Austritte 2021
"Kirche muss sich anpassen, nicht die Menschen"

Der Kirchenbeitrag wird oft als Austrittsgrund genannt. | Foto: BRS
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Die Zahl der Kirchenaustritte ist angestiegen: Im Bezirk gab es 2021 um 252 mehr Austritte als im Jahr davor.

URFAHR-UMGEBUNG. Mit Stichtag 1. Jänner 2022 gab es im Bezirk Urfahr-Umgebung 62.266 Katholiken. Im Jahr 2021 traten insgesamt 828 Personen aus der Kirche aus. 65 Menschen kamen aber wieder oder neu dazu. "Die Austritte tun als einzelne wie auch als hohe Gesamtzahl weh", sagt Bischofsvikar Wilhelm Vieböck. Warum sich Menschen dazu entscheiden, der Kirche den Rücken zu kehren, sei unterschiedlich. "Viele haben einfach keinen Bezug mehr zur Kirche. Die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle rücken die Kirche auch nicht gerade in ein positives Licht", meint Pater Wolfgang Haudum aus Oberneukirchen. Manche sind außerdem der Meinung, dass sie für den Glauben nichts bezahlen müssen. "Das stimmt, aber jede Institution braucht Geld – sei es für Personal oder Gebäudeerhaltung", sagt Haudum. Die Pfarrkirche in Oberneukirchen wurde beispielsweise erst kürzlich um 1,6 Millionen Euro renoviert. "Das wäre ohne die Beiträge niemals möglich gewesen", so der Pfarrer.

Wieder mehr Mess-Besucher

Auch Corona hat sich auf die Kirche in Urfahr-Umgebung ausgewirkt. "Die Menschen sind vorsichtiger. Gerade zu Beginn der Pandemie blieben viele vom Gottesdienst weg", so Haudum. Nun steige aber die Zahl der Mess-Besucher wieder. "Man merkt, dass in letzter Zeit die Menschen hungrig auf Begegnungen sind. Sie nutzen den Gottesdienst, um unter die Leut' zu kommen", sagt der Oberneukirchner.

Junge Feldkirchnerin engagiert sich in Kirche

Nicht aus dem Blick geraten sollte laut Bischofsvikar Vieböck, dass sich nach wie vor sehr viele Menschen in Oberösterreich der Kirche zugehörig fühlen und sich in ihr engagieren. Eine davon ist Johanna Nösslböck aus Feldkirchen. Die 25-Jährige organisiert seit fünf Jahren die Sternsingeraktion in der Pfarre und ist als Nikolaus in Feldkirchen unterwegs. "Diese zwei Aufgaben sind jedoch auf eine sehr begrenzte Zeit im Jahr reduziert und ich hatte schon länger das Gefühl, dass ich mich mehr engagieren und mehr Verantwortung übernehmen möchte", erzählt Nösslböck. Daher entschied sie sich im ersten Lockdown dafür, die Ausbildung zur Wortgottesfeier-Leiterin zu machen. Diese absolvierte sie bei der Diözese Linz. Nun leitet die junge Pfarrgemeinderätin einmal im Monat eine Wortgottesfeier in Feldkirchen.

Veraltete Strukturen aufbrechen

Bei der Ausbildung war sie mit Abstand die jüngste Teilnehmerin. "Meiner Meinung nach hat die katholische Kirche ein grundsätzliches Imageproblem. Es gibt viele veraltete Strukturen und Denkweisen, die aufgebrochen gehören", so Nösslböck. Eine Initiative wie #OutInChurch sollte ihrer Meinung nach nicht notwendig sein, weil es selbstverständlich sein muss, dass sämtliche Lebens- und Liebesformen akzeptiert, respektiert und als wertvoll angesehen werden. Zudem sei es notwendig, dass sich die Kirche konkret und ernsthaft mit diversen Missbrauchsvorwürfen auseinandersetzt und selbst ein Interesse daran hat, dass diese lückenlos aufgeklärt werden. "Ein weiteres großes Thema ist außerdem die Öffnung des Priesteramtes für Frauen und die Aufhebung des Zölibats", so die Feldkirchnerin.

Zusammenhalt in der Pfarre

Die Kirche solle außerdem die sich ändernde Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen sehen und verstehen. "Nicht die Menschen müssen sich an die Kirche anpassen, sondern die Kirche an die Menschen", sagt die 25-Jährige. Was sie aber schätzt, ist der Zusammenhalt in der Pfarre. "Und dass jungen Menschen etwas zugetraut wird. Ich kann zum Beispiel im Pfarrgemeinderat meine Meinung zu diversen Themen ganz offen sagen und da habe ich das Gefühl, dass diese als wertvoll erachtet wird", so die Feldkirchnerin.

Was passiert mit dem Kirchenbeitrag?

  • Die 487 Pfarren in Oberösterreich erhielten im Jahr 2020 40,6 Prozent der Gesamteinnahmen der Diözese Linz. Der Anteil des Kirchenbeitrags an den Gesamteinnahmen betrug 74,6 Prozent.
  • Der Kirchenbeitrag ist die finanzielle Basis für Seelsorge, Hilfe, Bildung und Jugendarbeit, für den Erhalt von Kirchen und Kulturdenkmälern, für Pfarrheime, Friedhöfe und Aufbahrungshallen.
  • Der Beitrag fließt weiters in die Aus- und Weiterbildung sowie in kulturelle und spirituelle Angebote vom Kindes- bis ins Seniorenalter. Auch Beratungs-, Seelsorge- und Hilfsangebote werden mithilfe des Kirchenbeitrages finanziert, etwa die Telefonseelsorge 142 oder die Alten- , Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge.
  • Mehr Infos zum Kirchenbeitrag auf dioezese-linz.at/kirchenbeitrag.
Der Kirchenbeitrag wird oft als Austrittsgrund genannt. | Foto: BRS
DIe 25-jährige Johanna Nösslböck aus Feldkirchen. | Foto: Nösslböck
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