Quo vadis
Ohnmacht?

Am 10. September jährt sich der Internationale Aktionstag der Suizidprävention (WHO). Wenn Sie das bis jetzt nicht wussten, sind Sie nicht alleine. ‚Alleine‘ ist ein gutes Stichwort. Menschen haben zunehmend Angst vor dem Alleinsein, vor Isolation, vor dem Gefühl einem System, einer Entwicklung ausgeliefert zu sein. Hat ein Mensch einmal das Gefühl, seine Würde verloren zu haben, ist guter Rat teuer. Laut den Experten wird die Zahl derer, die freiwillig aus dem Leben scheiden, für das heurige Jahr steigen.

Woran liegt es? Aktuell an vielen Entwicklungen.
Die Gründe für Suizid sind laut den Experten nicht in unheilbarer Krankheit oder in der Angst vor Schmerzen zu suchen, sondern in psychischer Erkrankung.
Wir alle können und wollen uns vieles nicht mehr vorstellen. Ich kann mir beispielsweise Geldmengen, von denen tagtäglich die Rede ist, physisch nicht mehr vorzustellen. Ein Blick auf meinen Gehaltszettel verheißt mir keine Millionen oder gar Milliarden an Euro. Auch nicht hochgerechnet. Aber als Staatsbürgerin bin ich an den Milliarden an Staatschulden sehr wohl beteiligt. Als Einzelperson immerhin im fünfstelligen Euro-Bereich. Noch in meiner Kindheit waren manche Dinge doch etwas (be-)greifbarer. Wenn man arbeitete und sich anstrengte, konnte man davon ausgehen, sich ein gutes Leben für sich und seine Familie leisten zu können. Dem ist heute nicht in jedem Falle so. Man ist in vielen Bereichen vielmehr dem Wohlwollen sogenannter ‚Macher‘ ausgeliefert. Beziehungen, nicht Leistung bestimmen vielerorts das Geschehen. Es sind dies dubiose, in sich geschlossene Systeme, die erst ruchbar werden, wenn sie sichtbar scheitern.
Legte man sich früher etwas auf die hohe Kante, bekam man dafür Zinsen. Heute muss man froh sein, wenn man dafür nicht bezahlen muss. Als Sparer werden wir durch die Null-Zinspolitik am Altar verschuldeter Staaten geopfert. Das übersteigt die Vorstellung vieler Menschen.
Ohnmacht bedeutet, ohne Macht zu sein. Es wundert mich nicht, wenn Menschen, die sich nicht mehr als Gestalter fühlen, daran verzweifeln. ‚Was auf dem Spiel steht‘ ist der Titel des Buches von Philipp Blom. Der Zugang zu meiner heurigen Sommerlektüre war mir schwer gefallen. Es hatte einiger Anläufe bedurft und ich habe auch ein paar Schrammen in meiner Denke davon getragen. Man darf nicht zimperlich sein. Es geht ans Eingemachte. Demokratieverlust - illiberale Demokratien entstehen auf demokratischem Weg vor unserer Haustür. Demokratie ist eine menschliche Erfindung und nicht in den Genen verankert.
Ob die Sicht der EU als Wertegemeinschaft den aufkommenden antidemokratischen Tendenzen Stand halten wird können, ist nicht gewiss. In schlechten Zeiten ist der Ruf nach starken Männern (…) nicht fern. Trübe Aussichten!
Als Teil einer Konsumgesellschaft unterliegen wir fixen Regeln. Wir arbeiten, nehmen fallweise Kredite auf und geben das Geld aus. Durch den ständigen Konsum haben wir das Gefühl, dazu zu gehören. Identität wird geschaffen, nicht aber Sinn. Konsumieren alleine ist nicht sinnstiftend. Keinesfalls auf Dauer. Die Corona-Krise führt uns vor Augen, was passiert, wenn wir diesen Kreislauf unterbrechen.
Die Klimaveränderung ist voll im Gange. Solange wir davon nicht direkt betroffen sind, verdrängen wir die Sache. Als Einzelne/r fühlen wir uns ohnehin machtlos und sehen uns nicht in der Rolle der Gestalter. Die Politik wiederum vermeidet notwendige Zäsuren. Man will ja wieder gewählt werden. Bildungsproblem?
Den Syrienkrieg haben wir erst über die Flüchtlingsbewegung wahrgenommen. Er hat seine Wurzeln ebenfalls in einer klimatischen Veränderung. Infolge extremer Dürre im Osten des Landes hatten die Menschen vor dem Krieg die Flucht in die Städte des Landes angetreten. Die fehlenden Infrastrukturen hatten letztendlich zu den Unruhen und zu einer Schau auf die desolaten Verhältnisse im Land geführt. Bis heute gibt es Krieg im Land, Diktatur und Fluchtbewegungen.

Die Lösung?
Den großen Schalter für eine bessere Welt gibt es nicht, aber viele kleine. Und an denen sitzen wir.

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