Tulln ist "igelfreundliche Gemeinde"

TULLN. Neben den im Vorjahr aufgestellten Igelhinweiszeichen an Orten mit vermehrtem Vorkommen der stacheligen Nützlinge wurden nun im Uferbereich der Langenlebarner Dorflacke Ausstiegshilfen befestigt. Dabei erwies sich der Stadtgartenleiter Mario Jaglarz als sehr engagiert und hilfreich, immerhin bedeuteten die steilen Ufer eine besondere Herausforderung für die Montage. Auch in der Garten Tulln wurden Ausstiegshilfen für Igel und Co an jenen Wasserstellen mit Gefahrenpotential angebracht. Dadurch sollen diese Schutzmaßnahmen auch als Anregung für die eigene Garten, Teich- und Poolgestaltung dienen.

Verhängnis: Steilufer

An heißen Tagen benötigt jeder Igel frisches Wasser, um seinen Durst zu stillen, Mütter, die ihre Jungen säugen, besonders viel. Die Suche nach dem kühlen Nass gestaltet sich nicht selten als gefährlich. Oft werden den stacheligen Nützlingen bodennahe Pools oder Steilufer zum Verhängnis. Eine Schale Wasser im Garten sowie eine Ausstiegshilfe an ungesicherten Stellen können das qualvolle Sterben von Igeln und anderen Tieren verhindern. Auch eine relativ lose angebrachte Poolplane endet gelegentlich im Todeskampf von Igeln während ihrer nächtlichen Streifzüge. Alternativ lassen sich steile Uferzonen von Teichen mit Böschungsmatten aus Kokosgeflecht oder Jute tierfreundlich gestalten. Übrigens nicht nur Wasserstellen, sondern auch Lichtschächte, Kellertreppen und Baugruben stellen eine Gefahr für Igel dar und sollten mit Ausstiegshilfen versehen werden.

Vorsicht bei Gartenarbeiten

Während der Sommermonate bringen Igelmütter ihre Jungen an gut versteckten, manchmal auch unglücklich ausgesuchten Stellen zur Welt. So zum Beispiel wählte eine Igelin die mit einer Plane abgedeckte Sandkiste eines Kindergartens als Nestquartier für ihren Nachwuchs aus. Im Allgemeinen sollten stachelige Mütter niemals gestört werden, da im Fall der Unruhe und des Erschreckens hilflose Igeljunge allein zurückbleiben. Ein von der Igelmutter gesuchtes Zweitquartier, zu dem sie ihre Jungen erst bringen muss, erweist sich meist als nicht so sicher wie das erste. Vorsicht also bei diversen Gartenarbeiten, wie das Umsetzen von Komposthaufen und diversen Baum- und Strauchschnittmaßnahmen. Auch hinter bzw. unter einem Holzstapel könnte sich ein Igelnest befinden. Entdeckt man eine Igelfamilie, so belässt man die Auffundstelle und deckt diese ab. Ist dies nicht möglich und erweist sich der Ort der Igelunterkunft als denkbar ungünstig, so packt man die Igelfamilie (bitte mit Gummihandschuhen) in eine mit Heu oder Küchenrollenpapier ausgekleidete Schachtel oder dergleichen und nimmt mit einer der zuletzt genannten Telefonnummer Kontakt auf, um professionelle Hilfe zu erhalten.

Professionelle Hilfe

Jenen Igeljugendlichen, die bereits ab einem Alter von sechs Wochen zur ersten Erkundungstour das mütterliche Nest gelegentlich verlassen, bietet man am besten einen naturnahen Garten mit Unterschlupfmöglichkeiten, eine Schale Wasser und Igeltrockenfutter, da sich die stacheligen Kinder bei ihrer Suche nach Insekten oft noch ein wenig ungeschickt erweisen.
Eine traurige Tatsache stellt die große Anzahl von überfahrenen Igeln vor allem im Ortsgebiet dar. Gelegentlich werden Haus- und Wildtiere verletzt und achtlos an den Fahrbahnrand gelegt. Dies bedeutet fast immer den qualvollen Tod von Igeln und Co. Dazu kommt noch, dass selbst kleine Wunden bei Wildtieren unbedingt versorgt werden müssen, da sie Eintrittsorte für Fliegeneier und andere Keime darstellen. Im Anhang befinden sich einige Telefonnummern, die von 00-24 Uhr erreichbar sind und sofortige professionelle Hilfe bieten.
Abschließend sei noch erwähnt, dass Igeln sehr ortsgetreu leben und nur im äußersten Notfall (z.B. Revier neben einer stark befahrenen Straße) und nach Feststellung des Geschlechtes in ein geeigneteres Gebiet gebracht werden sollen. Viele Igelinnen gehen nachts kurz auf Nahrungssuche, betreuen jedoch im Verborgenen ihren Nachwuchs.

Ansprechpartner für „tierische“ Notfälle – Telefonnummern:

*) Tierrettung und Tierheim Klosterneuburg, Beatrice Aigner, Königstetten, Schulgasse 11-13, 0676/3126929
*) Tierarztnotruf an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen (Bezirk Tulln) 0699/12340103
*) Tierklinik Klosterneuburg Kierling, Reißgasse 17, 02243/87528
*) Tierklinik Mitterndorf, Rosenweg 2, 02275/5997
*) Tierklinik Aspern, Wien 22., Aspernstraße 130, 01/2801020
*) Veterinärmedizinische Universität, Wien 21., Veterinärplatz 1, 01/25077