JugendRundschau
Im Lockdown leidet die Psyche
Homeschooling und nur virtueller Kontakt setzt Jugendlichen zu.
BAD LEONFELDEN. Ungefähr drei Monate haben Jugendliche Freunde nur online zum Beispiel per Skype gesehen und sind zu Hause unter den schulischen Aufgaben versunken, während Zeit zu einem unrealen Konzept wurde. Tag ein, Tag aus immer dasselbe: Aufstehen, Assignments erledigen, essen, schlafen. "Die einzigen wahrlich erinnerungswürdigen und zeitgefühl-verschaffenden Momente waren das kurze Gespräch mit Freunden und eventuell das Duschen. Der Rest dieser Zeit war ein endloses ineinanderfließendes Grau von Schule und den überlebenswichtigen Dingen", sagt Marlene Estermann, Schülerin im BORG Bad Leonfelden. Dies schlug ziemlich auf die mentale Gesundheit. Das Gefühl von sozialem Kontakt als etwas Gewöhnliches, Alltägliches nahm nach dem plötzlichen Schluss aller nichtfamiliären Begegnungen allmählich ab. Während dies für manche vielleicht gar kein Problem darstellte, schaut es bei anderen in dieser Hinsicht ganz anders aus. Denn ein abrupter Stopp von sozialen Kontakten kann bei manchen psychische Krankheiten hervorrufen oder diese auch verschlechtern.
Gespräche erschwert
Dies gekoppelt mit der Angst vor dem Virus, vor dem Tod Nahestehender kann Angststörungen auslösen, die man nicht so schnell wieder los wird. Auch soziale Angst könnte eine Folge des im Lockdown entstandenen Defizits von persönlichem Kontakt sein. Nun wo man zumindest wieder ansatzweise Menschen in Person begegnet, können zuvor unbekannte Ängste und Sorgen auftreten, die einem das Gespräch mit jemandem oder auch einfache Aufgaben unter Menschen erschweren.
Unbezwingbare Spirale
Depressionen haben während und nach dem Lockdown zugenommen, durch mehrere Monate ohne eine wirklich klare Struktur, die einen dazu zwang etwas zu erledigen, ohne aus dem Haus oder sogar aus dem Bett zu kommen. Auch einem Burn-out sind einige Schüler nähergekommen. "Hat man erst einmal einige Aufträge vergessen, übersehen oder nicht die Energie oder Zeit gefunden, sie zu machen, war es, als würde man in eine unbezwingbare Spirale, ohne wahrem Ende fallen. Der Berg an unerledigten Assignments wurde größer und größer, bis kein Ausweg mehr in Sicht war", so Estermann.
Nicht zu streng zu Jugendliche sein
Und dies sind noch lange nicht alle psychischen Krankheiten, die der Lockdown auslösen kann. Manche fühlen sich vielleicht bereits betroffen, bei anderen können die Probleme allerdings auch erst Monate nach dem wirklichen Auslöser auftreten. "Also, bitte, seid nicht zu streng mit uns Jugendlichen, auch für uns war und ist der Lockdown nicht einfach", so Estermann.
Von Marlene Estermann, BORG Bad Leonfelden
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