Tränenreiches Prozessfinale: Frau stach auf Ehemann ein
BEZIRK TULLN. Nachdem in der ersten Verhandlungsrunde im Oktober 2012 ein Gutachten zu den schweren Verletzungen eines Mannes aus dem Bezirk Tulln von dessen angeklagter Ehefrau angezweifelt worden war, bestätigte ein Sachverständiger nun die Annahme der Staatsanwaltschaft, wonach die 31-jährige Frau mit einem Messer insgesamt viermal zugestochen habe.
„Als ich am Morgen dann vor dem Spiegel stand, spürte ich plötzlich einen heißen Schmerz. Ich habe mich umgedreht und meine Frau mit einem Messer in der Hand vor mir gesehen“, schilderte das Opfer die blutige Fortsetzung eines nächtlichen Streits Anfang August 2012. Danach sei sie auf den Gang gelaufen, als sie aber wieder in der Wohnung war, habe sie außer sich erneut auf ihn eingestochen.
Mit dieser Aussage revidierte der Mann seine ursprüngliche Version, die auch die Angeklagte bis zum Ende des Prozesses zur Verteidigung heranzog. Demnach sei das Opfer auf die Scherben eines Spiegels, den der Mann selbst mit einem Fleischhammer zertrümmert habe soll, gestürzt.
Für den Gutachter, vor allem aber auch für den St. Pöltner Richter Markus Pree ein physikalisch undenkbares Szenario, nachdem eine der Stichwunden mindestens fünf Zentimeter in den Brustkorb eingedrungen war und zwei Stiche so positioniert waren, dass, ohne den Gegenstand ganz herausgezogen zu haben, ein zweites Mal nachgestochen worden sei.
„Sie können wirklich danke zum Staatsanwalt sagen, dass Sie nicht wegen Mordversuchs vor acht Geschworenen sitzen. Da könnte das Urteil „lebenslänglich“ lauten“, erklärte Pree. Er verurteilte die schmächtige Frau wegen absichtlich schwerer Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 24 Monaten, wovon sie acht im Gefängnis zu verbüßen hat. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, da die Beschuldigte nicht zustimmte und tränenreich das Gerichtsgebäude verließ.
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