Überparteiliche Initiative
Neue Online-Petition für Regional-Stadtbahn Linz gestartet

- Robert Struger, Klaus Falkinger, Thomas Eichlberger und Josef Thurnhofer (v. l.)
- Foto: Mathias Lauringer
- hochgeladen von Gernot Fohler
Unter dem Motto "30 Jahre sind genug" haben sich vier namhafte Schienenbefürworter zusammengefunden, um mit einer Online-Petition neuen Schwung in die verfahrene Stadtbahn-Diskussion hineinzubringen. Es geht dabei um die Verknüpfung des Linzer Hauptbahnhofs mit dem Mühlkreisbahnhof und um das Stadtbahnprojekt zur JKU Linz und weiter nach Gallneukirchen und Pregarten. Thomas Eichlberger, Klaus Falkinger, Robert Struger und Josef Thurnhofer – mehr zu den Personen weiter unten – betonen ihre Überparteilichkeit. Sie fordern den Schulterschluss zwischen Stadt Linz und Land OÖ. Die Laufzeit der Petition ist bis 15. Dezember 2023 vorgesehen. 15.000 Unterschriften würden die Initiatoren als Erfolg sehen. Noch vor Weihnachten wollen sie die Unterschriften bei den Petitionsempfängern, Stadt Linz, Land OÖ und Bundesministerium abliefern.
Online-Petition: JETZT: Regional – Stadtbahn Linz auf Schiene bringen
LINZ/MÜHLVIERTEL. Aufgrund der vielen Arbeitsplätze ist Linz das zweitgrößte Einpendlerzentrum Österreichs. 52 Prozent aller in Linz Erwerbstätigen, laut Statistik Austria sind es 109.220 von 209.000, pendelt täglich zu ihren Arbeitsstätten nach Linz. Ein Großteil davon, rund 66 Prozent kommen aus den vier Bezirken des Mühlviertels. Aus der Mobilitätserhebung des Landes OÖ aus dem Jahr 2022 ist ersichtlich, dass rund 69 Prozent der Zielwege nach Linz mit dem Pkw zurückgelegt werden, während nur rund 21 Prozent den öffentlichen Verkehr nutzen.
Zeitfenster vor der Wahl
Der Betriebsrats-Obmann eines Linzer Großunternehmens und Sprecher der Betriebsräte in Mobilitäts-Fragen in der Linzer Industriezeile Thomas Eichlberger, der Kleinzeller Bürgermeister und Sprecher der ArGe Pro Mühlkreisbahn Klaus Falkinger, der frühere ÖBB OÖ Regionalmanager für Personenverkehr und Vorkämpfer für den Erhalt der Mühlkreisbahn Robert Struger und der frühere Öamtc OÖ-Direktor Josef Thurnhofer sprechen sich für eine rasche Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf den Öffentlichen Verkehr aus. Mit dem Thema beschäftigen sie sich seit Jahren: "Wir sind eine Gruppe von vier Personen, die bereits durch unsere früheren beruflichen Tätigkeiten mit der Thematik Verkehr vertraut sind", schreiben sie. "Als Überparteiliche wollen wir im öffentlichen Verkehr etwas bewegen", so Robert Struger. Das Quartett sieht das jetzige Zeitfenster vor den Nationalratswahlen 2024 als Chance, um Bewegung in die Sache zu bekommen. "Stadt und Land sollten schnell die Finanzierungsvereinbarung finden", sagt Thomas Eichlberger. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) haben zwar die Stadtbahnfrage zur Chefsache erklärt, aber die finanzielle Einigung ist ausgeblieben, obwohl die Grüne Mobiliätsministerin Leonore Gewessler dem Stadtbahnprojekt positiv gegenübersteht.
Eine alte Idee
Seit Beginn der 1990er Jahre liegen Untersuchungen für ein Schnellbahnkonzept für den Zentralraum Linz auf dem Tisch. Dabei würde das vorhandene Bahnnetz die besten Voraussetzungen bieten, um die Menschen aus dem Umland sternförmig ins Zentrum von Linz zu bringen. Der Hauptbahnhof Linz spielt als Nahverkehrsdrehscheibe, aber auch als Verknüpfung mit dem überregionalen Fernverkehr die maßgebende Schnittstelle.
