Zeitung von damals
Quarantäne gab es auch früher
In den 50er Jahren grasierte das Poliovirus und verursachte ähnliche Probleme wie heute.
TULLN. Quarantäne, Impfungen, geschlossene Gastronomie, all das klingt momentan sehr vertraut und geistert täglich durch unsere Medien. Neu sind diese Begriffe aber keinesfalls und waren auch in 50er Jahren ein Thema. In einem Zeitungsartikel vom 31. August 1958 geht es um den Poliovirus, der die Kinderlähmung auslösen kann. Mittlerweile gibt es eine Impfung und auch die war damals ein Thema. Es wurde der Schulstart um eine Woche verschoben. Für jede Familie, in der ein Polioverdacht bestand, galt zwei bis vier Wochen Quarantäne. Für eine Impfung war es nach damaligen Einschätzungen "zu spät", das berichtete zumindest der nach Tulln entsandte Sonderberichterstatter von "Neues Österreich". Ludwig Holzschuh hat uns diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Auch er war, wenn auch noch sehr jung, von der Situation betroffen. Er spricht sich ganz klar für eine Impfung aus.
Im Zweifel für die Impfung
"Da ich damals noch nicht einmal ein Jahr alt war und ich meine Informationen nur von meinen Eltern habe, kann ich im Rückblick nur sagen, dass man sich im Zweifel für eine Impfung entscheiden sollte", so Holzschuh. Es gab herbe Kritik für die Stadt, weil der damalige Bezirkshauptmann zu spät regiert hatte.
"Diese Unentschlossenheit der zuständigen Beamten, laut Info meines Vaters war Tulln das Schlusslicht bei den Impfungen im Bezirk, kostete meines Wissens mehreren Personen in Tulln das Leben und ca. 40 Personen für deren ganzes Leben körperliche Einschränkungen",
berichtet er von der Situation in den 50er Jahren und sieht dabei viele Parallelen zu heute. Er spricht sich jedenfalls ganz klar für die Impfungen aus: "Meine persönliche Meinung: Jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen und auch die Konsequenzen tragen. Jedoch sollten andere Menschen und deren Gefährdung durch diese Entscheidung nicht vergessen und mitberücksichtigt werden. Ein Leben ohne Risiko und ohne Entscheidungen treffen zu müssen, wird es nicht geben und deren Richtigkeit wird man erst in der Zukunft erkennen."
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