Impfen in Tulln
Wenig Risiken für viel Schutz

- Kinderarzt Herbert Raschbacher nimmt sich Zeit.
- Foto: Cornelia Baumann
- hochgeladen von Karin Zeiler
Impfungen können vor gefährlichen Krankheiten schützen, sorgen jedoch manchmal auch für Unsicherheit.
TULLN (cb). Ein heute geborenes Baby bekommt bis zu seinem 18. Geburtstag etwa 50 Impfungen. Während die einen darin den medizinischen Fortschritt und die Ausrottung gefährlicher Krankheiten sehen, finden Kritiker viele Impfungen überflüssig.
In unserer neuen Serie „Gute Impfung, schlechte Impfung“ beleuchtet Medizinjournalist Bert Ehgartner ab dieser Woche Vorteile und Nachteile des Impfens. Wir haben bei Ärzten in Tulln nachgefragt, wie es um die Impfmoral steht.
Prävention statt Reparatur
Der Tullner Mediziner Herbert Raschbacher ist Kinderarzt aus Leidenschaft und kann auf langjährige Erfahrung zurückblicken. In seiner Praxis nimmt er sich Zeit um über das Impfen aufzuklären, denn individuelle Beratung und Aufklärung sind ihm wichtig. "Impfungen gehören neben der hygienischen Abfall- und Abwasserwirtschaft zu den wirksamsten Errungenschaften der Medizin. Durch das Impfen können wir Krankheiten vorbeugen, alles andere ist Reparaturmedizin – denn nicht einmal einen Schnupfen kann man heilen."
Risiken abwägen
Nebenwirkungen können auftreten, jedoch hält der Kinderarzt diese für zumutbar, angesichts der Folgen eines Krankheitsausbruches. Viele schlimme Krankheiten und deren Folgen seien heute bereits aus dem Bewusstsein der Eltern verschwunden. Dennoch gilt es auch bei aufrechtem Impfstatus die Augen offen zu halten, denn einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Herbert Raschbacher empfiehlt Eltern ihre Kinder zügig durchimpfen zu lassen und so vor einem Teil der vorkommenden Krankheitserreger zu schützen: "Ich empfehle allen, den Sicherheitsgurt anzulegen und zwar nicht erst nach 20 Kilometern."
Einen Überblick über die aktuellen nationalen Empfehlungen gibt der österreichische Impfplan, der jährlich im Jänner in seiner aktualisierten Version erscheint.
„Verschiedene Patienten- und Altersgruppen werden darin nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen berücksichtigt und entsprechende Details zu Grundimmunisierung, Auffrischungen, etc. sind enthalten“, erklärt der Allgemeinmediziner Gerhard Hartenstein. Als Schularzt der Stadtgemeinde Tulln ist er für die beiden Volksschulen zuständig.
Gute Impfung?
Grundsätzlich werden zwei Arten von Impfstoffen unterschieden: Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe. Zur Debatte der Auswirkungen auf das Immunsystem dieser unterschiedlichen Arten von Impfungen äußert sich Hartenstein faktenorientiert: „Es geht hier darum, wie die Impfung am besten und sichersten ihre schützende Wirkung entfalten kann. Man kann sich aber nicht aussuchen, ob man gegen ein und dieselbe Erkrankung lieber einen Lebend- oder einen Totimpfstoff erhalten möchte. Der Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff ist beispielsweise ein Lebendimpfstoff. Die meisten zur Zeit verwendeten Impfungen sind Totimpfstoffe. Diese benötigen zur erfolgreichen Stimulation des Immunsystems Hilfsstoffe.“ Generell spricht auch er eine Empfehlung für das Impfen als bewährte Maßnahme der Prävention von Infektionskrankheiten aus. „Man kann nicht einfach zwischen MUSS und ÜBERFLÜSSIG unterscheiden, darüber sollte in einem persönlichen Beratungsgespräch aufgeklärt werden.“
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