Infraschall
"Brummgeräusch" raubt Villacher Familie nicht nur Schlaf
Plattform setzt sich für Menschen ein, die unter tieffrequentem Schall beziehungsweise Infraschall leiden. Betroffene aus dem Bezirk Villach Land schildern die tägliche und nächtliche Tortur.
VILLACH LAND. Hörbarer Lärm umgibt uns jeden Tag und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gesundheitsgefährdend eingestuft. Subtiler und gefährlicher ist nicht oder kaum hörbarer Lärm beziehungsweise Schall im Wohnumfeld. Genau dieser gesundheitlichen Belastung ist eine Familie aus unserem Bezirk, die anonym bleiben möchte, täglich ausgesetzt. "Ich und mein Mann – wir sind beide etwas über 70 – leben seit 30 Jahren in unserem Haus. Seit November 2020 sind wir in den eigenen vier Wänden Infraschallwellen ausgesetzt, die uns stark gesundheitlich zusetzen", verrät eine Betroffene: "Das beeinflusst unseren Lebensalltag immens. Einem ist ständig übel, die Füße werden schwer, man kann nicht mehr klar denken und könnte ständig grundlos heulen. Es hat eine Weile gedauert, bis wir überhaupt realisiert haben, warum es uns ,grundlos‘ schlecht geht!"
Quelle unbekannt
Das Ehepaar hat einen Akustiker beauftragt, dem es gelungen ist, mit Messgeräten auf Papier zu bringen, warum es den beiden so schlecht geht. "Er hat herausgefunden, dass der Infraschall von einem technischen Gerät oder Aggregat stammt. Erst haben wir einen Nachbarn verdächtigt, dann ein Fernheizwerk, das eine Wohnsiedlung, die um unser Einfamilienhaus herum entstanden ist, im Winter mit Wärme, im Sommer mit warmem Wasser versorgt", schildert die über 70-Jährige, die 10.000 Euro für die Messungen bezahlt hat und gemeinsam mit ihrem Mann schon im Freien schlafen wollte, um dem unterschwelligen Lärm zu entfliehen: "Aber die Schallwellen durchdringen auch unseren Garten. Woher sie jetzt wirklich stammen, ist nach wie vor unklar!"
"Politik ist gefordert"
An dieser Stelle sei erwähnt, dass sowohl der Nachbar als auch das Fernheizwerk und der zuständige Bürgermeister sehr kooperativ und bemüht sind, das Problem zu lösen beziehungsweise zu lokalisieren. Aber bis dato konnte dem Ehepaar aus dem Bezirk Villach Land nicht geholfen werden. "Wir treten auch deshalb damit an die Öffentlichkeit, weil es wichtig wäre, die gesetzlichen Normen anzupassen. Alles um uns herum wird immer technischer und technologischer. Dass diese Technik auch etwas mit den Menschen macht, interessiert kaum jemanden", kritisiert die Betroffene: "Die Politik ist gefordert. Aber alle Bemühungen geraten immer wieder ins Stocken. Die Auswirkungen solcher ,Brummgeräusche‘ auf das Leben und die Gesundheit betroffener Menschen werden stark unterschätzt – glauben Sie mir das!"
Plattform will helfen
Weil das kein Einzelfall ist, sondern immer mehr Menschen in Kärnten und über die Landesgrenzen hinaus in ihrem Wohnumfeld von einer Belastung durch Infraschall (Frequenz unter 16 Hz/20 Hz, Anm.) und Körperschall (etwa Vibrationen, Anm.) von technischen Anlagen (Energieerzeuger, Energietransporte, etc., Anm.) betroffen sind, setzt sich die Brummtonplattform auf www.brummtonplattform.at für die Betroffenen ein. Die Plattform gibt es, weil seit etwa 15 Jahren eine Zunahme von Beschwerden und Belastungen durch tieffrequente Geräuschimmissionen aus technischen Quellen von Akustikexperten, Behörden, Anwälten, der Volksanwaltschaft etc. verzeichnet wird. Ein Ziel sind bundesweit einheitliche Lärm- und Schallschutzverordnungen und -Maßnahmen, die Menschen vor Dauerschallbelastung schützen.
Jetzt Petition unterzeichnen
Auf der Website www.brummtonplattform.at ist auch der direkte Link zur offenen Petition zu finden, die Soforthilfe für betroffene Menschen leisten soll. Kennen auch Sie Menschen, die unter Infraschallwellen oder Brummtönen leiden? Jede Unterschrift hilft!
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