und vermindern somit Verunreinigungen an Stallwänden und Hausfassaden. Sie sollten eine Tiefe von mindestens 30 cm aufweisen. Ein Mindestabstand von 50 bis 90 cm zum Nest ist bei der Anbringung einzuhalten, damit den Schwalben ein freier Zuflug zu ihren Jungen möglich ist.
Baumaterial für geschickte Baumeister
Schwalben bauen ihr Nest aus hunderten lehmigen Erdklümpchen, die mit Speichel durchsetzt werden. Geeignetes Baumaterial ist jedoch vielerorts durch die Versiegelung der Landschaft Mangelwahre, doch auch hier kann der Mensch aushelfen: Eine freie Fläche von etwa 1,5 Meter Durchmesser mit regelmäßig befeuchteter lehmiger Erde, eine „Lehmlacke“, sorgt mit etwas darüber gestreutem Heu oder Stroh für ausreichend Baumaterial.
Von Kulturfolgern zu Kulturverfolgten
Schwalben werden als „Kulturfolger“ bezeichnet und sind seit jeher treue Begleiter des Menschen. „In den letzten Jahren beobachten wir deutliche Bestandsrückgänge unser heimischen Schwalben“, gibt die Ornithologin Karner-Ranner zu bedenken. Schwalben ernähren sich ausschließlich von Insekten und haben besonders bei der Jungenaufzucht viele hungrige Schnäbel zu stopfen. Doch der Einsatz von Pestiziden vor allem in der Landwirtschaft und der Verlust vielfältiger Strukturen in der Landschaft führt zu einem massiven Insektensterben. Rauchschwalben als bekannte „Stallschwalben“ leiden zudem am Verlust kleinstrukturierter Viehwirtschaft. Karner-Ranner: „Mehlschwalben haben darüber hinaus mit einem Akzeptanzproblem zu kämpfen: Immer wieder werden ihre Nester nicht geduldet und illegal von Hausfassaden geschlagen - oft sogar mit Jungschwalben im Nest!“
Schwalbenzählung 2018
BirdLife Österreich rief von Mai bis August 2018 die Bevölkerung zur ersten österreichweiten Brutplatz-Erhebung auf, Nester rund um Haus und Hof zu suchen und zu melden. „Das Interesse an unserer Schwalbenzählung war enorm!“, erzählt Eva Karner-Ranner: „Rund 4.000 Meldungen von Schwalben-Freunden gingen bei uns ein. Viele fragten auch nach konkreten Schutzmaßnahmen und wiesen uns auf Zerstörungen von Kolonien hin.“ Die Auswertung der Zählung wird pünktlich zu Beginn der neuen Schwalben-Brutsaison im Frühjahr 2019 veröffentlicht.
Das Citizen Science-Projekt „Schwalben im Siedlungsraum“ wird gefördert vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.