Einzig eine innerstädtische Achse muss das System komplettieren, einerseits, um die Mühlkreisbahn mit ihrem hohen Anteil an Pendlern und Schülern einzubinden, andererseits, um wichtige Ziele in Linz erreichbar zu machen. Damals als City S-Bahn aufs Papier gebracht, später unter Verwendung anderer Termini wie RegioTram, etc. diskutiert, fehlte bis ins Jahr 2015 der politische Wille zur Umsetzung.
Stadtbahn nach Gallneukirchen-Pregarten
Inzwischen wurden die Anforderungen an das schienengebundene Verkehrssystem um die aufkommensstarke Achse nach Gallneukirchen und Pregarten erweitert und damit die Voraussetzungen für das Projekt "Regional – Stadtbahn Linz" geschaffen. Die Trasse von Linz via Treffling nach Gallneukirchen, Engerwitzdorf, Wartberg bis Pregarten wurde von der Landesregierung schon 2014 nach einer Korridoruntersuchung fixiert. Die Gemeinden müssen diese Flächen seither freihalten. "Wenn am Ausgangspunkt Park & Ride zur Verfügung steht und ein gutes ÖV-Angebot gegeben ist, dann ist im täglichen Pendlerverkehr die Regional-Stadtbahn die beste Wahl“, sagt Josef Thurnhofer. Die Fahrten müssten staufrei, komfortabel, stressfrei und pünktlich sein. Als Gallneukirchner fügt er an: „Je früher die Bahn bis Gallneukirchen fertig ist, umso besser, denn, nicht nur die A7, sondern auch der Buskorridor ist schon heute überlastet. Mehr Busse werden in Zukunft nicht Platz haben, sagt man beim OÖVV.“
Regionen und Tourismus stärken
Bürgermeister Klaus Falkinger aus Kleinzell (Bezirk Rohrbach) ist als Sprecher der ArGe Pro Mühlkreisbahn mit den Möglichkeiten und Problemen des ÖV im ländlichen Raum vertraut. Er sieht neben dem zukunftsgerechten Ausbau der Mühlkreisbahn, den er seit Jahren vorantreibt, die Regional-Stadtbahn Linz als Erfolgsfaktor für den Umstieg auf den umweltgerechten ÖV.
„Ohne Errichtung der Regional-Stadtbahn Linz ist eine Attraktivierung der Mühlkreisbahn nicht denkbar. Die Ziele in Linz müssen möglichst direkt erreicht werden. Nur so lassen sich die Menschen für den ÖV motivieren. Wir leisten bereits jetzt unseren Beitrag, indem wir Park & Ride-Anlagen, versperrbare Fahrradboxen und Last-Mile-Angebote forcieren“, sagt Falkinger und verweist auch auf das aktuell laufende Leader Projekt „Regionales Attraktivierungskonzept Mühlkreisbahn“.
Falkinger betont auch die touristische Komponente: „Freizeitverkehr wird immer wichtiger. Gerade hier bietet sich für Wanderer und Radfahrer die Bahn als umweltfreundliche Alternative an. Sanfter Tourismus! Aber nur, wenn die Bahn vom Zentrum von Linz ins obere Mühlviertel führt.“
Viele Mühlviertler arbeiten im Industriegebiet
"Als Sprecher der Betriebsrätepetition ´Verkehr Industriezeile’ und Sprecher der Betriebsräte in Verkehrsangelegenheiten, ist uns und mir die Regional-Stadtbahn Linz eine Herzensangelegenheit“, sagt Thomas Eichlberger, ein St. Gottharder. Zirka 46 Prozent der rund 50 000 Arbeitnehmer des Linzer Industriegebietes kommen aus den Umlandgemeinden des Mühlviertels. Für die Bediensteten der Betriebe müsse es daher endlich eine leistungsfähige Öffentliche Verbindung geben. Viel verspricht sich Eichlberger von den geplanten Fahrradabteilen der Stadtbahn. "Daher wird es künftig möglich sein, in einer Umlandgemeinde mit dem Fahrrad zuzusteigen, um dann den Rest der Strecke mit dem Fahrrad zur Arbeitsstätte fahren zu können."




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