"Ich kämpfe um meine Hunde"
Brigitte Senz kümmert sich um traumatisierte Hunde. Doch der Amtstierarzt meint, es sind zu viele.
SITZENBERG-REIDLING (ag, bs). "Wir ziehen alle am gleichen Strang: Es geht um Tierschutz", fasst Ursula Kamlander von der Bezirkshauptmannschaft bei einem Lokalaugenschein vor einem Einfamilienhaus das Verbindende zusammen. Doch das Trennende ist nicht zu übersehen, während der Amtstierarzt und Polizeibeamte das Haus betreten, um sich an Hand der Chipnummern einen Überblick über die Hunde der Familie Senz zu verschaffen.
Zur Vorgeschichte
"Der Bezug war immer schon da", erzählt Wolfgang Senz. Er ist mit Hunden aufgewachsen, hat Zoologie und Philosophie studiert – und mit "Stoffi" hat es vor 18 Jahren am Stadtrand von Wien begonnen: Brigitte Senz hatte die Idee, einen Hund aufzunehmen. Als man sah, dass man sich gut kümmern und gequälten Hunden ein besseres Leben bieten konnte, kam der nächste dazu.
"Sind mein Leben"
Brigitte Senz entscheidet sich für die besonders hoffnungslosen Fällen: "Ich nehme ja nur die, die kaum vermittelbar sind." Dafür habe sie extra ein großes Haus mit Garten gekauft. "Ich tue sonst nichts, kümmere mich fast ausschließlich um die Hunde, die sonst niemanden hätten." Zwischen 11 und 14 Hunde lebten und leben im Haus der Familie. Bis der Amtstierarzt kam, dem sie u.a. rohen Umgang mit ihren Tieren und ungerechte Behandlung vorwirft. "Ich habe richtig Angst vor ihm." Einige Male habe sie sich nicht getraut ihm zu öffnen, "weil er so Sturmgeläutet hat. Und dann behauptet er die Hunde seien die ganze Zeit alleine und ich nicht da."
Kontrollen
Amtstierarzt Dr. Christoph Hofer-Kasztler berichtet: Bei der ersten Kontrolle im März 2018 waren drei körperlich schwerst behinderte Hunde bei Herrn Senz im Erdgeschoss und sieben Hunde mit teils schweren traumatischen Erscheinungen bei Frau Senz im Obergeschoss. Letztere bedürfen einer besonderen Betreuung, die eine Einzelperson nicht fachgerecht schaffen kann, daher sollte bis Ende Juni auf drei reduziert werden.
Bei einer angekündigten Kontrolle am Donnerstag vergangener Woche wurden – wie vereinbart – vier Hunde bei Herrn Senz und drei bei Frau Senz vorgefunden.
Weiterer Kampf
"Ich bin verzweifelt, ich will meine Hunde zurück", sagt Brigitte Senz. Teils wären sie nun woanders untergebracht, während sie die Entscheidung der Behörde bekämpfen will. Sie verweist auf Fortbildungen zum Thema Hundehaltung, die sie absolviert hat, und hat ein Gutachten erstellen lassen, das den beiden eine tadellose Hundehaltung bescheinigt. "Aber wenn der (Amtstierarzt) ständig vor der Tür steht, das halte ich nicht aus", fürchtet sie sich vor den nächsten Monaten.
Hunde der Mutter
Auch bei Senz' Mutter veranlasste Amtstierarzt Hofer-Kasztler eine Kontrolle. "Meine Mutter ist 85 und krank, ihre drei Hunde sind öfter bei mir. Aber nach dem letzten Mal hat er wirklich die Polizei zu meiner Mutter geschickt um nachzusehen ob diese Hunde bei ihr sind."
"Gab Missstände"
Bezirkshauptmann Andreas Reimer kennt den Fall ebenfalls. "Es gab hier Missstände, aber zu einem laufenden Verfahren kann ich nicht viel sagen." Nur so viel: "Wir sind verpflichtet Hinweisen nachzugehen und zu kontrollieren. Wenn wir das nicht tun, heißt es auch schnell, wieso wurde nichts getan."
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