Urfahraner im Ausland
Heimatbesuch und Weihnachten ohne Baum

- Lena Mahringer studiert derzeit in Kanada. Reisen dürfen zwischendurch nicht fehlen: etwa zum Morain Lake in den Rocky Mountains.
- Foto: Mahringer
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Zu Weihnachten hat jeder seine eigene Tradition. Wie feiern aber jene Urfahraner, die im Ausland leben? Wir haben bei zwei Landsleuten nachgefragt, die ihre Zelte fernab von Österreich aufgeschlagen haben.
PRINCETON/CALGARY. Wolfgang Danspeckgruber zog es nach seinen Studien in Linz und Genf nach Amerika. Dort war der gebürtige Pöstlingberger an der Harvard University. "1987 sollte ich für ein halbes Jahr an die Universität von Princeton, ich bin aber bis heute geblieben", erzählt Danspeckgruber. Der 68-Jährige legte eine beachtliche Karriere hin. Er ist unter anderem Gründungsdirektor des Liechtenstein-Instituts über Selbstbestimmung an der Universität von Princeton und war Berater des österreichischen OSZE-Vorsitzes im Jahr 2017.

- Wolfgang Danspeckgruber ist kurz vor Weihnachten in Österreich auf Heimatbesuch.
- Foto: Princeton University
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Eine Fahrt mit der Pöstlingbergbahn
Bei seinen Heimatbesuchen darf auf keinen Fall eine Fahrt mit der Pöstlingbergbahn fehlen. Und auch nach St. Florian verschlägt es ihn immer wieder. "Kurz vor Weihnachten bin ich für ein paar Tage in Österreich. Ich werde meine 101-jährige Mutter besuchen. Dann geht es in die Schweiz, nach Liechtenstein und wieder zurück in die USA", sagt der Universitätsprofessor. An Amerika schätzt er vor allem, dass es kein Problem gibt, das man nicht angreifen kann. "Try it, heißt es hier", sagt Danspeckgruber.
Eine Herzogsdorferin in Kanada
Lena Mahringer aus Herzogsdorf studiert momentan Bauingenieurswesen in Calgary, der drittgrößten Stadt Kanadas. "Ich hatte immer schon vor, ein Auslandssemester zu machen und wollte sehr gerne in ein englischsprachiges Land. Ich bewarb mich für die University of Calgary, da diese im Auswahlverfahren Studenten aus meinem Fachgebiet bevorzugt. Es ist ja eher schwer, eine Stelle in Kanada zu bekommen, da Nordamerika in diesem Bereich allgemein sehr beliebt ist", sagt Mahringer. Sie lebt dort bei einem älteren Ehepaar, das seit mehr als 25 Jahren Studenten bei sich wohnen lässt. "Die Familie hat mich herzlich aufgenommen und ich fühlte mich sofort wohl. Heimweh gab es dadurch nie", so die Herzogsdorferin.
Zu Weihnachten wird gereist
Was ihr jedoch an ihrer Heimat fehlt, sind Bio-Lebensmittel, Sauerteigbrot, Umweltbewusstsein und der Winterdienst. "Es werden hier nur mehrspurige Hauptstraßen geräumt – Siedlungsstraßen den ganzen Winter nicht", erzählt sie. Auch auf die Proben mit dem Musikverein freut sie sich schon wieder. Die Feiertage wird sie heuer mit Reisen verbringen, denn ihre Gastfamilie feiert als Zeugen Jehovas kein Weihnachten.

- Mahringer bei einem Eishockey-Spiel der Calgary Flames.
- Foto: Mahringer
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Traditionen in Amerika
Eingestimmt ist Lena Mahringer auf das Fest aber bestimmt, denn in Kanada sind bereits Mitte November Vorgärten dekoriert, es gibt Weihnachtsmärkte und Lichtshows. Zudem werden von fast jeder Familie Lebkuchenhäuser dekoriert. Einen Nikolaus und Punsch findet man nicht, dafür kann man Fotos mit Santa Claus machen und es gibt "Eggnogg" zu trinken. "Weihnachten ist erst am 25. Dezember. Das ist auch der einzige Tag im Jahr, wo wirklich alles zu hat", weiß sie. Zu Essen gibt es traditionell Truthahn. In den Wohnzimmern hängen "Stockings", also Strümpfe, und die Geschenke werden in der Früh ausgepackt.
Die Kanadier – ein herzliches Volk
Die Herzogsdorferin erzählt auch, wie sie die Menschen in Kanada kennengelernt hat. "Ein Klischee das stimmt, ist, dass die Kanadier sehr herzlich sind. Man wird sofort in die Gemeinschaft integriert – anders als daheim am Land, wo man selbst die Initiative ergreifen muss", sagt sie. Außerdem seien sie sehr hilfsbereit. "Sie versuchen auch zu helfen, wenn sie sich selbst nicht zu 100 Prozent auskennen. In Österreich wird man meist zu einer anderen Person geleitet", erzählt Mahringer. Ein weiterer Unterschied: die Wahrnehmung von Distanzen. "Hier ist es so, dass man nach einer zehnminütigen Autofahrt beim Restaurant in der 'Nachbarschaft' angekommen ist", so die Studentin.
Kultur besser verstehen
Für all jene, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, für längere Zeit ins Ausland zu gehen, hat Mahringer einige Tipps. "Unbedingt eine Gastfamilie suchen. Kultur kann so besser verstanden und die Sprache besser geübt werden. Zudem hat man mehrere Personen um sich und ist nie allein", sagt sie. Wer nicht fließend Englisch spricht oder mit viel Akzent, wird nicht auffallen, denn es würde vielen Einwanderern so gehen. "Ich empfehle jeden, eine Weile ins Ausland zu gehen, denn dann erkennt man die Privilegien in Österreich, aber auch die (Rassismus-)Probleme unseres Landes", so Mahringer.



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