Bergrennen: Alter schützt vor Vollgas nicht

Toni Rechberger hat beim Bergrennen in Landshaag 
bisher zwei Gesamtsiege und 15 Podiumsplätze eingefahren. | Foto: gawe
  • Toni Rechberger hat beim Bergrennen in Landshaag
    bisher zwei Gesamtsiege und 15 Podiumsplätze eingefahren.
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  • hochgeladen von Gernot Fohler

ST. MARTIN, LANDSHAAG. Im Vorjahr hat Helmut Schleindlhuber mit 1:12,049 neuen Streckenrekord in den Mühlviertler Asphalt gebrannt. Die Schallmauer von unfassbaren 180 km/h Schnitt ist gefallen. 307 km/h zeigte der Tacho auf der Geraden. „Wenn alles passt, vom Frühstück angefangen bis über das Wetter, ist alles möglich“, glaubt der Streckenrekordhalter, diese Marke noch überbieten zu können. Wichtiger ist ihm allerdings, dass sein Sohn heil ins Ziel kommt. Ein größeres Starterfeld aus Italien wird die österreichischen Bergspezialisten am 14. und 15. April in Landshaag fordern. 240 Nennungen sind beim MSC Rottenegg eingegangen, darunter startet mit Petra Fischer eine einzige Frau (Supermotoklasse). Nach dem zweiten Lauf in Bergamo (It, 2. 9.) steht dann erstmals der Bergeuropacupsieger fest.

Ziel für 2013: Berg-EM
Ziel für nächstes Jahr: eine Bergeuropameisterschaft, dafür sind allerdings drei Rennläufe nötig.
In die Siegerliste eintragen kann sich auch der Gramastettner Toni Rechberger. Sein Arbeitsgerät: Eine Suzuki GSXR 1000. 185 PS sorgen für mächtig Dampf und genügend Vortrieb. Begonnen hat er seine Zweiradler Karriere mit einer 350er Yamaha RD 1977. Der Mühlviertler Sturkopf hat sich gegen den Willen seiner Eltern durchgesetzt und sie gekauft. Eine ungeplante Begegnung mit einem Reh auf der Straße endete fatal: Reh und Yamaha überlebten die Aktion nicht. Ähnlich verlief die erste Rennsaison mit einer 650er Kawasaki 1979: Fünf Rennen, vier Stürze war die ernüchternde Bilanz. 1988 stand der erste Sieg beim Bergrennen in Landshaag an, 2010 der zweite. Dazwischen regnete es durchwegs Stockerlplätze.
„Anspannung vor dem Start brauchst du. Der Puls geht hinauf. Auf den ersten Metern der Strecke denkst du nur mehr an die optimale Linie und an das Rennen. Du bist nur mehr in deiner Welt und konzentrierst dich aufs Fahren“, schildert er den Start eines Rennens. Die Gashand spricht mit dem Hinterrad.

185 Pferde galoppieren los. Nach 2,8 Sekunden wird der Asphalt mit 100 km/h unter dem Motorrad durchgezogen, sieben Sekunden reichen für 200 km/h. Aufpassen: Waldeingang – Erinnerungen werden wach.
1990 hat er den Straßenbelag hier ganz genau kennengelernt: Sturz beim Anbremsen. Die Folgen: Trümmerbruch der Hand. Weiter geht es durch den Wald. Waldausgang: „ Mutkurve“ wird die Biegung nach dem Wald, die auf die lange Gerade führt, bei Insidern genannt.

„Hier musst du schnell sein, um den Speed auf die lange Gerade mitnehmen zu können“, sieht er die Herausforderung als Schlüssel zum Sieg.
Du siehst nur wenig vom weiteren Straßenverlauf. Voriges Jahr habe ich fast die Mauer an der rechten Seite gestreift, mehr geht nicht mehr“, so der Vollgasprofi, wie er mit 230 km/h in den Bezirk Rohrbach eintaucht. Der Drehzahlbegrenzer regelt bei 13000 U/min ab. „Mein Tacho zeigt auf der Geraden 300 km/h an, mehr gibt die Anzeige nicht her“, schildert der 52-Jährige, wie die Geschwindigkeitsanzeige ihre Grenzen erreicht.

Gegner müssen „angasen“
Es geht die letzten von 3600 Metern den Berg hinauf. Die Suzuki wittert das Ziel. Die Gegner werden gewaltig angasen müssen. „35 Mal bin ich gestartet, 35 Mal war ich im Ziel, österreichischer Rundenrekord, 100 Prozent Finisher, das ist einmalig in der Geschichte der TT“, schildert der Bauingenieur seine Ausflüge auf die Isle of Man. Mit 210 km/h neben Steinmauern dahinzufliegen, verlangt gewaltiges Können. Eine Schrecksekunde gabs dabei auch schon. „Zuschauer haben bemerkt, dass sich der Bremssattel meiner Suzuki gelöst hat. Ein alarmierter Streckenmarshall hat mir die schwarze Flagge gezeigt. Das war aber nicht das Ende. Ein Rennbesucher am Rand der Strecke montierte von seinem Motorrad den passenden Ersatzteil ab. Nach der Montage habe ich das Rennen wieder aufgenommen und erfolgreich beendet“, erzählt er vom ungeplanten Boxenstopp, der wohl nur auf der TT möglich ist.

Gerührt, nicht geschüttelt
Bei der Siegerehrung in Landshaag 2010 zerdrückte er ein paar Tränen: Zweiter Sieg nach einer Pause von 22 Jahren. Die Zuschauer allerdings wussten: Er wurde nicht geschüttelt, er war nur gerührt.

Das Bergrennen in Landshaag findet am Samstag, 14. April (Training von 13 bis 17 Uhr) und am Sonntag, 15. April, (9 bis 11 Uhr Training, ab 12.30 Uhr Rennen) statt.

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Foto: Cityfoto
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