Fußball-Schiris packen aus
"Es gibt Eltern, die sich aufführen"

- "Für manche Zuseher müsste das Foul-Fahnderl gewunken werden!"
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Saisonstart im Fußball-Unterhaus. Schiedsrichter im Bezirk sind gut aufgestellt. Dafür gibt es Probleme mit Eltern im Nachwuchs.
REGION VILLACH. Andreas Stastny ist Gruppensprecher der Schiedsrichter in Villach. 31 Unparteiische befinden sich in dieser Gruppe, von Feistritz/Drau bis nach Schiefling. "Wir sind die größte Gruppe in Kärnten, könnten aber dennoch noch gut zehn Schiedsrichter vertragen", spricht Stastny im Gespräch mit der Woche Villach den vielzitierten Schiedsrichtermangel an.
Mit Drohne begleitet
Als Gruppenleiter ist Stastny für seine Referees verantwortlich, nimmt die jungen Schiris unter seine Fittiche. "Bei mir gibt es ein Mentoring, die Schiedsrichter werden mehrmals zu Spielen begleitet, damit sie sehen, dass sie nicht alleine gelassen werden." Sogar eine Drohne schaffte sich Stastny an. "Damit kann man das Stellungsspiel der Schiedsrichter analysieren und verbessern."
Im Nachwuchs geht's rund
Ebenso eine Aufgabe des Schiri-Gruppensprechers: das Akquirieren von neuen Schiedsrichtern. Einfach ist dies nicht, denn: Unliebsame Zuschauer machen den Referees das Leben teils schwer. Stastny: "Vor allem im Nachwuchsbereich geht es teils leider rund, gibt es Eltern, die die Schiedsrichter beflegeln. Das ist auch ein Grund, warum der ein oder andere Junge gleich wieder aufhört." Zum Verständnis: Ein Schiri fängt im Nachwuchs an, kann sich von dort dann über die zweite und erste Klasse in die Höhe arbeiten. Was das Brutalste ist, was Stastny bis dato von Eltern hörte? "Da gibt es so einiges, das aber ganz sicher nicht zitierbar ist. Sprüche wie: ,Brich ihm die Füße, das ist ja nicht dein Bruder‘ gibt es aber leider."

- Andreas Stastny hat Villacher Schiris im Blick.
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Je höher, desto leichter
Je höher man als Unparteiischer pfeift, desto leichter werde es mit den Zuschauern. "In der Kärntner Liga bekommt man von außen viel weniger mit als etwa bei einem Nachwuchsspiel. Im Nachwuchs ist das Feld viel kleiner, muss man nicht sprinten, je weiter es nach oben geht, desto eher kann man die Geschehnisse von außerhalb ausblenden und die Spieler wissen dann auch, was sie dürfen und was nicht."
"Habe mir Harley finanziert"
Dennoch: Warum sollte man sich in seiner Freizeit beschimpfen lassen, will die Woche von Andreas Stastny wissen? "Es ist ein wunderschönes Hobby, man trifft viele engagierte Menschen, da darf man sich von ein paar Engstirnigen mit einer Regelkenntnis von anno 1985 nicht beirren lassen." Zudem merkt Stastny an: "Man kann mit dem Hobby ,Schiedsrichter' richtig gut verdienen." So bekommen Schiris pro Spiel Aufwandsentschädigungen, die steuerfrei sind. Zudem gibt es vom Verband Kilometergeld. Stastny: "Wenn ich einen guten Monat habe, dann kommen schon ein paar Hundert Euro zusammen. Ich konnte mir durch die Schiedsrichterei immerhin eine Harley und Urlaube leisten. Mit welchem Hobby kann man das noch?"
Auf- und Abstieg
Übrigens: Gleich wie Fußballteams können Schiedsrichter auf- und absteigen. Stastny: "Es gibt regelmäßige Beobachtungen, in der Unterliga etwa viermal. Dann werden noch die Ergebnisse der Regel- und Lauftests herangezogen. Jene, die ganz vorne sind, steigen auf, die letzten steigen ab."
Die Saison startet
Am kommenden Wochenende geht es los, starten die Fußballvereine im Bezirk von der Kärntner Liga bis zur zweiten Klasse in die Saison. Die Woche Villach portraitiert die Vereine in den kommenden Wochen, befragt die Verantwortlichen nach ihren Saisonzielen. Mehr dazu im Sport.

- Richard Strauss: "Extreme Gehässigkeiten lassen nach."
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"Wir haben viele ältere Schiris"
KÄRNTEN. "Durch Mehrfachbesetzungen geht es sich aus, dass wir alle Kampfmannschaftsspiele trotz Schiedsrichtermangel besetzen", sagt Richard Strauss, Besetzungsreferent des Kärntner Fußballverbandes. Bedeutet: Schiris pfeifen am Wochenende teils mehrmals. Im Nachwuchs gilt folgende Regel: Schiedsrichter sind ab der U13 zuständig, darunter kommen "Hilfsschiedsrichter" (bekommen die Hälfte an Aufwandsentschädigung, Anm.) oder "Vereinsschiedsrichter" (werden vom Verein gestellt) zum Einsatz.
Viele ältere Kollegen
Ein Problem: "Wir haben sehr viele ältere Schiedsrichter dabei, die können am Wochenende teils nur ein Spiel pfeifen. Künftig wird das ein großes Problem, wenn diese Kollegen herausfallen", so Strauss. Generell sei das Schiedsrichtersein "recht fordernd". Strauss: "Ab der Unterliga werden die Schiedsrichter beobachtet, können auf- und absteigen." Die Beobachtungen finden in der Kärntner Liga sechsmal pro Jahr, in der Unterliga viermal pro Jahr statt.
Gut Ding braucht Weile
Strauss weiter: "Es dauert zwei bis drei Jahre, bis man ein gestandener Schiri für eine Kampfmannschaft ist. Nach rund einem halben Jahr kommt man in die zweite Klasse, nach zwei, drei Jahren kann man in der Unterliga pfeifen, da muss man aber ein Talent mitbringen."
Mangel in Ost und West
Drastisch zu wenige Schiris gibt es im Lavanttal sowie in Spittal und Osttirol. "Im Lavanttal kommen wir mit Schiedsrichtern aus Klagenfurt und St. Veit über die Runden, aber in Spittal haben wir die wenigsten Schiedsrichter und das in einem Bezirk, in dem wir eigentlich viele Spiele hätten."
Unsportliches Verhalten?
Wie Richard Strauss, der selbst noch als Schiri aktiv ist, mit Beschimpfungen umgeht? "Ich arbeite seit 35 Jahren in der Jus-tizanstalt, ich kann mit so was umgehen." Grundsätzlich komme es auf das Auftreten und das Fingerspitzengefühl an. Was Strauss jedoch bemerkt: "Ich muss sagen, dass extreme Gehässigkeiten die letzten Jahre über nachgelassen haben, da viele merken, dass es ohne Schiri nicht geht."



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